Was den Menschen ausmacht
Internationales Forscherkonsortium entschlüsselt genomische Sequenz des Schimpansenchromosoms 22, das Gegenstück zum menschlichen Chromosom 21
Die vollständige Entschlüsselung der genomischen Sequenz des Schimpansenchromosoms 22 und dessen genaue Analyse ist dem „International Chimpanzee Chromosome 22 Consortium“, einem Team von Wissenschaftlern aus Deutschland, China, Japan, Korea und Taiwan, gelungen. Die Ergebnisse werden diesen Donnerstag in dem renommierten Wissenschaftsjournal Nature veröffentlicht. Auffällig an dieser Leistung ist die hohe Genauigkeit, mit der die Sequenz entziffert werden konnte. Die insgesamt 33,3 Megabasen wurden mit einer Exaktheit von 99,998 Prozent sequenziert. Dieses Chromosom ist besonders interessant, weil es das Gegenstück zum Chromosom 21 des Menschen, das bestuntersuchte Chromosom überhaupt, darstellt, auf dem schon eine Reihe von Kranheitsgenen identifiziert wurden. Beim Down Syndrom ist die dreifache Kopie des Chromosoms 21 für die Ausprägung des sog. Mongolismus verantwortlich. Beim Chromosom 22 des Schimpansen konnten die Forscher jetzt eine Reihe wichtiger Genorte identifizieren, die neben dem Down Syndrom, für weitere Krankheiten wie Alzheimer, Epilepsie oder akute Leukämie verantwortlich gemacht werden (Nature, 27. Mai 2004).
Heute weiß man, dass die DNA-Sequenzen von Schimpansen und Mensch zu 98,6 Prozent übereinstimmen. Dennoch wurden 68.000 eingeschobene und weggefallene Sequenzabschnitte (Insertionen und Deletionen) identifiziert. Diese Varianzen haben zur Folge dass bei der Übersetzung des Genoms in das sog. Proteom, also der Gesamtheit aller Proteine und deren Struktur in einem Organismus, Unterschiede entstehen. Während einige Proteine bei Schimpanse und Mensch absolut identisch sind, zeigen sich bei anderen Eiweißen strukturelle Unterschiede, die zu andersartigen Funktionen führen können.
Die Sequenzierung des Chromosoms 22 wurde vom japanischen RIKEN-Institut in Yokohama sowie vom Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Berlin koordiniert. In dem internationalen Forscherteam waren neben den Berliner Max-Planck-Wissenschaftlern um Prof. Hans Lehrach noch zahlreiche andere Forscher aus ganz Deutschland beteiligt, darunter Wissenschaftler aus der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung in Braunschweig, vom Institut für Molekulare Biotechnologie in Jena sowie vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Ihre Beiträge zu diesem Genom-Projekt stellen einen wichtigen Meilenstein in der Arbeit des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) in Deutschland dar, das aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finanziert wird.
Anlässlich der Nature Veröffentlichung wir am Mittwoch, den 26.05.2004 um 11.30 Uhr eine Pressekonferenz stattfinden.
Ort: RZPD Deutsches Ressourcenzentrum für Genomforschung GmbH, Heubnerweg 6, 14059 Berlin
Achtung: Eingang und Raum in ESCP-EAP, Europäische Wirtschaftshochschule Berlin
Heubnerweg 6, 14059 Berlin, Zimmer Nr. 126, 1. OG.
Partner im „International Chimpanzee Genome Chromosome 22 Sequencing Consortium“
- China
Chinese National Human Genome Center at Shanghai, Zhu CHEN (zchen@stn.sh.cn ) - Deutschland
Max-Planck-Institut für molekulare Genetik, Marie-Laure Yaspo (yaspo@molgen.mpg.de)
Institut für Molekulare Biotechnologie, Matthias Platzer (mplatzer@imb-jena.de)
Gesellschaft für Biotechnologische Forschung, Helmut Blöcker (bloecker@gbf.de)
Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie, Svante Pääbo (paabo@eva.mpg.de) - Japan
RIKEN Genomics Sciences Center, Yoshiyuki Sakaki (sakaki@gsc.riken.go.jp)
National Institute of Genetics Naruya SAITOU (nsaitou@genes.nig.ac.jp) - Korea
Korea Research Institute of Basic Sciences and Biotechnology Hong-Seog Park (hspark@mail.kribb.re.kr) - Taiwan
National Health Research Institutes Shih-Feng Tsai (ympetsai@ym.edu.tw)
Weitere Informationen erhalten Sie von:
Dr. Marie-Laure Yaspo
Max-Planck-Institut für molekulare Genetik
Ihnestr. 63 – 73
D-14195 Berlin
Tel.: 0170 5252315
Fax: 030 8413-1380
E-Mail: yaspo@molgen.mpg.de
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