95 Gramm CO2-Ausstoß bei Neuwagen ab 2020 in EU: Ein Heimspiel für europäische Werkstoffindustrie

Besonders Strukturteile von Flugzeugen wie jene von Böhler Schmiedetechnik in Kapfenberg haben hohe Anforderungen in Bezug auf Leichtbau und Umformungstechnologien. Böhler Schmiedetechnik

Umformungstechnik ist die Grundlage zahlreicher industrieller Prozesse und Produkt-Designs. Egal ob extrem leichtes Mikro- oder tonnenschweres Freiformschmiede-Bauteil – die Wissenschaft der Formgebung von Stahl über Aluminium bis hin zu Verbundwerkstoffen versteckt sich in mehr Details unseres Alltags, als uns vielleicht bewusst ist.

Europäische Stähle und Hochleistungswerkstoffe ermöglichen geringeren CO2-Ausstoß bei PKWs wie auch bei Flugzeugen

Ein Schwerpunkt der Konferenz ist das Thema der Formgebung von höchstfesten Stählen, Leichtmetallen wie Aluminium und Magnesium, faserverstärkten Kunststoffen und warmfesten Hochleistungswerkstoffen – ein Bereich, in welchem Europas Werkstoffindustrie Spitzenreiter ist. Diese Materialen ermöglichen der Fahrzeug- und Luftfahrtindustrie leichtere Fahr- und Flugzeuge zu entwickeln oder die Betriebstemperatur in Verbrennungsmotoren und Turbinen zu steigern. Durch diese Maßnahmen kann Treibstoff eingespart und Emissionen reduziert werden. Die Experten der ESAFORM diskutieren wie zum Beispiel aus diesen Werkstoffen Leichtbau-Komponenten für Fahrzeuge gefertigt werden können, damit das Ziel der EU – ab 2020 darf der CO2-Ausstoß pro Neuwagen nur noch 95 Gramm betragen – am effektivsten erreicht wird.

Faszinierende Anwendungsgebiete für neue Werkstoffe

Wie können durch Verformung Nano- und Mikrostrukturen erzeugt werden, die gänzlich neue Eigenschaften aufweisen? Wie können die während der Verformung auftretenden physikalischen Prozesse durch Modellierung und Simulation beschrieben werden? An welchen neuen Methoden der generativen Fertigung (Stichwort 3D-Drucker) wird derzeit geforscht? Wie kann man die Energieeffizienz von umformtechnischen Prozessen erhöhen? Antworten auf diese und noch viel mehr Fragen suchen rund 300 internationale Expertinnen und Experten, die sich im Rahmen der 18. International ESAFORM Conference on Material Forming in Graz treffen. In den zahlreichen Vorträgen werden innovative Lösungen der Formgebung moderner Werkstoffe und Anwendungsgebiete präsentiert – von Nanostrukturen über Mikro-Forming bis hin zu Materialien aus Biomasse.

Die 18. ESAFORM-Konferenz ist zum ersten Mal in Österreich

Die diesjährige ESAFORM-Konferenz findet zum ersten Mal in Österreich statt, worauf die Organisatoren, das Forschungszentrum VIRTUAL VEHICLE und das Institut für Werkstoffkunde und Schweißtechnik der TU Graz, zu Recht stolz sind: „Wir freuen uns, eine Reihe hochrangiger Forscherinnen und Forscher erstmals in Graz begrüßen zu dürfen. Die ESAFORM 2015 ist ein international-renommierter Konferenzhöhepunkt dieses Forschungsbereichs und rückt Graz als Forschungsstandort noch weiter in den Vordergrund.“, so Prof. Christof Sommitsch vom Institut für Werkstoffkunde und Schweißtechnik der TU Graz.

Dr. Aldo Ofenheimer (VIRTUAL VEHICLE) sieht ein klares Erfolgsrezept: „Durch die sehr fruchtbare Kooperation und die starke Vertrauensbasis zwischen der TU Graz und unserem Forschungszentrum ist es uns möglich ein wertvolles lokales Netzwerk aufzubauen, das weit über die Landesgrenzen hinaus Erfolge und Wirkungen zeigt. Graz wird zunehmend ein bedeutender internationaler Knotenpunkt für Forschung im Hochtechnologie-Bereich.“

Weitere Technologie-Konferenzen in der Murmetropole

Die Relevanz von Graz als populäre Konferenzstadt spiegelt sich auch im aktuellen Event-Kalender der beiden Veranstalter wieder. Neben der ESAFORM-Konferenz sind weitere Großveranstaltungen geplant.

