Neues Graduiertenkolleg will Funktion von Zelleiweißen aufklären

Knapp 100.000 Eiweiße (Proteine) arbeiten vermutlich in einer durchschnittlichen menschlichen Zelle Hand in Hand – als Miniatur-Pumpen oder Katalysatoren, als Bauelemente, die die Zelle auskleiden und dadurch in Form halten oder „Anstandsdamen“, die andere Proteine in die richtige Form bringen. Von vielen Eiweißen ist aber noch gar nicht bekannt, welche Funktion sie in der Zelle erfüllen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat nun an der Universität Bonn ein neues Graduiertenkolleg bewilligt, das die weißen Flecken auf der Proteinlandkarte füllen möchte.

Die Wissenschaftler suchen dazu unter anderem nach Substanzen, die sich gezielt an bestimmte Zelleiweiße heften und dadurch ihre Funktion behindern. Spritzt man derartige Hemmstoffe beispielsweise in Eier der Taufliege Drosophila, so können bei der Entwicklung zur Fliege Störungen auftreten, die weitreichende Rückschlüsse auf die Aufgabe des ausgeschalteten Proteins erlauben. Im Blickpunkt der beteiligten Forscher stehen dabei unter anderem Signalstoffe, die bei der Embryonal-Entwicklung eine Rolle spielen. Sie können dadurch dafür sorgen, dass sich aus Zellen mit der identischen genetischen Ausstattung völlig unterschiedliche Gewebetypen oder Organe bilden.

Im Graduiertenkolleg „Analyse von Zellfunktionen durch kombinatorische Chemie und Biochemie“ kooperieren Mediziner, Chemiker, Pharmazeuten und Biologen bei der Ausbildung ihrer Nachwuchswissenschaftler. Sprecher ist der Biochemiker Professor Dr. Michael Famulok, der für seine Forschungsarbeiten zu einer speziellen Gruppe von RNA-Molekülen, den Aptameren, im vergangenen Dezember mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet wurde. An der Universität Bonn fördert die DFG momentan 13 Graduiertenkollegs, in denen Doktoranden und Doktorandinnen die Möglichkeit haben, ihre Arbeit im Rahmen eines koordinierten, von mehreren Hochschullehrern getragenen Forschungsprogramms durchzuführen. Absolventen von Graduiertenkollegs sind in der Regel umfassender qualifiziert und – laut DFG-Statistik – durchschnittlich zwei Jahre jünger als andere Doktoranden.

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Frank Luerweg idw

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