Genetische Verbindung zur Angst entdeckt
Angststörungen können zum Teil ein ererbtes Problem sein, das in Verbindung zu einem spezifischen Gen steht. Darauf deuten Ergebnisse von Forschern des National Institute of Mental Health in Bethesda, Maryland, hin.
Wie die Wissenschaftler um Dr. Daniel R. Weinberger entdeckten, sind Menschen mit einer bestimmten Variante des Gens SLC6A4 anfälliger für Angststörungen. Das berichten sie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Science“. Schätzungen zufolge ist einer von zehn Menschen von Angststörungen betroffen.
Allerdings waren die Unterschiede zwischen Studienteilnehmern mit unterschiedlichen Genen relativ klein. Unwahrscheinlich sei auch, dass ein einziges Gen darüber entscheide, ob ein Mensch ängstlich ist oder nicht, meinen die Forscher. Wahrscheinlich ist das Gen nur ein Faktor unter vielen.
Doch wofür ist das SLC6A4-Gen zuständig? Es spielt beim Transport des Nerven-Botenstoffes Serotonin im Gehirn eine zentrale Rolle. So vererbt jeder Elternteil seinem Nachwuchs entweder eine kurze oder eine lange Version dieses Gens. Doch die kurze Version des Genprodukts transportiert das Serotonin weniger effizient. Menschen, die eine oder zwei kurze Versionen haben, sind übermäßig ängstlich – was die Wissenschaftler anhand von Tests herausfanden. Sie zeigten den Studienteilnehmern Bilder von Gesichtern mit wütender oder ängstlicher Mimik. Währenddessen zeichneten sie in einem Teil des Gehirns namens Amygdala (Mandelkern), der eine Rolle bei der Kontrolle von Emotionen spielt, die Aktivität auf. Diese Aktivität war erhöht, wenn die Menschen mindestens eine kurze Form des Gens aufwiesen.
Wohl die meisten Menschen haben die Erfahrung gemacht, dass ein Baby schon mit einem eigenen Temperament auf die Welt kommt. Das vorliegende Ergebnis kann eine biochemische Erklärung für einen kleinen Teilaspekt dieses angeborenen Temperaments liefern. Ob allerdings diese Entdeckung einmal in praktischen Nutzen münden wird, bleibt fraglich.
Science (2002) Vol. 297, No. 5580, p. 400
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie
Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.
Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.
Neueste Beiträge
Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen
An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…
Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean
20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….
Resistente Bakterien in der Ostsee
Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…