Wenn aus Whisky Pulver wird …
Ungeahnte Einsatzmöglichkeiten eröffnen zwei neue Verfahren der Bochumer Maschinenbauer (Lehrstuhl für Verfahrenstechnische Transportprozesse, Prof. Dr.-Ing. Eckhard Weidner) in Kooperation mit der Universität Erlangen, der Universität Maribor und Industrie-
partnern: Durch den Einsatz von Gas unter hohen Drücken ist es ihnen gelungen, aus Flüssigkeiten rieselfähige Pulver herzustellen. Lebensmittel lassen sich nach der Pulverisierung besser lagern und vermischen als in flüssiger Form. Und nicht nur für Lebensmittel eignet sich die Pulverisierungsmethode – auch umweltfreundliche Lackierungstechniken basieren darauf. Über die Ergebnisse dieser Forschungen berichtet RUBIN 2/2000 – Wissenschaftsmagazin der RUB, das in den nächsten Tagen erscheint.
Statt Arme lahm kneten – besser Pulver mischen
Wer je versucht hat, ein Fläschchen Aroma in einen zähen Teig einzukneten, kennt das Problem: Bis das ganze wirklich gründlich vermischt und verteilt ist, hat man sich die Arme lahmgeknetet. Um so schwieriger wird es, je mehr Teig hergestellt werden soll – einige hundert Kilo sind es in Großküchen. Hier kann das neue Verfahren zum Einsatz kommen und die Arbeit erleichtern: Flüssigkeiten werden pulverisiert, so dass sich alle Zutaten als Pulver einfach und gründlich vermischen lassen, bevor schließlich Wasser hinzugegeben wird.
Rieselfähige Flüssigkeiten mit maßgeschneiderten Eigenschaften
Das Prinzip ähnelt dem der Sprudelflasche: In einem druckfesten Stahlbehälter wird die zu pulverisierende Flüssigkeit mit Kohlendioxid versetzt und dann sehr schnell entspannt. Dadurch wird die Flüssigkeit in feine Tröpfchen zerrissen – ein Spray entsteht. Dem Sprühstrahl aus Gas und Tröpfchen mischen die Ingenieure einen Trägerstoff bei, an den sich die Tropfen anlagern. Dadurch, dass die Tropfen die Körnchen des Trägerstoffs verkleben, ist die Beladung mit Flüssigkeit besonders hoch. Bis zu 80 Prozent Flüssigkeit enthält ein solches rieselfähiges Pulver, das die Forscher daher CPFÒ, „Concentrated Powder Form“ genannt haben. Die Vorteile solcher Pulver erschöpfen sich nicht in der einfachen Vermischung: Durch das reaktionsträge Kohlendioxid, das auch als sogenanntes Schutzgas verwendet wird, verlängert sich die Haltbarkeit der Produkte. Die Kälte, die beim Entspannen des Gases entsteht, bewirkt, dass chemische Reaktionen wie etwa der Abbau von Carotinoiden, verlangsamt oder verhindert werden. Außerdem bleiben so flüchtige Aromen im Produkt. Durch den gezielten Einsatz verschiedener Trägerstoffe können die Ingenieure die Eigenschaften eines Pulvers maßschneidern. So können sie z. B. beeinflussen, wie sich ein Stoff vermischt und wie Flüssigkeiten in wässrigem oder fetthaltigem Medium freigesetzt werden.
Pulverlacke sind umweltfreundlich und sparsam
Ganz ähnlich funktioniert das PGSS-Verfahren (Particles from Gas Saturated Solutions). Hierbei entstehen Pulver aus Stoffen, die bei Raumtemperatur fest sind, wie etwa Lacke. Die zwei Komponenten des Lacks, Binder und Härter, werden getrennt voneinander geschmolzen, dann vermischt und mit Gas versetzt. Bei der Entspannung entsteht wiederum ein Spray, dessen kleine Tropfen noch während des Flugs durch die Entspannungskälte erstarren und zu einem Pulver werden. Der Pulverlack ist von ausgezeichneter Qualität, da seine Körnchen sehr fein und rund sind. Er härtet bei geringeren Temperaturen aus als herkömmlicher Pulverlack und spart so Energie und Geld. Die beiden Verfahren haben schon Eingang in die Industrie gefunden: Ein Unternehmen kann bereits einige hundert Kilo Pulver pro Stunde herstellen.
Außerdem in RUBIN 2/00
Den vollständigen Beitrag lesen Sie in RUBIN 2/00. Darin finden Sie außerdem folgende Themen: Sich selbst vis-à-vis: Was Elstern wahrnehmen; Netzwerksicherheit – (k)ein Thema für Sozialwissenschaftler; Geographie des Protestantismus: Zahlen versus Mythen; Den alten Hüttenleuten auf die Finger geschaut; Antibiotika-Resistenz: „Fünf vor zwölf“ für neue Strategien. RUBIN ist bei der Pressestelle (UV 3/368) für 5 DM erhältlich und steht im Internet: http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/rubin.htm.
Weitere Informationen
Prof. Dr.-Ing. Eckhard Weidner, Verfahrenstechnische Transportprozesse, Fakultät für Maschinenbau der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-23083, Fax: 0234/32-14-163
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