Anämie-Gen (Für Den Typ Cda-1) Entdeckt

Eine seltene Form der Blutarmut, die vor allem bei Beduinen verbreitet ist, könnte die Anämie-Forschung voranbringen

Durch Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern des Schneider-Kinderkrankenhauses in Israel, der Universität Tel Aviv und dem Weizmann Institut gelang die Entdeckung des Gens einer bestimmten Form der Anämie, die besonders in einer Anzahl von Beduinen-Familien im Negev auftritt: Kongenitale Dyserytropoetische Anämie-1 (CDA-1). Die Ergebnisse, die in der Dezember-Ausgabe der Zeitschrift The American Journal for Human Genetics erscheinen, könnten zur wirksamen Erkennung der Krankheit und schließlich zu einer neuen Therapie führen. Weitere Erkenntnisse über die Rolle des Proteins, für dessen Produktion das Gen verantwortlich ist, könnten außerdem einen wichtigen Beitrag zum Verständnis anderer Typen der Anämie, sowie zum Verständnis der Bildung von Blutzellen überhaupt leisten.

CDA-1 äußert sich durch mäßige bis starke Unterproduktion von Blutkörperchen; in schwierigen Fällen benötigen Patienten lebenslänglich Bluttransfusionen. Die seltene Krankheit tritt weltweit auf, die größte anfällige Gruppe ist jedoch die der Beduinen in der israelischen Negev-Wüste, wo Verwandtschaftsehen häufig sind. Das häufige Auftreten der Krankheit in dieser Bevölkerungsgruppe war für die Bestimmung des Gens für CDA-1 von entscheidender Bedeutung.

Zur untersuchten Gruppe von Beduinen gehörten 45 Patienten von Dr. Hannah Shalev im Soroka-Krankenhaus in der Wüstenstadt Beer Sheva. In einem ersten Schritt gelang es dem Team von Dr. Hannah Tamary, die sowohl am Schneider-Krankenhaus als auch am Felsenstein-Zentrum für medizinische Forschung an der Universität Tel Aviv arbeitet, die Suche nach dem Gen auf eine Region auf einem bestimmten Chromosom (Chromosom 15) einzugrenzen. Um das Gen in dieser Region zu finden, wandten sich die Mediziner an Prof. Doron Lancet und Prof. Jaques S. Beckmann vom Crown-Humangenomzentrum an der Abteilung für Molekulargenetik des Weizmann Instituts. Nach vier Jahren intensiver Forschung konnte das bisher unbekannte Gen – CDAN1 – von beiden Teams entdeckt und beschrieben werden.

Dr. Orly Degani, die mit Dr. Tamary arbeitet, sagt: ’Die Genomregion, in der sich unser Gen versteckte, ist ungewöhnlich komplex. Bei einigen Patienten fehlte ein ganzes DNS-Segment, doch es stellte sich heraus, dass dies nicht die Ursache für die Krankheit war.’

’Wir hatten fünfzehn Gene, die wir für gute Kandidaten hielten’, sagt Dr. Nili Avidan, die mit Beckmann und Lancet arbeitet. ’Wir prüften eines nach dem anderen, von kurzen, definierten Genen bis zu langen, ungenau abgegrenzten Genen. Dieses hier war das vorletzte auf unserer Liste.’

Die Forscher beobachteten, dass Mutationen bei diesem bestimmten Gen mit der Krankheit korrelieren. Die Mutationen verändern ein bisher unbekanntes Protein, das die Forscher Codanin-1 getauft haben. Das Protein, so vermuten sie, kommt in der Kernhülle von Knochenmarkszellen vor, die sich teilen und rote Blutkörperchen produzieren. Untersuchungen des Proteins, das ähnlich wie Erytropoetin (EPO) von pharmazeutischem Interesse sein könnte, gewährt möglicherweise Einblicke in die Reifung von Blutkörperchen und die Ursachen für Anämie, und könnte schließlich zu einem Wirkstoff zur Behandlung von CDA-1 führen.

Die Forschung von Prof. Lancet wird vom Wohltätigkeitsfonds der Familie Wolfson, dem Crown-Humangenomzentrum, der Henri-und-Francoise-Glasberg-Stiftung, der Alfried-Krupp-von-Bohlen-und-Halbach-Stiftung, der Kalman-und-Ida-Wolens-Stiftung, der Avraham-und-Yehudit (Judy) Goldwasser-Stiftung, Frau Emilia Mosseri, London, und James Klutznick, Chicago-Israel, sowie dem Jean-Jacques-Brunschwig Gedenkfonds unterstützt.

Prof. Lancet ist Inhaber des Ralph-und-Lois-Silver-Lehrstuhls für Humangenomik.

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Ariela Rosen idw

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