Oktopusse haben einen Lieblingsarm

Präferenz für Vorderglieder trotz gleicher Funktionalität

Zoologen haben entdeckt, dass Oktopusse einen Lieblingsarm haben. Zum ersten Mal wurde bei den Kopffüßern eine Vorliebe bei der Wahl der Extremität für eine bestimmte Tätigkeit nachgewiesen. Die Tiere benutzen das zuverlässige Anhängsel erster Wahl bei der Erkundung eines neuen Schlupfwinkels oder Verstecks, erklärte Ruth Byrne von der Universität Wien bei dem jährlichen Treffen der Gesellschaft für das Verhalten von Tieren in Oaxaca, Mexiko. Das berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature.

Von der Funktionalität her sind alle Arme des Oktopus gleich geschaffen. „Alle acht Arme sind fähig, die gleichen Aufgaben auszuführen“, sagte Byrne bei dem Treffen. „Es gibt kaum eine Spezialisierung.“ Deshalb haben Experten bislang angenommen, die Tiere würden jeweils den bequemsten Arm benutzen. Ihre bevorzugte Jagdstrategie ist, dass sie auf einen Felsen springen und alle ihre Arme darunter schlingen, wobei sie alles erfassen, was sie finden.

Doch als die Forscher ungewohnte Objekte im Wasserbecken platzierten, oder die Tiere mit anders geformten Höhlen konfrontierten, tendierte jeder Oktopus dazu, seinen Lieblingsarm bei seiner Untersuchung zu verwenden. Die Seepolypen tendierten dazu, beliebige Kombinationen von einem, zwei, oder drei Armen bei der Erkundung der Objekte einzusetzen, und zwar in einer bestimmten Reihenfolge. In einer Studie mit acht Oktopussen, haben die Forscher nur 49 verschiedene Kombinationen von einer, zwei oder drei Extremitäten beobachtet, obwohl 448 möglich wären.

Der Lieblingsarm ist meistens auf der Vorderseite des Tiers, fand das Forscherteam heraus. Die hinteren Glieder vom Oktopus tragen oft die Bürde der Fortbewegung, in analoger Weise zu Beinen. Aber wozu diese Vorliebe, wenn doch alle Glieder gleich geschickt sind? Die Antwort darauf könnte sein, spekuliert Byrne, dass die meisten Oktopusse ein bevorzugtes Auge haben, das ihrem Lieblinsarm Tätigkeiten diktiert.

Beobachtungen von Oktopussen in einem Wasserbecken haben gezeigt, dass die Tiere generell nur mit einem Auge in die Welt starren. 92 Prozent haben eine Vorliebe für eines ihrer beiden Augen. „Es liegt eine starke laterale Vorliebe vor“, sagte Byrne. Sie glaubt, dass diese Vorliebe auf ein Vorderglied übertragen wird, das dem Lieblingsauge am nächsten ist, was die „Händigkeit “ der Kreaturen zur Folge hat. Im Gegensatz zu Menschen, die zur Rechtshändigkeit neigen, ist diese Händigkeit 50 zu 50 aufgeteilt.

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Marietta Gross pressetext.austria

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