Gießen koordiniert Forschungen zur Vogelgrippe
Mit 1,4 Millionen Euro wird die Europäische Kommission ab dem 1. Januar 2007 das Projekt „EUROFLU“ unterstützen, das von Prof. Dr. Stephan Pleschka, Institut für Medizinische Virologie der Justus-Liebig-Universität Gießen, koordiniert wird. „EUROFLU“ wird Forschungen im Bereich der Vogelgrippe (HPAIV) durchführen, um mehr über diese Influenza-Viren und ihrer Wirkungsweise zu erfahren.
Epidemien, die durch Hoch Pathogene Aviäre Influenza Viren (HPAIV) hervorgerufen werden, stellen eine weltweit andauernde Bedrohung für die Gesundheit von Mensch und Tier und damit auch der Weltwirtschaft dar. Dies wird offensichtlich durch das Auftreten neuer Erreger, der so genannten H5N1-Varianten, die zu den HPAIV zählen. Diese Influenza-Viren haben nicht nur Vögel, sondern auch bislang auch über 250 Menschen infiziert, und bei beiden Gruppen war die Sterblichkeitsrate extrem hoch. Die globale Ausbreitung der aktuellen HPAIV-Infektionen und der Umstand, dass es zur Zeit einerseits keinen einsetzbaren Impfstoff gegen diese neuen H5N1-Varianten gibt und zudem auch Virus-Varianten aufgetreten sind, gegen die aktuelle anti-virale Medikamente nicht mehr wirken, unterstreichen die dringende Notwendigkeit für gemeinsame, internationale und multidisziplinäre Anstrengungen der Wissenschaft zur Entwicklung neuer Ansätze in Diagnostik, Impfung und in der anti-viralen Therapie. Daher hat die Europäische Kommission 28, 3 Millionen Euro für neue Projekte im Bereich der Vogelgrippe und der pandemischen Influenza bereitgestellt, die gleichmäßig auf Projekte über Menschen- und Tiergesundheit aufgeteilt werden.
Das neu gegründete und ab Januar 2007 von der EU für drei Jahre mit 1,4 Millionen Euro geförderte Projekt „EUROFLU“, das von Prof. Dr. Stephan Pleschka, Institut für Medizinische Virologie, koordiniert wird, integriert hierfür interdisziplinäre, experimentelle und Datenbank-gestützte Forschungsansätze. Das Projekt ist eines von insgesamt 17 EU-geförderten Projekten. „EUROFLU“ wird von insgesamt elf Partnern aus vier EU-Mitgliedstaaten (Deutschland, Griechenland, Slowakei und Spanien) und einem assoziierten Staat (Israel) durchgeführt. Das grundlegende Ziel von „EUROFLU“ ist es, molekulare Faktoren und Mechanismen der HPAIV-Übertragung und -erkrankung zu erforschen. Dies soll zum Aufbau einer starken wissenschaftlichen Plattform führen, die europäische Politiker in ihren Entscheidungen im Kampf gegen HPAIV unterstützt.
Dabei verfolgt „EUROFLU“ drei Forschungsansätze:
– Die Identifikation, Charakterisierung und Bewertung von Virusfaktoren, die in der Erkennung und gezielten Bindung von HPAIV an Wirtszellen eine Rolle spielen und für Infektion des Menschen eine Rolle spielen könnten.
– Die Bedeutung viraler und zellulärer Faktoren beziehungsweise Mechanismen, welche die Virus-Vermehrung innerhalb der infizierten Zelle regulieren und somit einen Einfluss darauf haben, ob die aus Vögeln stammenden HPAIV sich in menschlichen Zellen vermehren können.
-Die Untersuchung der HPAIV-Übertragung und der Immun-Antwort des Wirtes, sowie des Krankheitsbildes in verschiedenen Modellsystemen.
Durch diese Arbeiten wird das Wissen über die Zellspezifität und das Wirtsspektrum von HPAIV verbessert. Dabei gefundene infizierte virale und zelluläre Strukturen sollen unter anderem später zur Diagnose, zur Gewinnung neuer Impfstoffe oder als Ziele für anti-virale Substanzen, welche die Virus-Zell-Interaktion blockieren, Verwendung finden. Ebenso werden die Arbeiten zu einem insgesamt verbesserten Verständnis der Virusvermehrung in der Zelle sowie der Tricks führen, mit denen sich das Virus den Abwehrmechanismen der Zelle entzieht.
Kontakt:
Prof. Dr. Stephan Pleschka
Institut für Medizinische Virologie
Frankfurter Straße 107, 35392 Gießen
Telefon: 0641 99-47750, Fax: 0641 99-41209
E-Mail: stephan.pleschka@mikro.bio.uni-giessen.de
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