Hightech lässt Blinde Auto fahren

Der Dirt Buggy für Blinde auf Testfahrt (Foto: vt.edu)

Das Blind Driver Challenge Team an der Virginia Tech arbeitet daran, Blinden das selbständige Fahren mit dem Auto zu ermöglichen.

Die Forscher haben dazu einen Dirt Buggy mit geeigneten Sensoren sowie speziell auf blinde Fahrer ausgelegten Interface-Lösungen ausgerüstet, damit Menschen ohne Augenlicht wirklich die Kontrolle über die Fahrt haben. Dieses System wurde nun erstmals auf einem geschlossenen Gelände erfolgreich mit blinden Fahrern getestet.

„Das war großartig“, so Wes Majerus, der erste blinde Testfahrer und Technik-Experte am Jernigan Institute der National Federation for the Blind (NFB). Das Institut hatte 2004 den Anstoß zum Projekt gegeben.

Die im Dirt Buggy genutzten Technologien basieren auf Entwicklungen, die für vollautonome Fahrzeuge gemacht wurden. Das umfasst etwa Laser-Entfernungsmesser als „Augen“ des Fahrzeugs. Allerdings hat das Team die Gesamtlösung nunmehr so angepasst, dass blinde Fahrer wirklich die volle Steuerkontrolle haben.

Dazu wurden nicht-visuelle Interface-Technologien entwickelt, die unter anderem Sprach-Feedback umfassen. Andere Komponenten sind eine Vibrations-Weste, die Aufschluss über die Geschwindigkeit gibt, ebenso wie ein Steuer, das akustisches Feedback über den Einschlag gibt. Auch ein taktiles Karten-Interface, das mittels Druckluft Informationen über Straßenverhältnisse und Hindernisse rund um das Fahrzeug bietet, wurde implementiert.

Majerus, der nach eigenen Angaben auf Feldwegen Erfahrung damit gesammelt hat, mithilfe eines menschlichen Beifahrers ein Fahrzeug zu steuern, bezeichnet die Testfahrt als befreiend. „Im Vergleich zu menschlichen Anweisungen bietet die Stimme im Blind-Driver-Challenge-Fahrzeug sehr genaue Informationen“, sagt er. Mit der technologischen Lösung könne man wirklich systematisch auf die Umwelt – die Teststrecke – eingehen. „Menschliche Beifahrer drücken sich teils sehr vage aus, etwa 'links abbiegen'“, meint Majerus. Daraus sei aber nicht ersichtlich, ob nur ganz leicht eingesteuert oder wirklich scharf abgebogen werden soll.

„Das ist gewissermaßen unsere Mondlandung“, bewertet Mark Riccobono, Geschäftsführer des Jernigan Institute, die historische Bedeutung des Projekts. Es handle sich um das erste funktionsfähige Fahrzeug, bei dem Blinde und Sehbehinderte das Steuer in die Hand nehmen können. „Blinde wollen ein unabhängiges Leben führen, warum sollten sie nicht auch fahren wollen“, sagt er.

Trotz des erfolgreichen Tests gibt sich Riccobono keinen Illusionen hin, dass blinde Fahrer schon bald US-Straßen erobern könnten. Das Auto müsste praktisch perfekt funktionieren, ehe die NFB sich wirklich dafür stark machen könne, aktuelle Gesetze zu kippen und Blinde legal ans Steuer eines Autos zu lassen. Ehe das Fahrzeugsystem entsprechend weit gediehen sein wird, müssten noch Mio. Dollar in die Entwicklung investiert werden.

Media Contact

Thomas Pichler pressetext.austria

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