Da ist der Lack noch lange nicht ab!
Seit dem Skandal um Holzschutzmittel vor zwanzig Jahren verliert Holz im Fensterbau Marktanteile an andere Materialien. Zudem gilt der ästhetische und ökologisch sinnvolle Werkstoff Holz als nicht langlebig genug. Doch moderne transparente Lacke schützen Holz wirksam vor Wettereinflüssen. Die Fraunhofer-Allianz für Innovative Fassadenbeschichtungen »Innofass« präsentiert ihre Neuentwicklungen vom 2. bis 5. April auf der European Coatings Show in Nürnberg.
Fensterrahmen aus Holz sind schön anzusehen, bedürfen aber regelmäßiger Pflege. Deshalb werden sie zunehmend von Kunststoff- und Aluminiumrahmen vom Markt verdrängt. »Zu Unrecht«, meint Dr. Stefan Friebel vom Fraunhofer-Institut für Holzforschung WKI. »Mit modernen Lacken ist der altbewährte Baustoff konkurrenzfähig. Und in der Ökobilanz steht Holz sowieso deutlich besser da als die anderen Werkstoffe.«
Möglichst wirksam und lange müssen Lacke das Holz vor Sonne und Regen schützen – und das bei wechselnden Temperaturen. Deckend pigmentierte Lacke erfüllen diese Forderung nur zwei bis fünf Jahre. Außerdem ist der Reiz des Holzes, die Maserung, verdeckt. Transparente Lacke für Außenanstriche werden noch gar nicht auf dem Markt angeboten, denn sie weisen einen entscheidenden Nachteil auf: Die Sonnenstrahlen durchdringen den Lack. Friebel erklärt, was dann auf Dauer passiert: »Die ultraviolette Strahlung setzt dem Holz besonders zu, ähnlich wie der menschlichen Haut. Sie spaltet den Holzbestandteil Lignin und er wird wasserlöslich. Dringt Regenwasser ein, so kann er ausgewaschen werden. Der Lack haftet nicht mehr am Untergrund, löst sich schließlich vom Holz ab und ein neuer Schutzanstrich wird fällig.«
Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP hat das WKI neue transparente Holzlacke entwickelt, die dem Wetter wirksam trotzen. Um den Abbau von Lignin zu verhindern, enthalten diese Lacke farblose oder schwach gelbliche Substanzen, die – wie in Sonnencreme – die UV-Strahlung wirksam absorbieren oder reflektieren. Neu ist der erweiterte UV-Schutz bis zu einer Wellenlänge von 440 Nanometern.
Darüber hinaus leisten die Lacke vieles mehr: Durch den Einfluss von Feuchtigkeit schrumpft oder quillt das Holz. Um sich diesen natürlichen Gegebenheiten anzupassen, muss der Lack dauerhaft elastisch und zugleich zäh sein. Prasseln Hagelkörner an das Fenster, darf die Schicht nicht reißen. Wie sie diesen Belastungen glänzend widersteht, erläutert Dr. Friebel: »Wir haben die verschiedensten Lacke in unserer Bewitterungsanlage getestet. In dieser Klimakammer werden Regen und Sonne in Zeitraffer simuliert. Danach wird beurteilt, wie gut der Lack das Holz schützen konnte. Unser Ziel ist es, die Haltbarkeit auf mindestens acht bis zehn Jahre zu verlängern.« Der Fensterhersteller kann sie überdies mit UV-Strahlung härten – für ihn ein einfaches und schnelles Verfahren.
Ansprechpartner:
Dr. Stefan Friebel
Telefon: 05 31/21 55-3 29, Fax: 05 31/35 15 87, friebel@wki.fhg.de
Fraunhofer-Institut für Holzforschung – Wilhelm-Klauditz-Institut WKI
Bienroder Weg 54 E
38108 Braunschweig
Die beiden Institute WKI und IAP bilden mit den Fraunhofer-Instituten für Silicatforschung ISC und für Solare Energiesysteme ISE die Fraunhofer-Allianz für Innovative Fassadenbeschichtungen. Eine Neuheit, die ebenfalls auf der Messe »European Coatings Show« in Nürnberg präsentiert wird: Fassadenfarben, deren Pigmente bis zu siebzig Prozent der Wärmestrahlung in das Gebäude zurückreflektieren. Damit lassen sich Heizkosten um bis zu zehn Prozent senken. Lesen Sie dazu den Beitrag »Trocken und rein, so kann die Fassade sein« auf unserer Startseite. Die Produktberichte aller beteiligten Fraunhofer-Institute finden Sie in der Datenbank »press only« der NürnbergMesse.
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