Ein Rezeptor sagt Abwehrzellen, wo es lang geht
Wegweiser-Funktion von CCR7 entdeckt – Studie am 18. August in „Immunity“
Ein kleiner Rezeptor namens CCR7 lotst Abwehrzellen der Haut in die Lymphbahnen – und spielt somit eine entscheidende Rolle beim Transport von körpereigenem und fremdem Material in die Schaltstellen des Immunsystems. Diese wichtige Entdeckung gelang einem Forscherteam um Professor Dr. Reinhold Förster, Direktor des Instituts für Immunologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Die Ergebnisse werden am 18. August 2004 im renommierten Wissenschaftsjournal „Immunity“ publiziert (Volume 21, Number 2, pages 279-288). An den Arbeiten sind das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin und der Bereich Humanmedizin der Universität Göttingen beteiligt. „CCR7 ist der Schlüssel, der bestimmten Abwehrzellen in der Haut, den dendritischen Zellen, bei Entzündungen oder unter normalen Bedingungen den Weg in die Lymphbahnen öffnet und die Zellen aus der Haut auswandern lässt. Diese Erkenntnis hilft uns, entzündliche Prozesse und Autoimmunerkrankungen der Haut besser zu verstehen“, sagt Professor Förster.
CCR7 gehört zu den so genannten Chemokin-Rezeptoren. Als kleines Molekül sitzt es auf der Oberfläche von Abwehrzellen und dient als Andockstelle für chemische Lockstoffe. Über diese Chemokine kommunizieren die Zellen miteinander – zum Beispiel, um sich gegenseitig mitzuteilen, wo fremde Organismen (wie Viren) in den Körper eingedrungen sind und bekämpft werden müssen. Eine besonders wichtige Aufgabe übernehmen dabei die dendritischen Zellen: Sie erkennen virale und bakterielle Antigene oder auch Tumoren, nehmen die Fremdstoffe in sich auf und wandern damit in die Lymphknoten, einer Art Zentrale des Immunsystems. Dort präsentieren die Zellen auf ihrer Oberfläche Bruchstücke der Fremdstoffe und ermöglichen es so anderen Abwehrzellen, den T-Zellen, die „Feinde“ anschließend gezielt zu erkennen und zu bekämpfen.
Die neue Erkenntnis: CCR7 ist das entscheidende Molekül, damit dendritische Zellen aus der Haut in die Lymphbahnen einwandern und sich zu den Lymphknoten begeben. Die Präsentation der aufgenommenen Stoffe spielt aber nicht nur bei der Immunabwehr gegen eingedrungene Erreger eine Rolle, sondern sorgt auch dafür, dass sich Autoimmunerkrankungen nicht entwickeln können. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Immunität und Toleranz zwei Seiten einer Medaille sind, die beide von CCR7 abhängen. Dies könnte helfen, neue Medikamente zu entwickeln“, sagt Lars Ohl, Mitarbeiter des MHH-Instituts für Immunologie und Erstautor der Studie.
Weitere Informationen gibt gern Professor Dr. Reinhold Förster, Direktor des MHH-Instituts für Immunologie, Telefon: (0511) 532-9721, E-Mail: foerster.reinhold@mh-hannover.de.
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