Parasitäre Pflanzen erschnüffeln ihre Opfer
Forschern der Pennsyslvania State University ist der Beweis gelungen, dass parasitär lebende Pflanzen den Duft ihrer zukünftigen Opfer erschnüffeln können: der Teufelszwirn (Cuscuta pentagona), einer der zehn am meisten gefürchteten Schädlinge in der US-Landwirtschaft, kann das chemische Aroma seines Wirtes wahrnehmen und sein Wachstum in diese Richtung bringen, berichten die Forscher in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science.
In verschiedenen Experimenten mit dem Teufelszwirn und Tomatenpflanzen, den Lieblingspflanzen des Parasiten, konnten die Forscher um Justin Runyon den Mechanismen der Duftsignale auf die Spur kommen. Demnach reagierten die Parasiten auf die Tomatenpflanze und auf Gummi, das mit mehreren Duftnoten von Tomaten behandelt wurde. Ein Topf mit grün und rot gefärbtem Wasser oder visuelle Stimulierung, lockte den Schädling hingegen nicht an. Für den Parasiten, der selbst nicht mit Photosynthese Nahrung herstellen kann, ist die Frage nach der Wirt-Suche ein Zeitproblem, das er schnell lösen muss, da er sonst stirbt.
Offensichtlich orientieren sich die Parasiten an den Terpenen der Wirtspflanze, wie die Forscher auch in anderen Versuchen deutlich feststellen konnten. Demnach ist der Parasit aber auch in der Lage zwischen guten und schlechten Wirtspflanzen zu unterscheiden. Beim Getreide stießen die Forscher auf einen Duftstoff, der dem Teufelszwirn offensichtlich gar nicht behagt. Co-Autor Mark Mescher verglich das Verhalten der Parasiten mit jener von Läusen.
„Pflanzen duften aus verschiedenen Gründen“, meint der Biologe Joachim Ruther vom Institut für Biologie der Freien Universität Berlin http://www.fu-berlin.de im pressetext-Interview. „Diese Terpene locken aber nicht nur Schädlinge herbei, sondern schützen die Pflanzen auch vor anderen Feinden wie etwa Herbivoren“, erklärt der Experte das Wettrüsten um die Duftstoffe. „Offensichtlich ist der Vorteil aus den Düften größer als der Nachteil.“ Das Wissen um die Duftstoffe bietet jedenfalls einen Ansatzpunkt für die Entwicklung neuer Pflanzenschutzmittel. Allein in den USA belaufen sich die Kosten für die Bekämpfung des Teufelszwirnes, der auch Karotten und Zwiebel vernichtet, jährlich vier Mio. Dollar.
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