Automobilzulieferer in der Klemme
Auf den wachsenden Druck der Automobilindustrie reagieren viele Zulieferer mit Produktionsverlagerungen ins Ausland. Doch nicht für jedes Unternehmen sollte diese Strategie erste Wahl sein, empfiehlt das Fraunhofer ISI.
Deutschlands Automobilzulieferer stecken in der Klemme: Der Preisdruck führt zu geringen Renditen, die zur Zukunftssicherung über Forschung und Entwicklung kaum ausreichen. Andererseits erwarten die Automobilhersteller, dass sich ihre Zulieferer verstärkt als Entwicklungspartner engagieren. Das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung in Karlsruhe hat in einem von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Projekt untersucht, mit welchen Strategien die Unternehmen diesem Dilemma entkommen wollen. Dazu wurden Angaben von 182 deutschen Automobilzulieferfirmen analysiert.
Ein vieldiskutierter Ausweg sind Produktionsverlagerungen ins Ausland. Doch diese sind hauptsächlich für Systemlieferanten geeignet, die ganze Baugruppen direkt an die Automobilhersteller liefern. Diese so genannten first tier supplier müssen weltweit in der Nähe ihrer Kunden produzieren oder wollen neue Märkte erschließen – Strategien, bei denen ein Engagement im Ausland wichtig ist. Fast die Hälfte dieser Unternehmen hat daher schon eine Auslandsproduktion aufgebaut.
Anders sieht es bei Unternehmen im zweiten Glied aus, die einzelne Komponenten für die Systemlieferanten herstellen. Diese second tier supplier produzieren momentan erst zu 29 Prozent auch im Ausland, allerdings aus anderen Motiven: Ihnen geht es vor allem um die Reduzierung von Personalkosten. Doch diese Strategie steht häufig im Widerspruch zu dem in dieser Gruppe mehrheitlich verfolgten Ziel, sich durch die Qualität der Produkte von der Konkurrenz abzuheben. Da bei den kostengetriebenen Auslandsverlagerungen in der Automobilzulieferindustrie die Modernisierungspotenziale im Inland bislang erst unterdurchschnittlich erschlossen wurden, empfiehlt Projektleiter Gunter Lay diesen Betrieben, erst alle Potenziale am deutschen Standort auszuschöpfen, bevor über eine Produktionsverlagerung nachgedacht wird. Die Entscheidung für eine kostengetriebene Verlagerung sollte schließlich zur Strategie des Unternehmens passen. Andernfalls besteht die große Gefahr, dass die Zahl enttäuschter Rückverlagerer weiter anwächst.
Für Fragen zur Studie: Dr. Gunter Lay, Tel. 0721-6809-300, E-Mail: g.lay@isi.fraunhofer.de
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