Auto der Zukunft wird auch in Ulm entwickelt
„Ulm wird bei der Entwicklung der Autos der Zukunft eine zentrale Rolle spielen“, sagte Bundesforschungsministerin Annette Schavan am Freitag bei einer Pressekonferenz an der Universität Ulm.
„Stadt und Region werden zu einem Spitzenstandort für die Elektromobilität der Zukunft.“ Dabei sei das Ulmer Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) ein wichtiger Partner in der jetzt gestarteten Innovationsallianz zur Entwicklung modernster Lithium-Ionen-Batterien, „dem Herzstück künftiger Elektrofahrzeuge“.
Exzellente Rahmenbedingungen für Lehre und Forschung sollen dazu beitragen, „am Standort Ulm die besten Forscher und Entwickler auszubilden“. Mindestens zehn Millionen Euro will das Bundesforschungsministerium (BMBF) dafür in Ulm investieren, weitere 15 Millionen Euro soll das Verkehrsministerium des Bundes beisteuern.
Ziel der vom BMBF gemeinsam mit Partnern aus der Industrie vereinbarten „Innovationsallianz Lithium-Ionen-Batterie“ ist die Entwicklung der zweiten Generation leistungsfähiger und vor allem bezahlbarer Batterien bis zum Jahr 2015. „Signifikant verbessert“ werden sollen dabei Professorin Schavan zufolge Lebensdauer, Sicherheit und Leistungsfähigkeit der Batterien. Nötig dazu seien neue Materialien, Komponenten und Fertigungstechnologien für Batteriezellen, zudem will das Ministerium die Integration der Zellen in ein Batteriesystem sowie die Integration der Batterie in die Anwendung, das Auto der Zukunft also, fördern.
„Das ist ein Glücksfall für Ulm“, freute sich Uni-Präsident Professor Karl Ebeling nicht ohne Stolz auf Weitblick und langen Atem der Universität. Schließlich habe sie ihre Elektrochemie und deren Lehrstühle seit den 80er-Jahren gepflegt. „Allerdings haben wir 1989 noch nicht gewusst, dass sich diese zur Schlüsseltechnologie entwickeln würde.“ Im Vorjahr dagegen schon.
Da habe die Uni Ulm mit Blick auf zukunftsträchtige Ausbildungsangebote den internationalen Masterstudiengang „Energy Science and Technology“ eingerichtet, „prädestiniert gewissermaßen für die Ausbildung junger Leute zur Mitarbeit an diesem gewaltigen Projekt“. Überdies werde die Uni eine derzeit vakante Chemie-Professur auf die Elektrochemie ausrichten und einen weiteren Lehrstuhl dafür ausschreiben. „Das wird ein zentraler Schwerpunkt in der Universitätsentwicklung“, so Ebeling.
Große Freude auch bei ZSW-Vorstand Professor Werner Tillmetz: „Für uns gehen damit viele Träume in Erfüllung.“ Das ZSW sei darauf vorbereitet. „Kein anderes Institut hat diese Breite im Forschungskonzept von der Materialforschung über Zelltechnologie bis zu Sicherheitstests.“ Zudem verfüge das ZSW über das europaweit größte unabhängige Entwicklungs- und Testzentrum für Hochleistungsbatterien und Brennstoffzellen.
„Und kein anderes Institut hat in 20 Jahren Industriekooperation so viel Praxiserfahrung erworben.“ Belegt auch durch Zahlen: „Mehr als 80 Prozent unseres Budgets bestehen aus Drittmitteln“, so Tillmetz. Nur: Ungeachtet einer weltweit anerkannten Tradition („die besten Elektrochemiker kommen aus Deutschland, die Brennstoffzellen in den Space Shuttles auch“) habe die Disziplin „eine lange Flaute“ hinter sich, leide am Nachwuchsmangel. „Elektrochemiker sind in der Industrie die gefragtesten Leute. Das ZSW selbst holt Personal aus dem Ausland“, erklärte der Sprecher des Nationalen Strategierates Wasserstoff Brennstoffzellen, auch Mitglied der Expertengruppe „Energie“ der EU-Kommission.
„Hoch qualifizierte Fachkräfte sind knapp. Deutschland hat in den letzten Jahren umfangreiche Kompetenzen in der Elektrochemie verloren, da das Thema bei der Besetzung vieler Lehrstühle nicht an oberster Priorität stand“, hatte das BMBF ebenfalls festgestellt.
„Aber jetzt passiert etwas“, sagte Professor Tillmetz, „jetzt haben wir die einmalige Chance, unsere Kompetenzen auf diesem Gebiet auszubauen“.
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