Deutschlandweites Bionik-Netzwerk eingerichtet
Ein bundesweites Bionik-Netzwerk unter Beteiligung der Universität Bonn will Bio-Patente für den Menschen nutzbar machen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt die Einrichtung mit insgesamt 2,4 Millionen Euro.
Und der Haifisch, der hat Zähne – sogar auf der Haut: Die ist so rau, dass sie als Sandpapier dienen könnte. Zahlreiche winzigkleine Rippen minimieren den Strömungswiderstand und lassen den Hai so schneller schwimmen. Ingenieure nutzen diese „Erfindung“ der Natur inzwischen, um beispielsweise den Luftwiderstand von Flugzeugen zu verringern. Bis zu 8 Prozent Treibstoff können die rauen Flieger so sparen.
Ein bundesweites Bionik-Netzwerk will Bio-Patente für den Menschen nutzbar machen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt die Einrichtung mit insgesamt 2,4 Millionen Euro. Neben den Universitäten Berlin und Saarbrücken, die über lange Erfahrung auf dem Gebiet der Bionik verfügen, beteiligt sich die Arbeitsgruppe von Professor Dr. Wilhelm Barthlott vom Botanischen Institut der Universität Bonn an dem neuen Netzwerk. Professor Barthlott ist der Entdecker des Lotus-Effekts: Aufgrund ihrer Oberflächenstruktur perlt Schmutz von Lotusblättern einfach ab. Die Beobachtung wird heute bei zahlreichen Industrieprodukten genutzt, beispielsweise für schmutzabweisende Wandfarbe oder Dachziegeln.
„Das Netzwerk soll Anlaufstelle für Industrie und Wissenschaftler werden, die ein Problem haben, das sie mit Hilfe bionischer Verfahren lösen möchten“, erklärt Barthlott-Mitarbeiter Zdenek Cerman. „Wir vermitteln dazu die Kooperationspartner, die bereits Erfahrungen mit der entsprechenden Aufgabenstellung haben und vielleicht helfen könnten.“ Momentan ist dieser Service noch kostenlos; wenn die Anschubförderung durch das BMBF in zwei Jahren ausläuft, soll sich das Netzwerk selbst tragen. „Für viele Aufgaben, an denen sich Ingenieure die Zähne ausbeißen, hat die Natur im Laufe der Evolution innovative Lösungen entwickelt. Wer dieses natürliche Know-how für technische Produkte nutzt, kann unter Umständen viel Zeit und Geld sparen“, ist Cerman optimistisch. Beispiele gibt es zu Genüge: So gibt es Computerprogramme, die Wachstumsprinzipien von Knochen oder Bäumen nutzen, um möglichst stabile und dabei material- (und damit gewicht- und verbrauchsparende) Autoteile zu konstruieren. Auch Spinnen inspirieren die Bioniker: Spinnenseide ist (bezogen auf ihre Masse) belastbarer als alle anderen bekannten Stoffe.
Das Netzwerk will zudem Workshops für die Industrie anbieten, Drittmittel für innovative Entwicklungsprojekte einwerben und einen jährlichen Bionik-Innovationspreis ausloben; ausführliche Informationen finden sich im Internet unter http://www.bionik-netz.de und http://www.lotus-effect.de.
Ansprechpartner für die Medien: Professor Dr. Wilhelm Barthlott, Botanisches Institut der Universität Bonn, Tel.: 0228/73-5283, Fax: 0228/73-3120, E-Mail: lotus@uni-bonn.de, oder Zdenek Cerman, Tel.: 0228/73-2122, E-Mail: cerman@uni-bonn.de
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