Internationale Studie: Jeder dritte Autofahrer wünscht sich ein Auto mit Allradantrieb

Mehr als ein Drittel (38 %) aller Autofahrer in Amerika und Europa wünscht sich ein Auto mit Allradantrieb. Das ergab eine im Auftrag von MAGNA STEYR im zweiten Halbjahr 2002 unter Autofahrern, Automobilherstellern und führenden Meinungsbildnern (Fachjournalisten) durchgeführte Studie zum Thema „Wieviel Allrad braucht der Markt?“, deren Ergebnis anlässlich des „4. Internationalen Allradkongresses in Graz“ (13. – 14. Februar 2003) bekannt gegeben wurde.

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit besteht jedoch, vor allem in Europa, ein erheblicher Unterschied. Während im Vorjahr in den NAFTA-Staaten (ebenso wie in Japan) immerhin rund 22 % aller Fahrzeuge mit Allradantrieb produziert wurden, waren es in Westeuropa nur 5 %. Dem tatsächlichen Allrad-Anteil von durchschnittlich rund 17 % steht somit der Wunsch von durchschnittlich 38 % aller Autofahrer nach einem Allradfahrzeug gegenüber.

Somit hat Hubert Hödl, MAGNA STEYR-Vorstand für Marketing und Unternehmensplanung, auf die Frage „Wieviel Allrad braucht der Markt?“ eine klare Antwort, die dem Allradmarkt ein enormes Wachstumspotenzial bescheinigt: „Doppelt so viel wie zur Zeit!“
Die künftige Entwicklung des Allradmarktes wird sich, so Hödl, auf fünf Säulen stützen.

Der Allradantrieb

  • ist für die Automobilhersteller von zunehmender strategischer Bedeutung und
  • spielt bei der Entwicklung zukünftiger Antriebskonzepte eine wichtige Rolle
  • hat sehr heterogene Endkunden-Anforderungen zu erfüllen und
  • daher unterschiedlichste technische Lösungen zu bieten und
  • wird in Zukunft verstärkt in enger partnerschaftlicher Zusammenarbeit zwischen OEM’s und Zulieferern entwickelt und produziert werden.

Die Studie im Detail

Nach der Studie ist die Allrad-Begehrlichkeit in den USA doppelt so hoch wie in Europa. In Amerika wünscht sich mehr als die Hälfte der Autofahrerinnen und Autofahrer ein allradgetriebenes Fahrzeug (51 % Frauen, 55 % Männer), in Europa rund ein Viertel (27 % Frauen, 22 % Männer).

Hinsichtlich der Produkte leben Amerikaner und Europäer in höchst unterschiedlichen Allrad-Welten. Wird der amerikanische Allradmarkt von den „Sport Utility Vehicles“ (kurz: „Sport Utes“ oder SUV) und den Pick Up’s (kurz PUP) dominiert, so ist der europäische von klassischen Geländewagen à la Land Rover Freelander sowie von allradgetriebenen Personenwagen geprägt. Während europäische – und auch japanische – Autohersteller immer mehr Allradversionen von Pkw-Modellen anbieten, sind die „big three“ in den USA (GM, Ford und Chrysler) in diesem Segment kaum vertreten. Umgekehrt spielen die in Amerika so beliebten Pick Up’s in Europa praktisch keine Rolle.

Welch großes Interesse dem Thema Allrad allgemein entgegen gebracht wird, zeigt sich daran, dass laut Umfrage 68 % aller amerikanischen Autofahrer/innen und 45 % aller europäischen angeben, bereits über eigene Allrad-„Erfahrung“ zu verfügen.

Als allradspezifische Vorzüge werden von den Autofahrern emotionale Kriterien wie Freiheitsgefühl, Fahrdynamik, Fahrvergnügen, Image, Überlegenheit sowie Exklusivität und Individualität ebenso angeführt wie rationale Kriterien, u.a. Traktion, Sicherheit, Bodenfreiheit, Robustheit, Zugkraft und Fahrstabilität.

Als Nachteile werden u.a. höhere Anschaffungskosten von Allradfahrzeugen sowie der höhere Treibstoffverbrauch und die damit verbundene geringere Reichweite genannt. Andere Autofahrer stehen einfach auf dem Standpunkt „Ich brauche kein Allradauto“.

Bei näherer Betrachtung erweisen sich die am häufigsten genannten Nachteile als nicht stichhältig. Der höhere Preis von Allradfahrzeugen wird durch den tatsächlichen Mehrwert (siehe Vorzüge) voll wettgemacht. Darüber hinaus sind 4×4-Systeme trotz erheblicher Verbesserungen durch technischen Fortschritt heute vielfach billiger als in früheren Jahren. Auch der höhere Treibstoffverbrauch ist zu relativieren – Vergleichsmessungen haben gezeigt, dass etwa die in vielen Pkw bereits zur Standardausstattung zählende Klimaanlage einen höheren Mehrverbrauch verursacht als ein Allradantrieb.

Die meistgenannten Alternativen zum Allradantrieb speziell zur Verbesserung der Traktion sind elektronische Regelsysteme, Zweiradantrieb mit Traktionskontrolle oder mit Differentialsperre sowie Schneeketten und Spikesreifen.

Die OEM’s und der Allradmarkt

Das Ergebnis der Studie basiert auch auf Expertengesprächen mit acht Automobilherstellern. Die wichtigsten Gründe für die OEM’s, allradgetriebene Fahrzeuge anzubieten, sind

  • das Potential für Zusatzstückzahlen
  • der Imagegewinn
  • der Wettbewerbsdruck
  • leistungs- und drehmomentstarke Motoren, die mit Allradantrieb besser zur Geltung kommen sowie
  • die Marketingstrategie

Demgegenüber stehen folgende Risikofaktoren:

  • Stückzahl-Risiko
  • höherer Aufwand für Logistik und Flexibilität in der Fertigung sowie
  • für Service und Infrastruktur
  • „Kannibalisierung“ (= 4×4-Modelle werden zu Lasten von 4×2-Modellen der eigenen Marke gekauft)
  • erhöhter Flottenverbrauch und
  • höhere Kosten.

