Bodyguards für Bananen

Björn Niere wird in den kommenden drei Jahren Feldversuche an Bananen in Uganda durchführen.


Die Universität Bonn erforscht momentan in Uganda, ob sich bestimmte endophytische Pilze als „Bodyguards“ von Bananenpflanzen eignen. Erste Kandidaten haben die Wissenschaftler schon entdeckt.

Wenn Montezuma Rache übt, hilft häufig die Einnahme von lebendigen Hefepilzen, um die Beschwerden zu beseitigen. Hefe hemmt das Wachstum von schädlichen Keimen und trägt so dazu bei, dass sich die Darmflora regeneriert. Ein gesundes Darmmilieu hindert seinerseits eindringende Krankheitserreger daran, sich zu vermehren. Auch in Pflanzen leben zahlreiche Pilze und Bakterien, sogenannte Endophyten, von denen einige Schädlingsbefall verhindern können. Die Universität Bonn erforscht momentan in Uganda, ob sich bestimmte endophytische Pilze als „Bodyguards“ von Bananenpflanzen eignen. Erste Kandidaten haben die Wissenschaftler schon entdeckt.

Der Feind der Banane ist klein, unscheinbar und schwierig zu bekämpfen: Der Fadenwurm Radopholus similis schmarotzt in den Wurzeln der Bananenstaude und kann sie dadurch so sehr schädigen, dass sie ihren Halt im Boden verliert und umfällt. An seinem schändlichen Treiben lässt sich der weltweit verbreitete Wurm auch nur schwer hindern: Chemische Bekämpfungsmöglichkeiten sind aus ökologischer Sicht bedenklich und fast ausnahmslos unerschwinglich für Kleinbauern in Entwicklungsländern, die für lokale Märkte produzieren und die der verursachte Ernteausfall besonders hart trifft. Resistente Sorten sind zudem nur begrenzt verfügbar. Die Suche nach biologischen Bekämpfungsmöglichkeiten gewinnt daher sowohl unter ökonomischen als auch ökologischen Gesichtspunkten an Bedeutung.

„In der Natur werden Pflanzen von einer Vielzahl an Bakterien und Pilzen bewohnt – jede Sorte verfügt über eine Art ’Finger-abdruck’ von spezifischen Mikroorganismen“, erläutert Prof. Dr. Richard Sikora vom Institut für Pflanzenkrankheiten der Universität Bonn. Und einige von ihnen scheinen lebensnotwendig zu sein: Zieht man beispielsweise Bananen im Labor unter sterilen Bedingungen heran, sind sie sehr viel anfälliger für Parasitenbefall als ihre Geschwister, die unter natürlichen Bedingungen aufgewachsen sind.

„Wir sprechen von ’biologischer Verstärkung der Pflanzengesundheit’“, erläutert Sikora. Ziel der Wissenschaftler ist es, diejenigen Endophyten zu identifizieren, die ihre Mutterpflanze schützen. Mit diesen Mikroorganismen könnte man nämlich vielleicht auch andere Pflanzen „impfen“, um sie so unempfindlicher für Parasitenbefall zu machen.

„Wir haben bereits mehrere Pilze isoliert, die dazu vielleicht geeignet sind“, sagt Björn Niere, der am Institut für Pflanzenkrankheiten promoviert. In den nächsten drei Jahren will er nun in Uganda im Feldversuch testen, ob die Kandidaten die gewünschte Wirkung zeigen. Dazu werden die Bananenpflanzen in Gewebekultur steril herangezogen, danach in eine Lösung von Pilzsporen getaucht und einige Monate später ausgepflanzt. Auf der Plantage wird dann untersucht, ob die Pflanzen besser gedeihen als unbehandelte Stauden. Partner der Pflanzenkundler ist das International Institute of tropical Agriculture; gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit.

Erste Ergebnisse sind vielversprechend: Unter Feldbedingungen konnten die Stauden den Angriff einer weiteren wichtigen Nematodenart, Helicotylenchus multicinctus, noch vier Monate nach Pflanzung besser abwehren als unbehandelte Exemplare – ausreichend, um ihnen in den kritischen ersten Lebensmonaten einen wichtigen Startvorteil zu verschaffen.


Weitere Informationen: Prof. Dr. Richard Sikora, Institut für Pflanzenkrankheiten der Universität Bonn, Tel.: 0228/73-2439, E-Mail: rsikora@uni-bonn.de

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Frank Luerweg idw

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