Allround-Talente: Silicone – für Kosmetikum, Brustimplantat und Kuchenform
Die Hersteller von Kosmetika, Schmiermitteln, Dichtungsmassen – sie alle machen Umsatz mit der Erfindung eines Deutschen: Richard Müller, der vor 50 Jahren in Radebeul das Institut für Silicon- und Fluorcarbonchemie gründete, legte den Grundstein für die moderne Siliconchemie.
Hydrauliköl, Brustimplantate und Hautcreme haben auf den zweiten Blick viel gemeinsam: Sie alle enthalten Silicone. Unter diesen Sammelbegriff fallen unterschiedliche synthetische Polymere, die im Gegensatz zum gewohnten Kunststoff Silizium enthalten. Die Allround-Talente findet man noch in vielen anderen Produkten: in technischen Flüssigkeiten, in medizinischen Schläuchen zum Beispiel für Bluttransfusionen, in Fugendichtungsmassen und Kuchen-Backformen.
Begründer der modernen Siliconchemie und damit „Vater“ aller dieser Produkte ist der deutsche Chemie-Professor Richard Müller aus dem sächsischen Hartha. Er entwickelte Anfang der 1940er Jahre ein Syntheseverfahren, mit dem sich Methylchlorsilane, die als Silicon-Vorprodukte dienen, großtechnisch herstellen lassen. Obwohl zeitgleich auch der US-Amerikaner Eugene G. Rochow von der General Electrical Company den Erfolg dieser Direktsynthese demonstrieren konnte, hatte Richard Müller die entscheidende Vorarbeit geleistet und sich bereits zu Beginn der 1930er Jahre ein ähnliches Verfahren patentieren lassen. Noch heute nutzt das deutsche Unternehmen Wacker-Chemie das nach seinen Erfindern benannte Müller-Rochow-Verfahren für die Produktion von Siliconen und erzielte mit ihnen im Jahr 2002 einen Umsatz von 992 Mio. Euro.
Obwohl der vielseitig interessierte Müller 1951 den „Nationalpreis der DDR III. Klasse“ und auch andere Auszeichnungen erhielt, war er der DDR-Obrigkeit als Nonkonformist und „ewiger Parteiloser“ unbequem und musste in Zusammenhang mit dem Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953 sogar einige Tage im Gefängnis verbringen.
Das Leben Richard Müllers beleuchtet Wladimir Reschetilowski, Professor für technische Chemie an der Technischen Universität Dresden, in der aktuellen Ausgabe der „Nachrichten aus der Chemie“. Das Heft gibt es bei der Redaktion (Tel. 069 7917462, nachrichten@gdch.de) oder bei der Gesellschaft Deutscher Chemiker, Varrentrappstr. 40-42, 60486 Frankfurt am Main
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