Die Zulieferer und der Allradmarkt

Obwohl ein Wachstum des Allradmarktes vorprogrammiert zu sein scheint, werden 4×4-Fahrzeuge im Vergleich zu 4×2-Fahrzeugen auch weiterhin in verhältnismäßig kleinen Serien gefertigt werden. Den kleinen Stückzahlen stehen jedoch verschiedene Allradsysteme für unterschiedliche Zielgruppen sowie eine große Variantenvielfalt innerhalb der Modellpalette der OEM’s gegenüber. In diesem Zwiespalt liegen die Chancen entsprechend kompetenter Zulieferer, den OEM’s mit Entwicklungs- und Produktionsumfängen zur Seite zu stehen, damit diese sich einerseits auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und andererseits dennoch die Anforderungen des Allradmarktes erfüllen können.

Laut Studie erwarten die OEM’s von ihren Partnern aus der Zulieferindustrie vor allem

  • Gesamtfahrzeug-Kompetenz in Entwicklung und Produktion
  • spezifische Allrad-Entwicklungskompetenz
  • komplettes Programm-Management inkl. Beschaffung und Logistik
  • Innovationsfähigkeit
  • Fähigkeit der Systemintegration
  • Elektronik-Kompetenz
  • selbstständiges Managen der Zulieferkette sowie
  • durch einschlägige Referenzen dokumentierte Erfahrung

Angesichts dieses Anforderungsprofils sieht Vorstand Hubert Hödl die Zukunftschancen für MAGNA STEYR mit Zuversicht: „MAGNA STEYR ist in der Lage, dieses Anforderungsprofil der Automobilhersteller voll und ganz zu erfüllen. Von allen Zulieferunternehmen hat MAGNA STEYR speziell in der Allrad- und Geländefahrzeugtechnik mit Abstand die meiste Erfahrung, das größte Know-how und auch die umfassendste Kapazität in der Entwicklung und Produktion von Allradsystemen und von kompletten Allradfahrzeugen. Für das künftige Wachstum des Allradmarktes sind wir daher bestens gerüstet.“

Allrad-Entwicklung: Neuer Schwung durch Elektronik

Es gibt viele technische Möglichkeiten, einen für seinen jeweiligen Einsatzzweck und die jeweiligen Systemanforderungen optimierten Allradantrieb zu realisieren. Die Brandbreite reicht von der reinen Traktionshilfe als einfachster technischer Lösung bis hin zu hochintegrierten, vollvernetzten Fahrdynamiksystemen mit Torque-Vectoring.

Der „optimale Allrad“ wird bestimmt durch

  • den Haupteinsatzzweck des Fahrzeuges
  • die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten (Vielseitigkeit des Fahrzeugs), den Kostenrahmen für die technische Umsetzung
  • Komfortvorgaben sowie durch
  • technologische Randbedingungen (Basis/Plattformfahrzeug)

Die MAGNA STEYR-Allradstudie bestätigt die klare Tendenz, dass automatische Systeme den manuell geschalteten Allradantrieb ablösen werden und das System der Zukunft der permanente Allradantrieb sein wird.

Von den unterschiedlichen technischen Konfigurationen des permanenten Allradantriebs werden folgende elektronisch gesteuerte Systeme zum Einsatz kommen:

  • Systeme mit begrenzter variabler Leistungsverteilung * Systeme mit variabler geregelter Leistungsverteilung
  • „Torque Vectoring“ = gesteuerte Momentenverteilung an alle angetriebenen Räder
  • Elektrischer Allradantrieb in Verbindung mit Hybridfahrzeugen

Integration des Allradantriebs in die Fahrdynamiksysteme Auch Allradfahrzeuge werden überwiegend auf befestigten Strassen bewegt. Der Allradantrieb findet sich zunehmend in Fahrzeugen, die mit modernen elektronischen Fahrdynamiksystemen ausgestattet sind. Der Allradantrieb kann in so komplexen Fahrzeugen nur dann optimal genutzt werden, wenn er mit den anderen Systemen des Antriebsstranges vernetzt ist.

Ein solches System elektronischer Regelung von Aktuatorik auf Basis schneller, robuster Controller (Mikrocomputer, Steuergeräte) ist hochkomplex und in seinen Möglichkeiten und Parametern nur mit modernsten Entwicklungsmethoden zu erreichen.

„Als Opinion Leader in der Allradtechnik stellen wir uns der Herausforderung,“ betont Dipl.-Ing. Harald J. Wester, MAGNA STEYR-Vorstand für Forschung und Entwicklung, „das beste Allradsystem für jeden gewünschten Einsatzzweck nicht nur durch unsere Kernkompetenzen in Bezug auf die mechanischen Allradkomponenten entwickeln zu können, sondern auch durch den Einsatz modernster Elektronik- und Softwareentwicklungsmethoden.“

Die anzuwendenden Entwicklungsmethoden umfassen

  • ollständig digitale Prozesse, in denen virtuelle Fahrzeuge samt deren Umwelt inklusive Fahrer simuliert werden
  • als auch gemischte Prozesse wie Hardware/Software in „the Loop Simulation“, wo reale Bauteile (Controller, Getriebe usw.) in Echtzeit in eine digitale Simulationsumgebung eingebunden und dort getestet und optimiert werden können.

Media Contact

Herfried Teschl MAGNA STEYR

Weitere Informationen:

http://www.magnasteyr.com

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