Biologen lassen Hoffnung keimen


Hamburger Forscher auf der Suche nach Lebensmitteln für Zöliakie-Kranke

Forschungsarbeiten Hamburger Biologen werden möglicherweise dazu beitragen, dass Zöliakie-Kranke in absehbarer Zeit problemloser essen können. Diese Menschen leiden an schweren Veränderungen der Dünndarmschleimhaut und vertragen deshalb weder Brot, Kuchen, Nudeln noch andere Getreideprodukte, weil die im Weizen enthaltenen Kleberproteine bei ihnen Allergien auslösen. Gleichzeitig sind diese Eiweiße aber auch für die guten Backeigenschaften des Mehls wichtig. Sie bestehen aus Gliadin- und Gluteninproteinen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Gliadine die zöliakie-auslösende Wirkung haben. Deshalb müssen unter Zöliakie Leidende auf erheblich teuere Speziallebensmittel, die zum Teil bei auswärtigen Firmen bestellt werden müssen, ausweichen.

Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 2,27 Millionen Mark geförderten Verbundprojekts versuchen Dr. Dirk Becker und Prof. Dr. Horst Lörz vom Institut für Allgemeine Botanik der Universität Hamburg, gentechnisch veränderte Lebensmittel herzustellen, die für Zöliakie-Kranke sicher sind, aber sonst den herkömmlichen Produkten entsprechende ernährungsphysiologische sowie sensorische Eigenschaften aufweisen. Am Ende der zunächst fünf-jährigen Laufzeit des Forschungsvorhabens werden mit Sicherheit noch keine neuen Weizen- oder Maissorten entwickelt sein. Bis zöliakieverträgliche Sorten gefunden, die Zulassungs- und Sortenprüfungsverfahren durchlaufen und die Erzeugnisse zu kaufen sind, werden wahrscheinlich 15 Jahre verstreichen.

Gentechnische Verfahren bieten in der Pflanzenzüchtung bereits eine Reihe guter Lösungsmöglichkeiten. Wissenschaftler arbeiten seit einiger Zeit daran, Allergie auslösende Proteine aus Nahrungsquellen zu entfernen. Beim Reis ist es schon gelungen, den Gehalt eines Hauptallergens zu reduzieren, ohne die Pflanzenphysiologie oder die Reisqualität zu beeinträchtigen. Allerdings ist hier das entscheidende Problemeiweiß nicht völlig entfernt, sondern nur im Gehalt gemindert. Zur Vermeidung einer Allergie ist jedoch die komplette Entfernung des Allergens notwendig. Solche Ansätze gibt es bereits bei der Erdnuss und bei Krustentieren.

Auf ihrer Suche nach dem Zöliakie-Allergen verfolgen die Hamburger Wissenschaftler zwei Lösungswege:

O Einerseits bauen sie die Gluteningene in Mais ein, um Maismehle mit verbesserten Backeigenschaften zu erhalten. Auch hier wird die Zöliakie-Toxizität genau überprüft, denn die Sicherheit der Produkte muss gewährleistet sein.

O Andererseits versuchen sie, die zöliakie-toxischen Gliadingene imWeizen auszuschalten. Dies ist mit klassischen Züchtungsmethoden allein nicht möglich, da die gezüchteten Weizensorten sechs Chromosomensätze haben. Allerdings ist es gelungen, aus einer ursprünglichen Sorte einige der Gliadingene herauszukreuzen. Mit dieser Sorte werden gentechnische Veränderungen unternommen. Auch hier steht die Untersuchung auf Zöliakie-Toxizität und Erhalt der Backeigenschaften auf dem Programm.

Kontakt: Dr. Dirk Becker
E-Mail: becker@botanik.uni-hamburg.de

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Klaus Tornier idw

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