Aktivierung von Arzneistoffen durch Ultraschall

Im Labor wurden bereits erste Wirkstoffträgersysteme entwickelt, deren Aktivierung nach der Behandlung mit Ultraschall mithilfe von Licht bestimmter Wellenlänge mit dem bloßen Auge sichtbar ist. In ACTISONO werden sie für die Medizin weiterentwickelt.
(c) DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien / Hannes Woidich

Neuer Leibniz-WissenschaftsCampus in Aachen für innovative Therapien.

In Aachen entsteht zwischen DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien, Uniklinik RWTH Aachen und RWTH Aachen ein neues Forschungsnetzwerk: Im sogenannten Leibniz-WissenschaftsCampus „ACTISONO“ (Sonopharmacology – Activation of drugs by ultrasound) werden Forscher*innen aus Chemie, Biologie, Medizin und Ingenieurwissenschaften neuartige Technologien zur Aktivierung von pharmazeutischen Wirkstoffen mittels Ultraschall entwickeln. Am 19. März 2024 hat sich der Senat der Leibniz-Gemeinschaft für die Einrichtung des ersten WissenschaftsCampus in Aachen ausgesprochen. Die Forscher*innen werden zunächst vier Jahre zusammenarbeiten, die Gesamtfinanzierung beträgt rund 3,6 Millionen Euro.

Die Vision und das Ziel der Wissenschaftler*innen ist es, Ultraschall als externen Auslöser zu nutzen, um die Aktivität verschiedener Klassen von Wirkstoffen zu steuern. Damit möchten sie perspektivisch neue Möglichkeiten in der Therapierung von Erkrankungen wie beispielweise bakterielle Infektionen oder Schädigungen der Leber schaffen. Patient*innen soll so in Zukunft die gezielte Verabreichung von Arzneimitteln genau in den Regionen des Körpers ermöglicht werden, wo sie von Nöten sind, um Nebenwirkungen zu minimieren.

„Wir freuen uns außerordentlich über die Gelegenheit, durch den Leibniz-WissenschaftsCampus ein neues interdisziplinäres Forschungsfeld zu gestalten. Mit unserem Projekt möchten wir neue Fachkräfte ausbilden sowie zum Wohle der Patient*innen beitragen“, so Professor Andreas Herrmann, Sprecher des Leibniz-WissenschaftsCampus und wissenschaftlicher Direktor des Aachener Leibniz-Instituts. Neben der Entwicklung der verschiedenen chemisch-medizinischen Wirkstoffträger liegt ein weiterer wichtiger Schwerpunkt auf der Untersuchung ihrer Sicherheit für die spätere mögliche Anwendung in Patient*innen. Zusätzlich widmet sich ein Projektteilbereich der Entwicklung hochspezialisierter Ultraschall-Technik, die für das Vorhaben benötigt wird.

„Der neue Leibniz-WissenschaftsCampus leistet einen wichtigen Beitrag zur Pionierarbeit der transformativen medizinischen Materialien aus Aachen“, so Professor Stefan Uhlig, Dekan der Medizinischen Fakultät der RWTH Aachen University. Der Standort Aachen verfügt über eine lange Tradition und Expertise in der Entwicklung neuartiger transformativer biomedizinischer Materialien, welche auch in einem neuen Exzellenzcluster gebündelt werden soll.

Die Mission des geplanten Exzellenzclusters „Transformative Medical Materials: Design, Production, Translation“ (TransMedMat) besteht darin, eine neue Ära der Medizin einzuleiten. Diese soll durch die Entwicklung und Anwendung neuartiger transformativer biomedizinischer Materialien ermöglicht werden. Diese Materialien sind in der Lage, sich an biologische Schnittstellen anzupassen und mit ihnen im menschlichen Körper zu interagieren. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft und der Wissenschaftsrat haben Professor Fabian Kiessling und Professorin Laura De Laporte, als Sprecher von TransMedMat, nun aufgefordert, einen entsprechenden Vollantrag auf Förderung im Rahmen der Exzellenzstrategie auszuarbeiten. Die beiden Wissenschaftler*innen sind auch Teil des ACTISONO-Forschungskonsortiums.

„Der Leibniz-WissenschaftsCampus ‚Sonopharmakologie‘ passt hervorragend auf den Campus der RWTH. In ihm drückt sich nicht nur die Vernetzungsstärke aller Partner aus, er steht auch für unsere Strategie, die Lebenswissenschaften noch stärker zu fokussieren. Dass wir nun mit TransMedMat einen weiteren Clusterantrag in der Exzellenzinitiative stellen können, zeigt, welche Stärken wir an dieser Stelle bereits entwickelt haben und weiter ausbauen wollen.“, so Professor Ulrich Rüdiger, Rektor der RWTH Aachen.

