Treibhausgase aus Autoklimaanlagen reduzieren

EU soll umwelttechnologische Vorreiterrolle ergreifen

Die zunehmende Klimabelastung durch Autoklimaanlagen muss dringend reduziert werden. Das forderten der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie auf der Automobilmesse in Leipzig. Bundesumweltminister Trittin solle sich dafür einsetzen, dass der EU-Ministerrat bei der bevorstehenden Entscheidung über neue Kältemittel für Klimaanlagen die umweltverträglichste Lösung wähle. Das wäre auch im Interesse der deutschen und europäischen Automobilindustrie, die bei der Entwicklung emissionsarmer Klimaanlagen weltweit führend sei.

Dr. Hans-Jochen Luhmann, Wuppertal Institut: „Das heute übliche Kältemittel Tetrafluorethan (R134a) ist ein extrem klimaschädliches Treibhausgas und muss möglichst rasch ersetzt werden. Von den zur Wahl stehenden neuen Kältemitteln – Difluorethan (R152a) und Kohlendioxid (R744) – weist Kohlendioxid mit Abstand die bessere Klimabilanz auf. Difluorethan ist 140-mal klimaschädlicher, Tetrafluorethan sogar 1 300-mal.“ Die von BMW, Audi und Toyota entwickelte Kohlendioxid-Technologie sei so weit fortgeschritten, dass sie bereits in vier Jahren den bisherigen Standard ablösen könne. Difluorethan, das vor allem von US-amerikanischen Unternehmen favorisiert werde, berge als brennbares Gas größere Sicherheitsrisiken. Ein Einsatz wäre außerdem vor 2012 nicht möglich.

Dr. Werner Reh, BUND-Verkehrsexperte: „Die EU darf die Chance für eine umwelt-, industrie- und technologiepolitische Weichenstellung bei Autoklimaanlagen nicht verpassen. Wir befürworten den Vorschlag des Europaparlaments, Emissionsgrenzwerte für Neuwagen festzulegen, die nur mit Kohlendioxid-Anlagen eingehalten werden können. Jetzt kommt es darauf an, dass sich der EU-Umweltministerrat dem anschließt. Der Vorschlag der EU-Kommission, auch Difluorethan zuzulassen, ist angesichts der großen Nachteile nicht akzeptabel.“

Der Vormarsch von Autoklimaanlagen sei kaum noch aufzuhalten, obwohl sie zum Beispiel in Mitteleuropa nicht nötig wären. Von den im Jahr 2002 rund 3,3 Millionen neu zugelassenen PKW in Deutschland hatten bereits 87 Prozent eine Klimaanlage. Durch eine Klimaanlage erhöht sich der Energieverbrauch eines PKW um etwa zehn Prozent. Während des Betriebs und bei der Entsorgung gelangen große Mengen des extrem klimaschädlichen Kältemittels in die Atmosphäre. Der jährliche Kältemittelverlust eines PKW entspricht den Emissionen, die bei der Verbrennung einer ganzen Tankfüllung mit fünfzig Litern Benzin entstehen. Im Jahr 2012 wird die deutsche Autoflotte allein durch Kältemittelverluste das Klima so stark belasten wie ein Braunkohlekraftwerk.

In dreißig Jahren werden voraussichtlich weltweit doppelt so viele PKW wie heute auf den Straßen unterwegs sein. Der Zuwachs wird vornehmlich in den Ländern des Südens stattfinden, wo Klimaanlagen wegen der Hitze sinnvoll sind. Luhmann: „Die CO2-Klimaanlagentechnologie vermeidet den Aufbau einer zusätzlichen Klimalast in den Entwicklungsländern, die absehbar auf die Industrienationen zurückschlagen würde. Europa kann mit seiner Entscheidung für umweltfreundlichere Klimaanlagen eine technologische Vorreiterrolle ergreifen.“

Ein Hintergrundpapier zu Autoklimaanlagen und ihrer klimaschädlichen Wirkung ist als pdf-Dokument im Internet abrufbar.

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Dorle Riechert idw

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