Zoologe der Universität Göttingen entdeckt ausgestorben geglaubtes Insekt
Prof. Willmann findet Mückenhaft im Harzvorland – Neufund gilt in der Fachwelt als sensationell
Der Göttinger Zoologe Prof. Dr. Rainer Willmann hat im Harzvorland ein seit über 130 Jahren in Deutschland ausgestorben geglaubtes Insekt wiederentdeckt. Es handelt sich um den räuberisch lebenden Mückenhaft, einen Vertreter der Schnabelfliegen. Die wiederentdeckte Art wurde in Deutschland erst ein einziges Mal – um 1870 – gefunden, ebenfalls im Harzvorland. Die Region galt für diese wärmeliebenden Tiere als viel zu weit nördlich gelegen. „Fachkollegen stufen den Neufund bereits als sensationell ein“, so Prof. Willmann, der die Abteilung für zoologische Systematik und Evolutionsforschung am Institut für Zoologie und Anthropologie leitet und Direktor des Zoologischen Museums der Universität ist.
Vom Mückenhaft gibt es in Europa zwei Arten. Er erreicht eine Flügelspannweite von vier Zentimetern und gilt generell als sehr selten. Der Mückenhaft stöbert seine Beute – vorwiegend andere Insekten – in einem Suchflug durch die niedere Vegetation auf und packt sie mit Hilfe kleiner Fangklauen. Die Klauen lassen sich wie ein Klappmesser blitzschnell einschlagen. Zur Paarung locken die Männchen die Weibchen durch Duftstoffe an und überreichen ihnen ihre Beute als Hochzeitsmahl. Das wiederentdeckte Tier ist nach Aussage von Prof. Willmann in seinem Bestand hochgradig gefährdet, weil der Lebensraum durch Trockenlegung und intensive Nutzung stark beeinträchtigt ist. In dem Zusammenhang weist der Zoologe auf die Bedeutung der Kenntnis der Artenvielfalt hin, einem wichtigen Arbeitsgebiet der Göttinger Zoologie. „Dieses Wissen gilt es wieder intensiver als bisher an Schulen und Universitäten zu vermitteln, denn nur genaueste Einblicke in die Artenvielfalt bieten die Möglichkeit, die Bedeutung verschiedener Lebensräume für bestimmte Tier- und Pflanzenarten zu erkennen“, so Prof. Willmann, der mit seiner Forschungsarbeit in das Göttinger Zentrum für Biodiversitätsforschung und Ökologie eingebunden ist.
Hinweis an die Redaktionen:
Ein Foto des Insekts (jpeg-Format) ist in der Pressestelle abrufbar.
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Rainer Willmann, Dr. Gert Troester
Georg-August-Universität Göttingen
Biologische Fakultät
Institut für Zoologie und Anthropologie
Berliner Straße 28, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-5442 oder -5524, Fax (0551) 39-5579
e-mail: rwillma1@gwdg.de
Media Contact
Weitere Informationen:
http://wwwuser.gwdg.de/~izawww/Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie
Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.
Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.
Neueste Beiträge
Sensoren für „Ladezustand“ biologischer Zellen
Ein Team um den Pflanzenbiotechnologen Prof. Dr. Markus Schwarzländer von der Universität Münster und den Biochemiker Prof. Dr. Bruce Morgan von der Universität des Saarlandes hat Biosensoren entwickelt, mit denen…
Organoide, Innovation und Hoffnung
Transformation der Therapie von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) bleibt eine der schwierigsten Krebsarten, die es zu behandeln gilt, was weltweite Bemühungen zur Erforschung neuer therapeutischer Ansätze anspornt. Eine solche bahnbrechende Initiative…
Leuchtende Zellkerne geben Schlüsselgene preis
Bonner Forscher zeigen, wie Gene, die für Krankheiten relevant sind, leichter identifiziert werden können. Die Identifizierung von Genen, die an der Entstehung von Krankheiten beteiligt sind, ist eine der großen…