Pflanzen aus Afrika bergen Wirkstoffe gegen Tropenkrankheiten
Erfolgreiche Kooperation zwischen Kinshasa und Würzburg
Virima Mudogo kommt aus Afrika. Vor Jahren hat er an der Uni Würzburg Chemie studiert und hier 1988 auch seinen Doktortitel erworben – heute ist er Vizepräsident der Universität Kinshasa. Der Professor aus der Demokratischen Republik Kongo hält sich derzeit wieder in Würzburg auf. Bei einem Treffen mit Universitätspräsident Axel Haase wurde nun vereinbart, die Zusammenarbeit der zwei Hochschulen weiter auszubauen.
Seit langem unterhält Mudogo eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Würzburger Naturstoffchemiker Professor Gerhard Bringmann. Beide widmen sich der Suche nach Wirkstoffen aus der Natur gegen Infektionskrankheiten wie Malaria, Leishmaniose, Bilharziose oder die Afrikanische Schlafkrankheit – allesamt oft tödliche Tropenkrankheiten, gegen die es bislang gar keine oder nur unzureichende Medikamente gibt.
Die Forscher haben in Pflanzen aus Zentralafrika bereits interessante neue Naturstoffe gefunden. Es handelt sich um zwei Alkaloide, die gegen die Erreger der Orientbeule (Leishmaniose) wirksam sind: Beide töten selektiv die Zellen des Krankheitserregers ab, ohne dabei toxisch auf die Zellen des Menschen zu wirken. Naturstoffchemiker, Pharmazeuten und Infektionsbiologen erforschen diese Alkaloide nun im Würzburger Sonderforschungsbereich (SFB) 630, dessen Sprecher Bringmann ist.
Entdeckt wurden die viel versprechenden Substanzen in einer Liane, die im kongolesischen Regenwald in der Gegend um Ikela beheimatet ist. Es handelt sich dabei um eine bislang nicht näher beschriebene Ancistrocladus-Art aus der Familie der Hakenast-Gewächse – diese Pflanzen hangeln sich mit Haken an den Urwaldriesen nach oben. In der Nähe der Stadt Ilebo wurden weitere Lianengewächse aus dieser Familie gefunden. Auch sie sind aus botanischer Sicht und wegen ihrer Inhaltsstoffe lohnende Untersuchungsobjekte, so Bringmann.
Seit Dezember 2003 verbindet die Universitäten Würzburg und Kinshasa ein Kooperationsvertrag, der eine Intensivierung der Kontakte in Forschung und Lehre anstrebt. Jüngster Höhepunkt der Zusammenarbeit war ein zweitägiges internationales Symposium im Juni 2005 in Kinshasa, das Mudogo und Bringmann gemeinsam organisiert hatten. Es befasste sich mit modernen Methoden in der Naturstoffchemie und wurde vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) finanziell unterstützt.
Zu dieser Tagung brachte Bringmann fast 400 Bücher und Fachzeitschriften für die Bibliothek der Naturwissenschaftlichen Fakultät in Kinshasa mit – ein Gastgeschenk der Uni Würzburg, gespendet von der Fakultät für Chemie und Pharmazie. Der Kongress diente auch der gemeinsamen Vorbereitung einer Tagung der panafrikanischen Naturstoffchemie-Vereinigung NAPRECA, die 2007 in Kinshasa stattfinden soll.
Weitere Impulse für ihre Partnerschaft erwarten beide Seiten vom Besuch des Dekans der Naturwissenschaftlichen Fakultät Kinshasa, Professor Okuma Kasende, im Frühjahr 2006 in Würzburg. Sowohl Haase als auch Mudogo betonten, dass Würzburg und Kinshasa die Knüpfung neuer Kontakte über die Grenzen der naturwissenschaftlichen Fakultäten hinaus vorantreiben sollten.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Gerhard Bringmann, T (0931) 888-5323, E-Mail: bringman@chemie.uni-wuerzburg.de
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