Nachweis möglich: Geringste Arzneistoffspuren aus Umwelt und Lebensmitteln gehen in "Ionenfalle"
Paderborn. Mit modernster Analysentechnik, einem sogenannten „LC-MS-MS-Gerät“, kann Prof. Dr. Manfred Grote vom Fachbereich Chemie der Universität Paderborn jetzt geringste Arzneistoff-Rückstände in Gewässern, Ackerböden und Lebensmitteln hochempfindlich und zuverlässig aufspüren. Nach der vom Umweltministerium Düsseldorf (MUNLV) ausgesprochenen Bewilligung von über 1 Million DM an Forschungsmitteln zur Verbesserung der Gewässergüte und für umweltgerechte Landwirtschaft wurde das Analysengerät nun in Betrieb genommen.
Die Arbeitsgruppe von Prof. Grote entwickelt in der Analytischen Chemie der Universität Paderborn Verfahren, um den Verbleib von Arzneistoffen in der Umwelt zu verfolgen. Dazu zählen Antibiotika, Schmerzmittel und Entzündungshemmer, die von Menschen angewendet und ausgeschieden werden, aber auch Mittel gegen Infektionen, die in der Tiermast eingesetzt werden und mit der Gülleausbringung auf Ackerflächen gelangen. Bis heute stehen nur für Bruchteile der auf dem Markt erhältlichen Medikamente geeignete Verfahren zur Verfügung, um Spurenrückstände in Wasser, Boden und Lebensmitteln tierischer und pflanzlicher Herkunft sicher nachzuweisen. Daher ist eine zuverlässige Erkennung und Beurteilung möglicher ökologischer und gesundheitlicher Risiken für den Verbraucher, z.B. durch Zunahme von Antibiotika-Resistenzen, bislang nicht möglich.
Die Paderborner Chemiker verfügen nun mit dem „LC-MS-MS“-Gerät über ein Analysen-System, das erst Ende der 90er Jahre marktreif entwickelt worden ist. Die Gerätekombination besteht aus einem „Hochleistungs-Flüssigchromatographen“ (engl. Abk. LC), das direkt an das „Massenspektrometer“ (MS) gekoppelt ist. Teures Herzstück ist darin eine sog. „Ionenfalle“, in der elektrisch geladene kleinste Teilchen („Ionen“) der einzelnen Arzneistoffe mit Hilfe elektromagnetischer Felder hineingezogen und identifiziert werden. Mit dieser Ionenfallen-Technologie sind geringste Spuren der Arzneistoffe sicher nachweisbar, was mit bisherigen Standard-Methoden nicht möglich war. Aber auch viele andere medizinisch und biologisch bedeutsame Stoffe sind mit dem Analysensystem aufzuspüren.
Die mit der Arzneistoffanalytik verbundenen Forschungsprojekte erfordern eine intensive fachübergreifende Zusammenarbeit mit dem Institut für Spektrochemie und Angewandte Spektroskopie (ISAS), Dortmund, dem Fachbereich Agrarwirtschaft der Universität Paderborn in Soest, und dem Staatlichen Veterinäruntersuchungsamt (SVUA), Detmold.
Dem Fachbereich Chemie in Paderborn steht nun ein High-Tech-Analysengerät zur Verfügung, mit dem der Anschluss an den internationalen Forschungsstandard erreicht wird. Prof. Grote: „Ein Umstand, von dem sicherlich auch unsere Studierenden der neuen Bachelor- und Masterstudiengänge in der Chemie profitieren werden.“
Kontakt: Prof. Dr. Manfred Grote, Universität Paderborn, Analytische Chemie, Tel.: 05251-60-2191, Fax: -60-3549, Mail: mg@chemie.upb.de
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