Automobilbranche: Traditionsmarken in Gefahr
In den kommenden 18 Monaten werden die etablierten Automobilmärkte West-Europa, USA-Kanada und Japan drastisch in ihrem Wachstum gebremst.
Ursächlich für diese Entwicklung sind sowohl die hohen Öl- und Energiepreise als auch die Auswirkungen der Immobilien- und Bankenkrise in den USA. Zu diesem Schluss kommt das Center Automotive Research an der Fachhochschule Gelsenkirchen (CAR) in seiner aktuellen Markterhebung.
So geht man davon aus, dass der Automobilmarkt in West-Europa noch in diesem Jahr auf sein tiefstes Niveau seit elf Jahren fallen wird. Für die USA drückt sich dies sogar mit dem tiefsten Stand seit 1993 aus. Ohne China und Russland würde der Weltmarkt für die Automobilhersteller um knapp 1,5 Mio. Pkw schrumpfen. Damit sehen die Fachleute die Lage der etablierten Automobilmärkte ernsthaft in Gefahr.
In Zahlen ausgedrückt gehen die Automobilmarktanalysten davon aus, dass die Pkw-Verkäufe in den Triade-Märkten (West-Europa, USA-Kanada sowie Japan) noch in diesem Jahr um 2,4 Mio. Fahrzeuge gegenüber dem Vorjahr auf 34,6 Mio. Stück sinken werden. Dieser Wert entspricht einem Rückgang um 6,4 Prozent. „Verdeutlicht man sich den Rückgang einmal als Bild, dann wird der Autobranche bis Ende 2008 ein Markt in der Größe Englands fehlen“, unterstreicht CAR-Direktor http://www.fh-gelsenkirchen.de/fb11/homepages/CAR Ferdinand Dudenhöffer im pressetext-Interview.
Laut dem Experten müsse sich der gesamte Industriezweig auf einen längerfristig anhaltenden Abschwung einstellen, da dieser „keine Geschichte ist, die morgen schon zu Ende geht“. Diese Einschätzung wird von den erhobenen Marktkennzahlen gestützt. Demnach konnte man in den Triaden-Märkten in den vergangenen zehn Jahren weniger schlecht verkaufen als 2008.
Der rückläufige Absatztrend führte beginnend in den USA dazu, dass führende Hersteller wie Chrysler und General Motors ihre Kapazitäten verringern und Ford sogar einen bedeutsamen Produktionsstandort in Michigan ab dem 23. Juni für mehr als drei Monate schließen musste (pressetext http://pte.at/pte.mc?pte=080618004). „Derzeit würde ich nicht soweit gehen, dass der Markt hierzulande so drastisch einbricht wie in den USA.
Dennoch konnte man über die letzten Wochen und Monate hinweg feststellen, dass sich der Absatz zunehmend schwächer gestaltet und sich viele Hersteller schon jetzt warm anziehen“, so Dudenhöffer im Gespräch mit pressetext. Inzwischen haben deutsche und französische Hersteller begonnen, sich mit verlängerten Werksferien und teils verkürzten Produktionen auf den Abschwung einzustellen. Dabei ist der Großteil des Einbruchs jedoch nicht konjunkturell bedingt, sondern strukturell.
Während die hohen Treibstoffpreise die Automärkte in Nordamerika aus den Angeln gehoben haben, ist dieser Effekt in Europa zwar durch den schwachen Dollar stärker abgemildert. Aber bereits für die zweite Jahreshälfte 2008 geht das CAR von einem sich deutlich abzeichnenden Rückgang bei den Verkaufszahlen in West-Europa aus. „Der Treibstoffverbrauch wird für die meisten Käufer zum schlagenden Argument bei künftigen Neuanschaffungen. Daher gehe ich davon aus, dass sich nicht nur die Hersteller selbst, sondern auch die Zulieferindustrie in den kommenden zehn Jahren den neuen Marktbedingungen anpassen werden müssen“, erläutert Dudenhöffer.
Laut der Erhebung benötigt die Großserienproduktion leistungsfähiger Hybrid-Fahrzeuge jedoch mindestens drei Jahre, sodass derzeit noch eine Produktlücke vorhanden sei. Zusätzlich wird die Konkurrenz in Russland, China und Indien zu Kapazitätskürzungen bei Herstellern und Zulieferern in West-Europa führen, meint Dudenhöffer abschließend.
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