Mit Gentherapie gegen Taubheit
Forscher der University of Michigan haben im Innenohr von Meerschweinchen mit Hilfe der Gentherapie akustische Haarzellen wachsen lassen. Es ist dies laut Wissenschaftlern der erste Schritt zu einer Therapie gegen Taubheit bedingt durch den Verlust von Haarzellen. Diese Zellen wandeln im Innenohr Schallwellen in Nervenimpulse um, können aber durch Lärm und Infektionen verloren gehen. Seit den späten 80er-Jahren suchen Forscher nach neuen Wegen, Säugetiere wieder mit verloren gegangenen Haarzellen auszustatten, da zu diesem Zeitpunkt entdeckt wurde, dass Vögel geschädigte Haarzellen spontan regenerieren können. Bei erwachsenen Vögeln ist im Innenohr ein Wachstumsgen aktiv. Beim Menschen sowie erwachsenen Säugetieren hat das Pendant seine Arbeit großteils eingestellt.
Seit 1994 haben die US-Forscher an einer Methode gearbeitet, das so genannte „Math1“-Gen in das Innenohr von Versuchstieren zu befördern. Mit einem entschärften Adenovirus als Vektor gelang die Einschleusung des Gens. Bei den 14 erwachsenen Meerschweinchen entwickelten sich aus Epithelzellen neue Haarzellen. Der Vektor wurde in die Innenohrflüssigkeit injiziert. 60 Tage nach der Injektion fanden die Forscher unter der Leitung von Yehoash Raphael Haarzellen in Regionen, wo normalerweise keine vorkommen. Zudem verbanden sich Hörnerven des Gehirns mit den umgewandelten Zellen, berichten die Wissenschaftler in der medizinischen Fachzeitschrift „Journal of Neuroscience“.
„Das Innenohr ist als Ziel einer Gentherapie ideal, da es weitgehend abgeschlossen ist“, erklärt Raphael. So lange die injizierte Menge klein sei, bleibe auch die Ausbreitung in andere Organe minimal. Da bei Meerschweinchen das Innenohr sehr klein ist, wurden im Zuge der Injektion einige Haarzellen verletzt. „Das Innenohr des Menschen ist größer und wird weniger leicht geschädigt“, so Raphael. In weiteren Versuchen will das Team nun klären, ob die veränderten Zellen auch funktionieren und Signale zu den Hörnerven weiterleiten. Weitere Test mit älteren und gänzlich tauben Versuchstieren sind geplant. „Die Versuche sind aber erst der Anfang. Sie zeigen nur, dass die Methode im Prinzip funktioniert“, resümiert der Studienleiter.
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.umich.eduAlle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie
Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.
Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.
Neueste Beiträge
Sensoren für „Ladezustand“ biologischer Zellen
Ein Team um den Pflanzenbiotechnologen Prof. Dr. Markus Schwarzländer von der Universität Münster und den Biochemiker Prof. Dr. Bruce Morgan von der Universität des Saarlandes hat Biosensoren entwickelt, mit denen…
Organoide, Innovation und Hoffnung
Transformation der Therapie von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) bleibt eine der schwierigsten Krebsarten, die es zu behandeln gilt, was weltweite Bemühungen zur Erforschung neuer therapeutischer Ansätze anspornt. Eine solche bahnbrechende Initiative…
Leuchtende Zellkerne geben Schlüsselgene preis
Bonner Forscher zeigen, wie Gene, die für Krankheiten relevant sind, leichter identifiziert werden können. Die Identifizierung von Genen, die an der Entstehung von Krankheiten beteiligt sind, ist eine der großen…