Test auf Eis beweist: Keil verkürzt Bremsweg
Die Versuche unternahmen Experten des Automobilzulieferers Siemens VDO unter Aufsicht von Prüfern der DEKRA (Deutscher Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein) in Arjeplog knapp 100 Kilometer südlich des Polarkreises und rund 900 Kilometer nördlich von Stockholm. Bisherige Angaben über kürzere Anhaltewege der EWB waren lediglich in Simulationen ermittelt worden. Die mehrtägigen Tests bestätigten die Computerberechnungen eindrucksvoll. Siemens VDO wird die Erkenntnisse nun in die Weiterentwicklung der EWB einfließen lassen. Das neue Bremssystem ist in drei Jahren serienreif.
Die EWB stellt eine Revolution der Bremsentechnik dar, weil sie völlig ohne Hydraulik funktioniert. Jedes Rad hat seine eigene Einheit mit Bremszange, Bremsscheibe und Bremsklötzen, die rein elektronisch gesteuert werden. Herz der EWB ist ein Keillager, das durch eine besondere geometrische Form eine Selbstverstärkung der Bremse erreicht. So kann ein Elektromotor, der das Rollenlager bewegt, mit relativ geringer Energie eine große Bremswirkung erzielen: Der Bremsklotz wird durch die Drehung des Rades mitgezogen und überträgt so große Kräfte auf die Bremsscheibe. Der Elektromotor hält den Bremsklotz auf dem Rollenlager in der Position mit der optimalen Bremskraft. Sensoren überprüfen dabei 1000 Mal pro Sekunde die Lage des Bremsklotzes.
Hydraulische Systeme, wie sie heute in praktisch allen Autos verwendet werden, reagieren trotz ABS und Bremskraftverstärker prinzipbedingt träger. Bis sich nach dem Druck aufs Bremspedal der Druck in dem mit Flüssigkeit gefüllten System aufbaut, vergehen wertvolle Millisekunden. Bei der EWB laufen alle Signale elektronisch. Nach ihrer Einführung kann zudem auf die Produktion gesundheitsschädlicher Bremsflüssigkeit verzichtet werden. Allein für alle Neufahrzeuge in Deutschland werden pro Jahr niedrig geschätzt 5,4 Millionen Liter – umgerechnet rund 2200 Tankzüge voller Bremsflüssigkeit – benötigt. (IN 2007.04.3)
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