Umweltschonender Hausbau: Paneele und Wände aus Popcorn
Bezahlbarer Wohnraum aus umweltschonendem und CO2-neutralem Baumaterial: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Göttingen haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Paneele aus Hanf, Flachs und Popcorngranulat herstellen lassen. Großer Vorteil dieses Granulats: Es ist eine biobasierte, umweltschonende und nachhaltige Alternative zu den bisher in der Industrie verwendeten Produkten auf Erdölbasis oder Gips. Das Material besitzt hervorragende Dämmeigenschaften und bietet guten Brandschutz. Über die kommerzielle Nutzung hat die Universität Göttingen einen weltweiten exklusiven Lizenzvertrag mit der Firma Smarter Habitat abgeschlossen.
Nachhaltiges Bauen ist in Anbetracht von Wohnraummangel, steigenden Baupreisen und der hohen Luftverschmutzung durch Zementherstellung und Bauwirtschaft ein zentrales internationales Thema. Speziell im Trockenbau dominiert die Anwendung von Gipskartonplatten mit all ihren Nachteilen: Schmutz beim Einbau, Probleme mit Feuchtigkeit, keine Möglichkeit der Wiederverwertung und aufwendige Entsorgung als Bauschutt.
Die Arbeitsgruppe „Chemie und Verfahrenstechnik von Verbundwerkstoffen“ an der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Universität Göttingen forscht schon seit Jahren im Bereich nachwachsender Rohstoffe. Als Verbundwerkstoff mit Laminaten aus Hanf und Flachs soll der bisher für Paneele benutzte PU-Schaum künftig durch das nachhaltige und leistungsfähige Produkt aus Popcorn ersetzt werden. Smarter Habitat möchte damit Paneele für den Trockenbau und weitere Anwendungen bis hin zu tragenden Außenwänden herstellen und unter dem Namen „Ecohab“ vertreiben. Neben den hervorragenden physikalischen Eigenschaften ist das Material wiederverwendbar, recyclebar und kompostierbar.
„Mit diesem neuen an die Kunststoffindustrie angelehnten Verfahren lassen sich nunmehr mit reinen Naturprodukten kosteneffizient Paneele für viele Bereich des Bauens im Industriemaßstab herstellen“, erklärt der Leiter der Forschungsgruppe, Prof. Dr. Alireza Kharazipour.
Datty Ruth, Gründer und CEO der Smarter Habitat ergänzt: „Wir werden unsere gesamte Kreativität einsetzen, um mit diesem zirkulären Material einen dringend benötigten Paradigmenwechsel in der Bauindustrie anzustoßen. Dieses Baumaterial ist ein Meilenstein für die Bauindustrie und verkörpert den Zeitgeist in Bezug auf Umweltziele wie kein anderes neues Produkt.“
Den Lizenzvertrag zwischen Universität und Smarter Habitat hat die MBM ScienceBridge GmbH vermittelt, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Georg-August-Universität Göttingen Stiftung Öffentlichen Rechts. Die Patentverwertungsagentur agiert für insgesamt neun niedersächsische Hochschulen und wissenschaftliche Einrichtungen: Sie prüft wissenschaftliche Erfindungen auf die Möglichkeit einer Patentanmeldung und auf wirtschaftliches Potenzial. Anschließend kümmert sie sich um die weltweite Vermarktung sowie die Verhandlung, Betreuung und Überwachung von Lizenzverträgen. Das aktuelle Portfolio enthält Projekte aus der Biomedizin, Medizintechnik, Messtechnik, Chemie, Physik und den Forst- sowie Agrarwissenschaften.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Alireza Kharazipour
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie
AG Chemie und Verfahrenstechnik von Verbundwerkstoffen
Büsgenweg 2, 37077 Göttingen
Telefon (0551) 39-33488
E-Mail: akharaz@gwdg.de
Internet: http://www.uni-goettingen.de/de/72176.html
Melanie Epp
Smarter Habitat GmbH & Co KG – Pressestelle
Baierbrunnerstraße 25-29, 81379 München
Telefon (089 ) 212 3148 11
E-Mail: melanie.epp.extern@smarter-habitat.com
Internet: http://www.smarter-habitat.com
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Architektur Bauwesen
Die zukunftsorientierte Gestaltung unseres Wohn- und Lebensraumes erhält eine immer größer werdende Bedeutung. Die weltweite Forschung in den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.
Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Nachhaltiges Bauen, innovative Baumaterialien, Bautenschutz, Geotechnik, Gebäudetechnik, Städtebau, Denkmalschutz, Bausoftware und Künstliche Intelligenz im Bauwesen.
Neueste Beiträge
Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen
An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…
Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean
20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….
Resistente Bakterien in der Ostsee
Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…