Stickoxid in Biologie und Medizin

Stickoxid ist auch ein wichtiges Signalmolekül, das von den verschiedensten Zelltypen als Kommunikationsmittel eingesetzt wird, zum Beispiel von Nervenzellen. Jedes Jahr erscheinen zur Stickoxidforschung weltweit etwa 6.000 wissenschaftliche Publikationen, wobei nahezu alle Fachgebiete in der Biologie und Medizin betroffen sind. 1998 wurde den Pionieren dieser Forschungsrichtung der Nobelpreis verliehen.

„Noch bis Ende der 80er Jahre kannten selbst Wissenschaftler Stickoxid gerade mal als Verbrennungsprodukt von Luft, in Abgasen enthalten, die unsere Wälder schädigen, vielleicht sogar uns selbst“, berichtet der Gastgeber der Tagung, Professor Gerald Wolf, der an der Magdeburger Uni das Institut für Medizinische Neurobiologie leitet. „Die Überraschung war komplett, als sich herausstellte, dass dieses Molekül, chemisch gesehen ein Radikal, in Zellen unseres Organismus produziert wird. Stickoxid ist nicht etwa ein Zufallsprodukt. Vielmehr bilden die Zellen mit Hilfe bestimmter Enzyme, den Stickoxidsynthasen, dieses Radikal nach Art eines biologischen Programms.“

In seinen Untersuchungen verfolgt Prof. Wolf gemeinsam mit seinen Mitarbeitern die Tätigkeitsspur von Stickoxid im Gehirn. „Wir wissen bereits sehr genau, dass Stickoxid ein bedeutendes Glied in einer ganzen Reihe von Faktoren darstellt, die zu Hirngewebsuntergängen führt. Das ist zum Beispiel beim Schlaganfall so, aber auch bei den so genannten primär degenerativen Erkrankungen, wie der Parkinson-Krankheit und sicherlich auch bei der Alzheimer-Krankheit, bekanntlich die häufigste Ursache für den Altersschwachsinn.“

Das besondere Problem sei, so der Neurobiologe, dass für das Stickoxid sowohl krankheitsbegünstigende Wirkungen nachgewiesen werden können, als auch – oft zur gleichen Zeit, aber an einem anderen Wirkort – ein Schutzeffekt. Stickoxid und seine Folgeprodukte vermögen mit nahezu allen biologisch bedeutenden Molekülen zu reagieren.

Dazu der Neurobiologe Gerald Wolf: „Entsprechend unübersichtlich, ja widersprüchlich ist das Wirkungsspektrum. So erklärt sich auch, dass nicht einfach eine Pille zu erwarten ist, mit der durch Stickoxid verursachte Störungen und Krankheiten ’ganz einfach’ zu beheben sind.“
Eine wichtige Rolle wird auf der Tagung auch die Frage spielen, unter welchen Umständen die Stickoxid bildenden Enzyme von den Zellen erzeugt werden, wie die mit ihnen verbundenen Stoffwechselwege zu enträtseln sind und wie sich die Zellen gegen die Schadwirkung des von ihnen selbst gebildeten Stickoxids schützen können.

Den Festvortrag zur Eröffnung der Tagung wird Prof. Dr. Vincent aus Vancouver halten. Der kanadische Wissenschaftler gehört zu den „Männern der ersten Stunde“ in der Stickoxid-Forschung. Heute beschäftigt er sich mit den durch Stickoxid ausgelösten Signalwegen innerhalb der Zelle. Die Eröffnungsveranstaltung findet im Jahrtausendturm im Elbauenpark statt. Tagungsort für das wissenschaftliche Programm ist der Zentrale Hörsaal (Haus 22) auf dem Campus des Universitätsklinikums Magdeburg, Leipziger Straße 44.

Weitere Auskünfte erteilt gern:
Prof. Dr. Gerald Wolf, Direktor des Institutes für Medizinische Neurobiologie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg,
Tel. 0391/67 14276,
E-Mail: gerald.wolf@medizin.uni-magdeburg.de

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Kornelia Suske idw

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