Neuer Schwerpunkt Fahrzeugtechnik
So mancher Professor der Fachhochschule Aalen würde derzeit gerne seine Autoschlüssel tauschen, in das neue Versuchsfahrzeug des Studiengangs Allgemeiner Maschinenbau einsteigen und in den privaten Gebrauch überführen. Der weinrote Mercedes der E-Klasse steht jedoch nur zu Messzwecken zur Verfügung. „In der Spende des Fahrzeugs manifestiert sich die Unterstützung der Automobilindustrie für unseren maschinenbaulichen Studienschwerpunkt Fahrzeugtechnik“, erklärt Studiengangleiter Prof. Wolfgang Günter. Der Schwerpunkt kann erstmals zum Wintersemester belegt werden.
Dann werden von den Aalener Professoren, während der Mercedes über den Asphalt rollt oder in Prüfständen eingespannt ist, Messdaten aufgenommen, die Auskünfte geben über Gier-, Wank- und Nickwinkel des Fahrzeugs, dessen Längs- und Quergeschwindigkeit, über den Schlupfverlauf der Reifen, die Biegeschwingungen der Abgasanlage als auch über Torsionsschwingungen des Antriebsstranges und vieles mehr. Die Daten sollen dann bezüglich eines sicheren Fahrzeugverhaltens ausgewertet werden. Eine Entwicklung aus diesen Messdaten könnte dahin gehen, eine rechnergestützte Erkennung des Fahrverhaltens zu entwickeln, die intelligente Reaktionen im Straßenverkehr erlaubt. Neben der passiven Sicherheit beim Unfall gebe es auch eine aktive Sicherheit, die Unfälle vermeidet, erläutert der Fachbereichsleiter für Maschinenbau und Werkstofftechnik, Prof. Dr. Wolfram Pannert. Elektronische Sensoren können Gefahrensituationen nicht nur früher erkennen als menschliche Fahrer, standardisierte elektronische Schaltkreise können zudem auf Gefahrensituationen ohne jede Panik adäquat reagieren. So kann ein Mikrochip aus dem Lenkradeinschlag und dem Drehwinkel des Autos erkennen, ob das Fahrzeug schleudert und die entsprechende Gegensteuerung veranlassen. Auf diese Weise lassen sich, die entsprechenden Daten gemessen, die Wünsche des Fahrers technisch erahnen und optimiert realisieren. „Es wäre auch denkbar, dass die Rechnereinheit das Fahrprofil erkennt und beispielsweise das Schaltgetriebe so ansteuert, dass möglichst kraftstoffsparend gefahren wird“, sagt Prof. Dr. Wolfram Pannert.
„Allerdings dürfen auch in der Fahrzeugtechnik, die konventionellen Elemente der Ausbildung nicht vernachlässigt werden“, fügt Prof. Günter hinzu. Schließlich könne man sich auch im Fahrzeugbau nicht darauf verlassen, dass die Elektronik ohne Ausfälle ihre Dienste leistet. Der Studiengang Maschinenbau sei daher sehr methodenorientiert, um die Studierenden in die Lage zu versetzen, Probleme jeglicher maschinellen Anforderung systematisch zu lösen. Im Schwerpunkt Fahrzeugtechnik wird die Methodenkompetenz etwas schärfer auf den Automobilbau zugeschnitten. Der Automobilindustrie werden damit sehr gut ausgebildete Absolventen geliefert. Ansonsten sei der Pkw eine Maschine wie jede andere auch, betont Prof. Günter. Nur sei eben das Auto beispielhaft für eine gelungene Synthese maschinenbaulicher Kenntnisse. Der Studiengangleiter für Maschinenbau meint weiter, dass die Automobilindustrie eine Vorreiterrolle für die Informationsverarbeitung im Maschinenbau eingenommen habe, und dass die auf diesem Felde gewonnenen Kenntnisse der Sensortechnik zukünftig auch auf Anlagen jeglicher Art angewandt würden. Der Schwerpunkt Fahrzeugtechnik sei aber, so Prof. Günter weiter, für die Region von strategischer Bedeutung, da sehr viele Absolventen der FH Aalen ihren Weg in die Automobilbranche nähmen. Entsprechend groß ist auch das Interesse der Studenten an dem neuen Studienschwerpunkt.
„Besonders vorteilhaft für den Studienschwerpunkt Fahrzeugtechnik wirkt sich natürlich aus, dass wir an der FH Aalen im Fachbereich Maschinenbau und Werkstofftechnik sämtliche Kompetenzen versammelt haben“, befindet Prof. Dr. Pannert. „Die Studiengänge Maschinenbau, Fertigungstechnik, Oberflächentechnik und Kunststofftechnik schreien doch geradezu danach, in einem Schwerpunkt Fahrzeugtechnik vereint zu werden“, so der Fachbereichsleiter. Neben diesem können von den Studierenden auch die Schwerpunkte Umwelttechnik, Mess- und Versuchswesen sowie Verfahrenstechnik und Anlagenbau gewählt werden. „Die breite Auswahl ergibt sich zwangsläufig aus der konsequenten Orientierung an der Methodenkompetenz“, ergänzt Prof. Günter. Daraus ergebe sich auch, dass auch Studierende mit dem Schwerpunkt Fahrzeugtechnik nicht auf Berufsfelder in der Automobilbranche eingeschränkt, sondern breitbandig einsetzbar seien, was sie letztlich in hohem Grade unabhängig vom Arbeitsmarkt mache.
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