TUCar: Vier Clausthaler Institute forschen am Auto der Zukunft
„TUCar“ heißt das Projekt, in das sich vier Institute der Oberharzer Hochschule einbringen. „Wir wollen möglichst schon 2009 auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt/Main einen ersten Prototypen präsentieren, der mit einem komplett neuen Rechnernetz ausgestattet ist“, sagt Professor Harald Richter vom Institut für Informatik. Bei ihm laufen die Fäden aller beteiligten Einrichtungen zusammen.
Der erste Abschnitt des Projektes ist geschafft. „Ein halbes Jahr hat es gedauert, bis die Bleistiftskizze in ein mechanisches Fahrwerksmodell umgesetzt worden ist“, berichtet Dr. Christian Vetter vom Institut für Prozess- und Produktionsleittechnik. Unter Anleitung des Ingenieurs haben die Maschinenbau-Studenten Christoph Löhr und Steffen Horn das „TUCar“ zusammengeschraubt und -geschweißt, dessen Materialwert derzeit 16.000 Euro beträgt.
In seinen Ausmaßen entspricht das Modell dem Golf V Variant. Die Bauteile für den Clausthaler Forschungsansatz hat der Volkswagenkonzern aus Wolfsburg bereitgestellt, die Firma Lenze liefert den Motor. Darüber hinaus ist der brasilianische Automobil-Zulieferer DHB Componentes Automotivos, Marktführer bei Lenkungssystemen in Lateinamerika, an der Forschungsarbeit interessiert. „Und auch die Hochschulleitung unterstützt uns“, sagt Professor Richter, „mit 50.000 Euro.“
Vor rund vier Jahren hatte der Wissenschaftler damit begonnen, auf dem Gebiet der schnellen Datenkommunikation im Automobil (Projekt CarRing II) zu forschen. CarRing II ist ein Echtzeit-Rechnernetz, das bereits an einer elektronischen Lenkung getestet wurde. Ein schneller Datenaustausch zwischen allen Elektronikkomponenten eines Autos ist Voraussetzung für viele moderne Funktionen aus dem Fahrerassistenz- und -informationsbereich, etwa für die elektronische Lenkung oder das elektronische Gas. Damit wiederum kann unter anderem die Sicherheit der Insassen erhöht werden.
Das Projekt CarRing II wurde 2007 auf Einladung der Veranstalter auf der IAA präsentiert und im gleichen Jahr als eine der 20 Top-Innovationen in Niedersachsen ausgezeichnet. Nun will Professor Richter den computergestützten Ansatz auf vier Räder stellen und auf das gesamte Fahrzeug ausdehnen. „Denn selbst in einem neuen Porschemodell steckt noch eine alte Informationstechnik“, weiß Richter. Neben der Lenkung sollen künftig auch Bremse, Gaspedal, Licht, Spiegel und Videotechnik an ein modernes Rechnernetz angeschlossen werden. Ziel ist das „mitdenkende“, intelligente Auto. Ein Vierrad, das beinahe um die Ecke fahren kann, muss keine Illusion bleiben.
Dafür hat sich der Informatiker Richter Unterstützung geholt. Außer dem Institut für Prozess- und Produktionsleittechnik, das den mechanischen Teil übernommen hat, füllen das Institut für Elektrische Energietechnik (Elektrik) und das Institut für Elektrische Informationstechnik (Elektronik) den interdisziplinären Ansatz mit Leben. Auch Studierende können von dem Forschungsvorhaben, unter dem sich jeder etwas vorstellen kann, profitieren. „Es liefert eine hervorragende Chance, eine praxisnahe Diplomarbeiten zu schreiben“, animiert Dr. Vetter die angehenden Ingenieure. Als das „TUCar“ im November „Richtfest“ feierte, haben schon zahlreiche Interessierte das neue Chassis in Augenschein genommen.
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