Damit Fahrer ihr Auto richtig verstehen können

Der moderne Mensch ist in seiner alltäglichen Umwelt von einer Vielzahl akustischer Signale umgeben, die verschiedene Informationen tragen und uns bestimmte Vorgänge oder Ereignisse erkennen lassen. Auch bei der Mensch-Maschine-Interaktion im Automobil spielt die akustische Komponente eine immer wichtigere Rolle.

Forscher der Professur Arbeitswissenschaft der TU Chemnitz untersuchten unter der Leitung von Prof. Dr. Birgit Spanner-Ulmer Informations- und Warnsignale in Fahrzeugen. Der Maschinenbau-Absolvent Jens Mühlstedt schrieb im Rahmen dieses Projekts seine Diplom-Arbeit zum Thema „Akustische Informationen bei der Mensch-Maschine-Interaktion“. Darin analysierte er Informations- und Warnsignale, die zum Beispiel von Fahrerassistenzsystemen, der Einparkhilfe oder anderen Fahrzeugkomponenten erzeugt werden.

„Bisher gab es keinerlei Gestaltungsleitfäden, nach denen ein Ingenieur akustische Interfaces gestalten konnte. Die Formulierung von Anforderungen ist in den vorhandenen Industrienormen zu allgemein gehalten, und es fehlen Handlungsempfehlungen für die konkrete Gestaltung akustischer Informations- und Warnsignale“, erklärt Mühlstedt. Deshalb charakterisierte und verglich der Maschinenbau-Ingenieur zunächst die Signale von 20 ausgewählten Fahrzeugen nach Klangästhetik und Informationsgehalt. In einer späteren Untersuchung mussten Testpersonen dann u.a. folgende Fragen beantworten: „Was bedeutet das Signal für den Fahrer?“, „Wann würde er etwas tun?“, „Was würde der Fahrer anschließend tun?“. Außerdem waren die Testpersonen aufgefordert, den Klangeindruck des Signals ihrem Empfinden nach zu bewerten.

„Zum Beispiel ist das Hinweissignal für einen niedrigen Tankinhalt, dass bei der Fahrt ohne Vorwarnung auftritt, in einigen Autos so gestaltet, dass der Fahrer beim Ertönen des Signals möglicherweise erschrickt“, so der Maschinenbau-Absolvent. Der im „Usability Lab“ der Professur Arbeitswissenschaft durchgeführte Test hat gezeigt, dass beabsichtigte Aussagen des Signals mit deren akustischen Gestaltung häufig nicht übereinstimmen und zu Fehlinterpretationen führen können.

Vor diesem Hintergrund entwickelte Mühlstedt erste Prototypen gänzlich neuer Schallsignale für ein Auto. Dabei gestaltete er die akustischen Nachrichten so, dass sie reale Ereignisse oder Handlungen nachstellen. Der Arbeitswissenschaftler erläutert: „Jeder kennt zum Beispiel das unangenehme Piepen, wenn man bei Fahrtantritt vergessen hat, sich anzuschnallen. Das von mir entworfene Signal stellt das Klangbild des Rausziehens des Gurtes und Einrastens nach und gibt dem Fahrer damit eine klare Information, wie das Signal zu deuten ist.“ Darüber hinaus entwickelte Mühlstedt für Gefahrensituationen weitere Klangbilder – etwa das Quietschen einer Bremse im Falle eines nahenden Stauendes oder ein spezieller Hupton für den Fall, dass beim Spurwechsel andere Fahrzeuge übersehen werden.

Seine Tests mit Probanden haben gezeigt, dass die neuen Gestaltungsvorschläge im Vergleich zu den bisher bekannten Klangbildern eine deutliche Verbesserung darstellen. Damit liefert seine Diplomarbeit nicht nur eine breite Analyse bisher verwendeter akustischer Signale in Automobilen, sondern auch einen universell anwendbaren Gestaltungsleitfaden, der durch Anwendungshinweise ergänzt wird. Auch in Zukunft wird Mühlstedt als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Chemnitzer Professur Arbeitswissenschaft die Forschungen auf diesem Gebiet weiter vorantreiben.

Weitere Informationen erteilen: Dr. Holger Unger, Telefon (03 71) 5 31 – 35 324, E-Mail holger.unger@mb.tu-chemnitz.de und Dipl.-Ing. Jens Mühlstedt, Telefon (03 71) 5 31 – 36 464, E-Mail jens.muehlstedt@mb.tu-chemnitz.de

(Autorin: Janine Mahler)

Media Contact

Mario Steinebach Technische Universität Chemnitz

Weitere Informationen:

http://www.tu-chemnitz.de

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