Ein Forscher bringt neue Farben ins Spiel
Wissenschaftspreis des Stifterverbands für Prof. Klaus Müllen vom Max-Planck-Institut für Polymerforschung
Für seine Arbeiten an neuen Polymer-Farbstoffen wird Prof. Klaus Müllen, Direktor am Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz, mit dem Preis des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft ausgezeichnet. Klaus Müllen hält rund 30 Patente; zwei seiner neuen Farbstoffe möchte der Industriepartner BASF demnächst im technischen Maßstab herstellen. Der Generalsekretär des Stifterverbands, Prof. Manfred Erhardt, wird den Preis anlässlich der Auftaktveranstaltung zum „Jahr der Chemie“ am 29. Januar 2003 in Berlin überreichen. Der Stifterverband vergibt den mit 50.000 Euro dotierten Preis seit 1998 für die erfolgreiche Verbindung von Grundlagenforschung und industrieller Anwendung.
Zusammen mit seinen Mitarbeitern erforscht Klaus Müllen Substanzen, deren chemischer Grundbaustein das so genannte Naphthalin ist. Dazu zählen das aus zwei Naphthalin-Einheiten bestehende Perylen und noch größere Moleküle. Aus diesen Substanzen entwickeln die Mainzer Wissenschaftler neue Farbstoffe. Farbstoffe erscheinen farbig, weil sie Licht bestimmter Wellenlängen (Farben) „verschlucken“. „Quaterrylendiimid“ heißt einer der neuen, in Mainz entwickelten Farbstoffe. Er absorbiert infrarotes Licht, also für das Auge unsichtbare Wärmestrahlung. Beschichtet man Glas mit „Quaterrylendiimid“, nimmt es wie ein Kollektor Sonnenwärme auf und lässt sich beispielsweise zum Wärmemanagement in Häusern nutzen. Augenfälliger ist ein weiterer von Müllens Team entwickelter Farbstoff mit dem Namen „Cyanoperylenmonoimid“: Er leuchtet strahlend gelb. Die BASF will ihn in diesem Jahr als neue Signalfarbe, zum Beispiel für Warntafeln oder elektronische Displays, auf den Markt bringen.
Die Jury lobt weitere Innovationen aus Mainz, darunter Fluoreszenzfarben auf Basis von Perylenpolymeren, die sich in Blau, Grün und Rot herstellen lassen – den Grundfarben der additiven Farbmischung: Sie können zukünftigen Displays und Flachbildschirmen aus Kunststoff zu einer bisher unerreichten Brillanz verhelfen. Eine andere, wichtige Anwendung der neuen Fluoreszenzfarben sind so genannte Bioassays: hoch empfindliche Nachweisverfahren für die biochemische Analytik und die medizinische Diagnostik. Den Mainzern gelang es auch, die physikalischen Eigenschaften ihrer Farbstoffe so zu verändern, dass sie Licht in elektrischen Strom umwandeln. Damit lassen sich neue, hoch effiziente und zugleich kostengünstige Solarzellen fertigen.
Klaus Müllen studierte in den sechziger Jahren in Köln Chemie, promovierte 1972 an der Universität Basel und habilitierte sich 1977 an der ETH in Zürich. Im Jahr 1983 übernahm er einen Lehrstuhl für organische Chemie an der Universität Mainz. Seit 1989 ist er Direktor am Mainzer Max-Planck-Institut für Polymerforschung [1]. Als Gastprofessor forschte er an renommierten Universitäten in Belgien, China, Israel, Japan und England. Mit seinen zur Patentreife entwickelten Materialien gelang Müllen ein vorbildlicher Transfer akademischer Forschungsergebnisse in die industrielle Praxis. Das entspricht in hervorragender Weise dem Geist des Innovationspreises des Stifterverbands [2].
Die Auftaktveranstaltung zum „Jahr der Chemie“ [3], an der auch die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, teilnimmt, beginnt am Mittwoch, 29. Januar 2003, um 18 Uhr in Berlin, Unter den Linden 74.
Verwandte Links / Information im Internet:
[1] Max-Planck-Institut für Polymerforschung, Mainz
[2] Stifterverband für die deutsche Wissenschaft
[3] „Jahr der Chemie“
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Dr. Volker Meyer-Guckel
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