Am 10. Oktober wird der Chemie-Nobelpreis vergeben

Organisch und anorganisch, Genlabor und Kunststoffe härter als Stahl – die letzten 100 Jahre Forschung in der Chemie haben umwälzende Entdeckungen hervorgebracht. Das Buch „Nobelpreise“ aus dem Brockhaus-Verlag gibt einen spannenden Einblick in die Erfindungen der Wissenschaftler.

Welch ein Glück, dass manche Experimente gründlich daneben gingen! Hideki Shirakawa wollte mit einem Katalysator den Kunststoff Polyacetylen schaffen. Statt schwarzen Pulvers aus Kunststoff entstand ein silbriger Film. Chemiker wissen: Die silbrige Farbe deutet auf leicht bewegliche Elektronen hin – der Kunststoff leitet elektrischen Strom. Eine Sensation, waren Kunststoffe doch allenfalls dazu da, Kabel zu isolieren, elektrischen Strom nicht zu leiten. Unabhängig von Shirakawa machten Alan D. MacDiarmid und Alan C. Heeger von der Universität Pennsylvania dieselbe Entdeckung. Das geschah in den 70er-Jahren. Als sich die drei Chemiker auf einer Tagung trafen, begann ihre Zusammenarbeit.

Inzwischen haben sich rund um den Globus Universitätsprojekte und kommerzielle Forschungslabors darangemacht, mit leitenden Polymeren zu arbeiten. Displays von Mobiltelefonen bestehen heute aus leitenden Polymeren. Und in den nächsten Jahren dürften Farbmonitore, die Armaturen im Auto oder Displays an Haushaltsgeräten, aber auch Computerchips und Datenträger aus leitenden Polymeren geschaffen werden.

Den Nobelpreis haben die drei Chemiker letztes Jahr verliehen bekommen,im Jahr 2000. Wieder einmal hat das Nobel-Komitee mit seiner Entscheidung Weitsicht.

Die Nobelpreisträger aus den vergangenen Jahren und Jahrzehnten – dieser Tage werden die Preisträger verkündet – haben stets fundamentale Arbeiten abgeliefert, durch die sich unsere Welt in Riesenschritten fortentwickelt hat. Ein paar Kostproben aus der Alchemistenküche gefällig?

Sexualhormone, Kernspaltung und Gentechnik

Wer entdeckte die Sexualhormone Östrogen, Androsteron und Progesteron und fand deren chemische Struktur heraus? Adolf Friedrich Johann Butenandt vom Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin. Er begründete mit seinen Forschungen die Biochemie und entwickelte die Borkenkäferfalle mit dem Sexuallockstoff der Schmetterlinge. Seinen Nobelpreis konnte Butenandt 1939 allerdings nicht in Empfang nehmen – da er Deutschland nicht verlassen durfte.

Otto Hahn, der Sohn eines Glasermeisters aus Frankfurt am Main, habilitierte an der Berliner Universität im Fach Radiochemie und entdeckte bereits mehrere Radioisotope und ein Verfahren, das geologische Alter von Gesteinen zu bestimmen. Im Dezember 1938 stellten er und sein Team mit einem heute antiquarisch anmutenden Versuchsaufbau fest: Der Atomkern von Uran zerplatzt bei Bestrahlung in zwei etwa gleich große Teile und dabei wird eine enorme Energie freigesetzt. Otto Hahn hatte die Kernspaltung erfunden, wofür er 1944 mit dem Nobelpreis geehrt wurde.

Alexander Todd, Nobelpreisträger Chemie 1957, schuf mit seinen Untersuchungen der Primärstruktur von Desoxyribonukleinsäure (DNS) die Grundlagen für spätere Nobelpreisträger, unter anderem James D. Watson, der später die Doppelhelix der DNS aufdeckte. Todd legte somit den Grundstein für die Gentechnik.

1963 bekamen Karl Ziegler, damals Direktor des Max-Planck-Instituts für Kohleforschung in Mülheim an der Ruhr, und sein Kollege Giulio Natta den Nobelpreis für Chemie. In jahrelangen Experimenten hatten sie die Chemie und Technologie der Hochpolymere vorangetrieben und damit das Plastikzeitalter eingeläutet.

Die Liste der Nobelpreisträger in der Chemie führt vor Augen, welche fundamentalen Entwicklungen die Forscher mit ihren Experimenten einleiten. Für eine weitere Lektüre empfiehlt sich der Band „Nobelpreise“ aus dem Verlag F. A. Brockhaus.

Das Werk gibt es in jeder gut sortierten Buchhandlung

Media Contact

Klaus Holoch ots

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Sensoren für „Ladezustand“ biologischer Zellen

Ein Team um den Pflanzenbiotechnologen Prof. Dr. Markus Schwarzländer von der Universität Münster und den Biochemiker Prof. Dr. Bruce Morgan von der Universität des Saarlandes hat Biosensoren entwickelt, mit denen…

3D-Tumormodelle für Bauchspeicheldrüsenkrebsforschung an der Universität Halle

Organoide, Innovation und Hoffnung

Transformation der Therapie von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) bleibt eine der schwierigsten Krebsarten, die es zu behandeln gilt, was weltweite Bemühungen zur Erforschung neuer therapeutischer Ansätze anspornt. Eine solche bahnbrechende Initiative…

Leuchtende Zellkerne geben Schlüsselgene preis

Bonner Forscher zeigen, wie Gene, die für Krankheiten relevant sind, leichter identifiziert werden können. Die Identifizierung von Genen, die an der Entstehung von Krankheiten beteiligt sind, ist eine der großen…