Leibniz-WissenschaftsCampi ermöglichen Leibniz-Einrichtungen und Hochschulen eine thematisch fokussierte Zusammenarbeit im Sinne einer regionalen Partnerschaft. Ziel ist es, Netzwerke zu schaffen, um den jeweiligen Forschungsbereich weiter zu entwickeln und das wissenschaftliche Umfeld zu stärken. Leibniz-WissenschaftsCampi betreiben strategische Forschung, befördern Interdisziplinarität in Themen, Projekten und Methoden, machen den jeweiligen Standort auf dem jeweiligen Themengebiet sichtbar und stärken sein Forschungsprofil.

Über das DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien
Das DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien e.V. (DWI) verfolgt das Ziel, Materialfunktionen zu entwickeln, wie man sie bisher nur von der belebten Materie kennt. Das betrifft beispielsweise die Fähigkeit, Materialeigenschaften an sich ändernde äußere Bedingungen anzupassen, die Gestalt zu ändern, auftretende Defekte selbst zu reparieren und die Wechselwirkung mit belebter Materie zu steuern. Diese innovativen Materialien sollen Fortschritte unter anderem in Medizin und Diagnostik, sowie wie in den Bereichen Mobilität, Umwelt und Nachhaltigkeit ermöglichen und so zu einer besseren Lebensqualität im 21. Jahrhundert beitragen.

Das DWI ist eine von Bund und Ländern finanzierte Forschungseinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft mit Sitz in Aachen. Das Institut wurde am 1. Januar 2014 als erstes Aachener Institut in die Leibniz-Gemeinschaft aufgenommen. Es entwickelte sich aus dem 1952 gegründeten Deutschen Wollforschungsinstitut. Heute ist das DWI ein international sichtbares und interdisziplinär ausgerichtetes Forschungsinstitut im Bereich der Materialwissenschaften mit Kernkompetenzen in der Chemie, Biotechnologie sowie der Verfahrenstechnik und beschäftigt rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Über die Uniklinik RWTH Aachen (AöR)
Die Uniklinik RWTH Aachen verbindet als Supramaximalversorger patientenorientierte Medizin und Pflege, Lehre sowie Forschung auf internationalem Niveau. Mit 36 Fachkliniken, 33 Instituten und sechs fachübergreifenden Einheiten deckt die Uniklinik das gesamte medizinische Spektrum ab. Hervorragend qualifizierte Teams aus Ärzten, Pflegern und Wissenschaftlern setzen sich kompetent für die Gesundheit der Patienten ein. Die Bündelung von Krankenversorgung, Forschung und Lehre in einem Zentralgebäude bietet beste Voraussetzungen für einen intensiven interdisziplinären Austausch und eine enge klinische und wissenschaftliche Vernetzung.
Rund 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen für patientenorientierte Medizin und eine Pflege nach anerkannten Qualitätsstandards. Die Uniklinik versorgt mit 1.400 Betten rund 50.000 stationäre und 200.000 ambulante Fälle im Jahr.

Über die RWTH Aachen
Die RWTH Aachen University bedient sich der starken Forschungsnetzwerke und der intellektuellen Neugier ihrer Mitarbeitenden, um Wissen zu anspruchsvollen wissenschaftlichen Fragestellungen zu generieren, führendes Wissen zu transferieren und Lösungen zu entwickeln, die sich auf heutige und zukünftige Herausforderungen auswirken. Die Exzellenzinitiative von Bund und Ländern bot der RWTH die einzigartige Möglichkeit, ihr Forschungsprofil zu schärfen. Dies förderte den stetigen Transformationsprozess der RWTH zu einer Integrierten Interdisziplinären Technischen Universität. Die Universität bildet über 45.000 Studierende aus, die in 170 Studiengängen eingeschrieben sind, davon mehr als 14.437 internationale Studierende aus 141 Ländern.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Andreas Herrmann
Wissenschaftlicher Direktor
DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialin
Sprecher des Leibniz-WissenschaftsCampus „ACTISONO“

Weitere Informationen:

Kontakt für weiterführende Informationen:
http://kommunikation@dwi.rwth-aachen.de

https://www.dwi.rwth-aachen.de/seite/neuer-leibniz-wissenschaftscampus-am-dwi

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