Preis des Forschungsverbundes Berlin an junge Biologin

Ines Schlegel und Sohn

Die Göttinger Biologin Ines Schlegel gewann neue Erkenntnisse über die Rolle der Grünalgen im Gewässerökosystem. Sie nahm den Preis aus der Hand von Frau Ministerin Edelgard Bulmahn entgegen

Am 22. Januar beging der Forschungsverbund Berlin mit einer Festveranstaltung sein zehnjähriges Bestehen. Als größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung Berlins und der neuen Bundesländer eröffneten die 8 Institute gleichzeitig eine Programmwoche unter dem Titel „Sternenfeuer im Labor. Werkstattberichte aus dem Forschungsverbund Berlin“. In der Berliner Urania stellen sie vom 22. – 25. Januar ausgewählte Forschungsergebnisse in einer Ausstellung vor, halten Vorträge, führen Problemdiskussionen und beraten Interessierte in Studienangelegenheiten. Für ein in diesem Rahmen vorbereitetes Vortragsprogramm zu Fragen der Natur-, Lebens- und Umweltwissenschaften speziell für Schüler und Lehrer hatten sich bis zum 22. Januar bereits rund 4000 Besucher angemeldet.

Während der Festveranstaltung in der Berliner Urania wurde zum zweitenmal der Nachwuchswissenschaftlerinnen-Preis des Forschungsverbundes Berlin vergeben.

Diesjährige Preisträgerin wurde die Göttinger Biologin Dr. Ines Schlegel. Mit dem Preis werden ihre Forschungsergebnisse über Algen und deren Rolle in aquatischen Ökosystemen gewürdigt.

Die 30jährige Wissenschaftlerin nahm den mit 3.000 Euro dotierten Preis aus der Hand von Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung und Forschung, entgegen, die Gast der Festveranstaltung war.

Selbstreinigung von Seen durch Algen nachgewiesen

Ines Schlegel hat in ihrer Dissertation „Ökologische und molekularbiologische Charakterisierung von Populationen des kalzithüllentragenden Phytoflagellaten Phacotus (Chlorophyta)“ die Variabilität, Verbreitung und Lebensbedingungen einiger häufig in norddeutschen Hartwasserseen vorkommenden linsen- und kugelförmigen Grünalgenarten untersucht. Sie gewann neue Erkenntnisse über die Morphologie der die Algen umgebenden Kalkpanzer und deren herausragende Funktion für die Selbstreinigung von Gewässern. Sie konnte zeigen, dass die von Algen aus dem Wasser aufgenommenen Nährstoffe (wie Phosphor) durch Einschluss in die Kalkhülle aus dem Nahrungskreislauf entfernt und beim Absinken auf den Gewässergrund unter Verschluss gehalten werden.

Die 1971 in Neustrelitz geborene Wissenschaftlerin studierte von 1990 bis 1995 in Rostock Biologie. Ihre Promotionsarbeit mit den entscheidenden Feld- und Laboruntersuchungen fertigte sie am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (Abteilung Limnologie Geschichteter Seen in Stechlin-Neuglobsow) an und verteidigte sie mit dem Prädikat „summa cum laude“ 2001 an der Humboldt-Universität zu Berlin.

In ihrem Gutachten zur Promotion betont die Jury, Ines Schlegel habe bewiesen, dass in der vermeintlich „un-exakten“ Ökologie mit höchstauflösenden Methoden, wie denen der Molekularbiologie, völlig neue Welten der ökologischen Erkenntnis zu erschließen sind.

Kalkpanzer im Labor erzeugt

Ines Schlegel hat die Algen in ihrer natürlichen Umgebung untersucht und erstmals Kulturbedingungen so simuliert, dass die Bildung der charakteristischen Kalkpanzer auch unter Laborbedingungen möglich wurde. Mit Hilfe molekularbiologischer Methoden hat sie nachgewiesen, dass die Gestalt des Kalkpanzers, der diese Algenarten umschließt, durch Gene fixiert ist. Es gelang ihr zu ermitteln, dass selbst in nahe beieinander gelegenen Seen unterschiedliche Genotypen vorkommen können. Dies bringt ein gängiges Paradigma der Algenökologie ins Wanken, wonach die mikroskopisch kleinen Primärproduzenten überall vorkommen können, weil sie „nur“ durch Wasser oder Tiere verbreitet werden.

Ferner zeigte die Biologin, dass der Kalkpanzer die Algen auch vor der Verdauung durch algenfressendes Zooplankton schützt. So passieren die Algen unversehrt den Darm von planktischen Kleinkrebsen, wie Wasserflöhen – eine Voraussetzung für ihre signifikanten Leistungen zur Verbesserung der Wasserqualität. Dadurch bleiben die in den Kalkpanzer eingelagerten Nährstoffe „versiegelt“ (im Besonderen Phosphate aus Abwässern und aus der Landwirtschaft, mit denen fast alle Gewässer im weiteren Umkreis von Berlin überdüngt sind) und werden auf natürlichem Wege aus dem Seewasser entsorgt.

Zum Preis

Der mit 3 000 Euro dotierte Nachwuchswissenschaftlerinnen-Preis des Forschungsverbundes Berlin kann Wissenschaftlerinnen zuerkannt werden, die zum Zeitpunkt der Promotion das 32. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und deren Promotion an einer Hochschule im Raum Berlin-Brandenburg mit dem Prädikat „summa cum laude“ bewertet wurde. Er würdigt Leistungen in solchen Disziplinen und Forschungsgebieten, die in den Instituten des Forschungsverbundes vertreten sind. Den Forschungsverbund Berlin bilden acht Leibniz-Institute, die biologische, mathematische, physikalisch-technische sowie gewässerökologische und wildbiologische Forschung betreiben.

Vorschlagsberechtigt sind Direktoren der Institute des Forschungsverbundes Berlin, Direktoren weiterer außeruniversitärer wissenschaftlicher Einrichtungen aus dem Raum Berlin/Brandenburg und habilitierte Mitglieder der Fakultäten von Hochschulen aus dem gleichen Raum. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine Jury unter Ausschluss des Rechtsweges.

Kontakt: Ines Schlegel Tel.: 0551 / 5046691; E-Mail: ines.schlegel@freenet.de
Weitere Informationen: Dr. Lothar Krienitz, Prof. Dr. Rainer Koschel, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Tel.: (033082) 699 26; E-Mail: stechlin@igb-berlin.de

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Joachim Moerke idw

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