Forschung zum Vorteil von Autofahrern

Minikreisel verhindern Staus
Bis das Getriebe kracht – Statistiktests im Autobau
RUBIN 1/2000: Forschung zum Vorteil von Autofahrern

Großen Nutzen für Verkehrslenkung und Automobilindustrie versprechen neue Forschungsergebnisse von Bochumer Wissenschaftlern – soeben im neu erschienenen RUBIN – Wissenschaftsmagazin der RUB veröffentlicht: Gegen Staus und verstopfte Straßen sind Minikreisel eine Lösung. Außerdem senken sie die Unfallgefahr. Das ergaben Untersuchungen von Prof. Dr.-Ing. Werner Brilon (Verkehrswesen, Fakultät für Bauingenieurwesen) im Auftrag des NRW-Wirtschaftsministeriums. Zwei Drittel des Versuchsaufwands und der damit verbundenen Kosten wiederum können Autohersteller bei der Entwicklung von Getrieben sparen. Prof. Dr. Holger Dette (Stochastik, Fakultät für Mathematik) entwickelte dazu ein statistisches Verfahren.

„Minikreisverkehr“: erfreut Autofahrer und Anwohner

Nur noch die Hälfte der Unfälle – eine deutliche Sprache für Minikreisverkehre mit einem Durchmesser von nur 13 – 25 Metern und überfahrbarer Mittelinsel. Seit 1997 sind sie in Nordrhein-Westfalen vermehrt anzutreffen: An 18 Plätzen wurden Minikreisel unterschiedlicher Ausführungen und Auslastungen gebaut. Eine Vorher-Nachher-Untersuchung der Bochumer Verkehrswissenschaftler analysierte Geschwindigkeiten, Fahrverhalten, Unfallgeschehen und die Lärmsituation. Die Ergebnisse geben Grund zur Freude. Minikreisel halbieren nicht nur die Unfallrate, sie sind zudem sehr leistungsfähig. Bei einer maximalen Auslastung von 20.000 Kfz/Tag prognostiziert Prof. Brilon, dass sie Staus verhindern und positive Impulse für die Stadtentwicklung geben. Davon wie von niedrigeren Geschwindigkeiten und geringerem Lärm, profitieren auch die Anwohner. Befragt, urteilten 60 Prozent mit „überwiegend gut“ bzw. „hervorragend“. Die Wissenschaftler warnen aber davor, wegen der geringen Baukosten nur noch auf die Minikreisel zu setzen. Der konventionelle Kreisverkehr mit fester Mittelinsel bleibt die beste Alternative, sobald ein Außendurchmesser von 26 Metern vorhanden ist.

Getriebetest per Statistik

Wer ein Auto kauft, dem ist selten bewußt, wie hoch die Entwicklungskosten der Hersteller sind. Allein ein neues Getriebe verschlingt bis zu 100 Mio. US$ Entwicklungskosten – wegen aufwändiger, notwendiger Testreihen, die sich viele Hersteller im harten Wettbewerb oft finanziell und organisatorisch kaum leisten können. Zwei Drittel dieser Ausgaben einzusparen, hilft den Autobauern die Maximum-Likelihood-Methode (ML-Methode). Das neue statistische Berechnungsverfahren von Mathematikern der RUB bietet breitere Einsatzmöglichkeiten und erlaubt genauere Schätzungen als die bisher übliche lineare Regression.

Erfolgreich bei Ford eingesetzt

Mit der ML-Methode haben die Bochumer Mathematiker ein Standardverfahren der Parameterschätzung erfolgreich für die spezifischen Anforderungen der Automobilentwicklung angewandt. Die Ingenieure können mit der ML-Methode die Lebensdauer des getesteten Elements noch genauer schätzen und dadurch teure Testreihen einsparen. Die breitere Einsatzmöglichkeit des Verfahrens trägt ebenfalls zur Ersparnis von zwei Dritteln des Versuchsaufwands bei. Dieses Ergebnis überzeugt auch in der Praxis. Die Ford Werke haben ihre Getriebetests auf die neue ML-Methode umgestellt. Die entsprechende Software kann für eine Anwendung mit MS Excel VBA bei den Autoren angefordert werden.

Außerdem in RUBIN

Die vollständigen Beiträge lesen Sie bitte in RUBIN 1/2000, wo Sie außerdem folgende Artikel finden: Überleben ohne Amputation; Schlaganfall – schnell und sicher diagnostiziert; Den Genozid überleben: Trauma und Zeugnis, Vergangenheitspolitik – Produktivität der Verdrängung?; Bilder im Recht und Bilder vom Recht, Der „Doppelpass“: verfassungswidrig?; RUBIN ist für 5 DM bei der Pressestelle der RUB erhältlich – und im Internet: http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/rubin.htm

Weitere Informationen

Prof. Dr.-Ing. Werner Brilon, Fakultät für Bauingenieurwesen der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-25936
Prof. Dr. Holger Dette, Lehrstuhl für Stochastik, Fakultät für Mathematik der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-23284, Fax. 0234/32-14559
Dipl.-Math. Christoph I. Kozub, Tel. 0234/25663105

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Dr. Josef König

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