Einzelliger Parasit hat mehr Gene als der Mensch
„Draft Genome Sequence of the Sexually-Transmitted Pathogene Trichomonas vaginalis“, so der Titel des Papers, das in der Januar-Ausgabe des international renommierten Wissenschaftsmagazins SCIENCE veröffentlicht wurde.
Einzige in Deutschland tätige Wissenschaftlerin unter den insgesamt 66 Autoren aus zehn Ländern: Dr. Katrin Henze, Priv.-Dozentin am Institut für ökologische Pflanzenphysiologie und Geobotanik (Prof. Dr. William Martin).
„Trichomoniasis wird durch Parasiten hervorgerufen und ist mit 170 Millionen Neuinfektionen pro Jahr weltweit eine der häufigsten durch Geschlechtsverkehr übertragenen Krankheiten“, so Henze. Betroffen ist der Uro-Genitaltrakt des Menschen. Das Krankheitsbild: bei Frauen Juckreiz in der Scheide, bis hin zu blutigem Ausfluss, ja zur Fehlgeburt; beim Mann Entzündungen an der Eichel, der Harnröhre, Harnblase und Prostata. Verletzungen im Schleimhautgewebe bieten dann ideale Eintrittsmöglichkeiten für eine HIV-Infektion. „Das wissenschaftliche Interesse an der Trichomoniasis war bislang eher gering. Aber gerade durch die weltweite AIDS-Gefahr beschäftigen sich immer mehr Forschergruppen mit der Krankheit“, so Henze.
Erreger ist Trichomonas vaginalis, er gehört zu den Protozoen, also den einzelligen Lebewesen. Die US-amerikanische Gen-Forschungsorganisation TIGR (The Institute of Genome Research) hat jetzt die Erbsubstanz des Erregers entschlüsselt. In insgesamt drei Jahren wurden 160 Millionen Basenpaare bestimmt. Henze: „Das Genom erwies sich als zehnmal so groß wie erwartet und enthält etwa dreimal soviele Gene wie das Genom des Menschen! “ Henze und ihre kleine Düsseldorfer Forschergruppe von drei Doktoranden und vier Diplomanden arbeitet daran, die Funktionen einiger dieser Gene zu ermitteln .
Leitfrage: Welche Fähigkeiten hat der Erregerorganismus über seine Gene? Und weiter: „Wir versuchen, mit Hilfe der Gene die Entwicklungsgeschichte von Trichomonas vaginalis zu verstehen, seinen Stoffwechsel und Pathogenitätsmechanismus. Daraus können sich dann auch neue Diagnose-und Therapieverfahren entwickeln.“ Hintergrund: Die Krankheit kann medikamentell bekämpft werden, „aber wir stellen zunehmend Resistenz gegen den zur Verfügung stehenden Wirkstoff fest. Irgendwann wirkt die bisherige Therapie nicht mehr.“
Kontakt: PD Dr. Katrin Henze, Tel. 0211-81-13983,
e-mail: katrin.henze@uni-duesseldorf.de
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