Die hauseigene Konferenz des Forschungszentrums – das Grazer Symposium Virtuelles Fahrzeug (GSVF) – findet im Mai zum 8. Mal statt und bringt rund 200 Gäste in die Landeshauptstadt. Der Schwerpunkt der Veranstaltung: Interdisziplinäre Entwicklung des Fahrzeugs 2020+. Auch die 38. Ausgabe der mittlerweile weltbekannten Konferenz „IAVSD Symposium on Dynamics of Vehicles on Roads and Tracks“ konnte durch das VIRTUAL VEHICLE heuer nach Graz, und somit zum ersten Mal seit 18 Jahren wieder nach Zentraleuropa, geholt werden. Das Symposium, zu dem ca. 200 Teilnehmer erwartet werden, findet im August statt und befasst sich mit der Dynamik von Straßen und Schienenfahrzeugen.

Das Institut für Werkstoffkunde und Schweißtechnik der TU Graz veranstaltet von 28.-30. April 2015 gemeinsam mit der ASMET, der „Austrian Society for Metallurgy and Materials“ erstmals die „8th European Stainless Steel and Duplex Stainless Steel Conference“ im Grazer Kongress, bei der ca. 150 Forscher aus Industrie und Akademia die neuesten Trends im Bereich der korrosionsbeständigen Stähle diskutieren.
Im September dieses Jahres wird bereits zum 11. Mal das internationale Seminar „Numerical Analysis of Weldability“ im Schloss Seggau stattfinden.
Außerdem kommt Ende Mai 2016 ein besonderer Konferenzhöhepunkt auf Graz zu: Mehr als 1200 Teilnehmer werden zur „THERMEC’2016“ in der Messe Graz erwartet, der weltgrößten Tagung zum Thema Verarbeitung modernster Werkstoffe.

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VIRTUAL VEHICLE

VIRTUAL VEHICLE ist ein international führendes Forschungszentrum in Graz/Österreich, das leistbare, sichere und umweltfreundliche Fahrzeugkonzepte für Straße und Schiene entwickelt. Wesentliche Elemente der Forschung und Entwicklung sind die Verknüpfung von numerischer Simulation und experimenteller Absicherung sowie eine umfassende Systemsimulation bis hin zum Gesamtfahrzeug.

Über 200 Expertinnen und Experten realisieren in einem internationalen Netzwerk aus Industrie- und Forschungspartnern innovative Lösungen und entwickeln neue Methoden und Technologien für das Fahrzeug von morgen. Aktuell arbeiten über 80 Industriepartner (u.a. Audi, AVL, Bosch, BMW, Daimler, Doppelmayr, Magna Steyr, MAN, Porsche, Siemens oder Volkswagen), sowie neben der TU Graz 45 weltweite universitäre Forschungsinstitute (u.a. KTH Stockholm, KU Leuven, Universidad Politécnica de Valencia, St. Petersburg State Polytechnic University, TU München, KIT Karlsruhe, University of Sheffield oder CRIM Montreal) eng mit VIRTUAL VEHICLE zusammen. Im Geschäftsjahr 2013 wurde ein Umsatz von 22 Millionen Euro erzielt.

Das COMET K2-Programm bietet die Basis für geförderte Forschungsaktivitäten bis mindestens Ende 2017. VIRTUAL VEHICLE leitet und begleitet eine Vielzahl zukunftsweisender EU-Projekte und bietet zugleich ein breites Portfolio an Auftragsforschung und Dienstleistungen an.

Institut für Werkstoffkunde und Schweißtechnik an der Technischen Universität Graz

Die stürmische Entwicklung der Technik, die begrenzten Ressourcen an Rohstoffen und Energie sowie die steigenden Anforderungen nach geringster Umweltbelastung machen die Werkstofftechnik zu einer Schlüsseltechnologie moderner Industrieländer. Vielfach stellen die zur Verfügung stehenden Werkstoffe die Grenze der Realisierbarkeit technischer Vorhaben dar. Das Institut für Werkstoffkunde und Schweißtechnik der TU Graz hat es sich zum Ziel gesetzt, insbesondere im Rahmen internationaler Kooperationen einen Beitrag zur Quantifizierung des Verhaltens der Werkstoffe in der Verarbeitung und im Betriebszustand zu leisten. Neben rein experimentellen Arbeiten wird besonders die Anwendung moderner Computermethoden in der Werkstoffkunde und Schweißtechnik betrieben. Eine enge Kooperation mit der Industrie wird angestrebt und realisiert.

Aufgabengebiete:
• Charakterisierung von Verarbeitungsgefügen
• Modellbildung und Simulation in der Werkstoffkunde und Schweißtechnik
• Optimierung von Gebrauchseigenschaften von Werkstoffen und Verarbeitungstechnologien
• Werkstoffentwicklung
• Werkstoffwahl
• Prozessentwicklung

http://esaform2015.at (ESAFORM Konferenz-Website)
http://www.v2c2.at (VIRTUAL VEHICLE)
http://iws.TUGraz.at (TU Graz, Institut für Werkstoffkunde und Schweißtechnik)

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Elisabeth Pichler idw - Informationsdienst Wissenschaft

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