UDE-Forscher untersuchen Spermienbewegung in 3D / Im Uhrzeigersinn zur Eizelle

(li.) Spermium in 2 dimensionaler Darstellung; (re.) Analyse des gleichen Spermiums projiziert in 3D ©Gunther Wennemuth / UK Essen

Millionen von Spermien gelangen bei der Ejakulation in den weiblichen Genitaltrakt. Aus ihnen wird in einem hoch komplexen Prozess ein einzelnes Spermium ausgewählt, das die Eizelle befruchtet. Dorthin gekommen ist es durch bohrende und rotierende Bewegungen um die eigene Achse – so die bisherige Annahme.

Die Arbeitsgruppe von Prof. Gunther Wennemuth, Direktor des Instituts für Anatomie an der Medizinischen Fakultät, hat nun erstmals mit einer neuartigen 3D-Mikroskopie (Digital Holographische-Mikroskopie) die Bewegung von frei schwimmenden Spermienköpfen und -schwänzen aufgezeichnet.

Die überraschende Erkenntnis: Die Spermien vollführen anders als vermutet keine vollen Drehungen um die eigene Achse. „Es ist vielmehr so, dass die Köpfe der Spermien in einer wechselnden Bewegung hin und her schlagen. Sie werfen sich jeweils von einer Wangenseite auf die andere und bewegen sich dadurch vorwärts“, so Prof. Wennemuth.

Gesunde Spermien drehen ihre Köpfe sehr schnell, ca. 3 bis 6 Mal pro Sekunde und erzeugen damit eine vorwärts gerichtete Bewegung. „Diese Bewegung verläuft linear, also geradeaus gerichtet, während der Schwanz sich spiralförmig im Uhrzeigersinn dreht.“

Die Spermien besitzen sogar eine Art Gedächtnis für diesen Vorgang und wissen genau, in welche Richtung sie ihre Köpfe drehen müssen. Liegt der Spermienkopf auf seiner linken Wange, so dreht er sich zunächst im Uhrzeigersinn auf die rechte Wange, danach zurück gegen den Uhrzeigersinn auf die linke Wange.

Zudem konnte das Forscherteam zeigen, dass Spermien, die ihre Köpfe nicht hin und her werfen, sich auch nicht mehr vorwärts bewegen können. Sie schwimmen stattdessen im Kreis. „Diese sogenannten Kreisschwimmer sind keine geeigneten Kandidaten, um das millionenfache Rennen zur Eizelle zu gewinnen“, so Wennemuth.

Über die neusten Erkenntnisse der Arbeitsgruppe berichtet das Fachmagazin PLOS One in seiner aktuellen Ausgabe:
Muschol M, Wenders C, Wennemuth G (2018) Four-dimensional analysis by high-speed holographic imaging reveals a chiral memory of sperm flagella. PLoS ONE 13(6): e0199678. https:// doi.org/10.1371/journal.pone.0199678

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Gunther Wennemuth, Direktor Institut für Anatomie der Medizinischen Fakultät der UDE / Universitätsklinikum Essen, gunther.wennemuth@uk-essen.de, Tel. 0049/201/723-4381

Redaktion Milena Hänisch, Tel.: 0201/723 6274, milena.haenisch@uk-essen.de

Foto: (©Gunther Wennemuth / UK Essen) http://www.uni-due.de/de/presse/pi_fotos.php
http://Video:https://www.youtube.com/watch?v=m5oZKlSB_LQ

Media Contact

Cathrin Becker idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Potenzial alter Elektroautos nutzen

Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert neues Graduiertenkolleg Circular E-Cars. Recycling als Chance für das Rheinische Revier. Weil in Elektroautos (E-Cars) im Vergleich zu herkömmlichen Automobilen deutlich mehr wertvolle Nichteisenmetalle…

Forscher erzeugen eindimensionales Gas aus Licht

Physiker der Universität Bonn und der Rheinland-Pfälzisch Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) haben ein eindimensionales Gas aus Licht erzeugt. Damit konnten sie erstmals theoretische Vorhersagen überprüfen, die für den Übergang in…

Zwergplanet Ceres: Ursprung im Asteroidengürtel?

Hellgelbe Ablagerungen im Consus Krater zeugen von Ceres‘ kryovulkanischer Vergangenheit – und beleben die Diskussion um ihren Entstehungsort neu. Der Zwergplanet Ceres könnte seinen Ursprung im Asteroidengürtel haben – und…

Partner & Förderer