Neuartiger Sensor für Umweltschadstoff

Leipziger Chemiker haben bei der Erforschung von Metallkomplexverbindungen mit der Synthetisierung einer speziellen Eisen-Nickel-Verbindung einen Volltreffer erzielt. Mit deren Hilfe kann Stickstoffmonoxid, dessen Bedeutung für den Organismus erst in jüngster Zeit erkannt wurde, besser bestimmt werden als bisher.

Die Forschung über Metallkomplexverbindungen, das sind chemische Verbindungen, bei denen ein zentrales Metallatom sich mit anorganischen oder organischen Molekülen bzw. Ionen (“Liganden”) umgibt, hat am Anorganischen Institut der Universität Leipzig eine fast 100-jährige Tradition. Diese ist mit klangvollen Namen wie Arthur Hantzsch (1903-1927), Franz Hein (1923-1942), Leopold Wolf (1945-1961) und Eberhard Hoyer (1967-1996) verbunden. Nun findet diese Tradition mit den beiden Chemikern Prof. Dr. Lothar Beyer und Prof. Dr. Rainer Richter ihre Fortsetzung.

Finanziert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, führten die beiden Forscher gemeinsam mit drei Doktoranden umfassende Untersuchungen über ferrocenhaltige Ligandenklassen und ihre Mehrkernmetallkomplexe durch. Die Stammverbindung Ferrocen selbst ist ein seit 50 Jahren bekannter eisenhaltiger Aromatenkomplex in der Strukturform eines Sandwiches. Das Besondere der Forschungsarbeit bestand nun darin, Ferrocen mit weiteren komplexbildenden Liganden zu verbinden, welche nach dem Schloss-Schlüssel-Prinzip spezifisch andere Metallionen “erkennen” können. Dieses Prinzip lässt sich praktisch nutzen.

In diesem Sinne hat sich ein synthetisierter, neuartiger ferrocenhaltiger Nickelkomplex als Volltreffer erwiesen. An einer Nickel-“Schablone” ordnen sich die ferrocenhaltigen Reaktanten (Stoffe, die mit anderen eine Reaktion eingehen) definiert räumlich an und können das Entstehen des gewünschten Nickelkomplexes bewirken. Dieser ist in der Lage, als Sensor für Stickstoffmonoxid (NO) zu fungieren. NO ist ein bekannter Umweltschadstoff und wird auch bei der Gabe u.a. bestimmter herzaktiver Medikamente im Körper freigesetzt. Das als “Molekül des Jahres 1992” ausgewählte NO ist ein so genannter Botenstoff, dessen Bedeutung für den Organismus erst in jüngster Zeit erkannt worden ist. Mit dem Sensor, der patentiert worden ist, erschließt sich nun ein neuer Weg zur quantitativen, elektrochemischen Bestimmung von NO. Entsprechende Forschungsarbeiten dazu werden in Kooperation mit einer Arbeitsgruppe von Prof. Dr. José Losada an der Madrider Universität durchgeführt.

Neben solchen praktisch bedeutsamen Ergebnissen war es auch möglich, mit der genauen strukturellen Bestimmung einer Vielzahl von Vertretern dieser neuen Verbindungsklasse mittels Röntgenkristallstrukturanalyse detaillierte Vorstellungen zur chemischen Bindung und zum Reaktionsverhalten zu ermitteln. Ein gewiss nicht zu unterschätzender Nebeneffekt ist der, dass die mittlerweile zu Doktoren qualifizierten Mitarbeiter selbst eine Firma “Chiroblock” mit Erfolg gegründet haben, als Postdoc in Japan arbeiten und als Hochschullehrer in Peru wirken.

Weitere Informationen Prof. Dr. Lothar Beyer
Telefon: 0341 97 36160
E-Mail: beyinorg@organik.chemie.uni-leipzig.de

Media Contact

Volker Schulte idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Quantenkommunikation: Effiziente Ansteuerung von Diamant-Qubits mit Mikrowellen

Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben zum ersten Mal in Deutschland gezeigt, wie sogenannte Zinn-Fehlstellen in Diamanten sehr exakt mit Mikrowellen kontrolliert werden können. Diese Defekte haben besondere…

Wenn Ionen zum Katalysator wandern

Neue Einblicke in die Solvatationskinetik an Oberflächen. Die Abteilung Interface Science des Fritz-Haber-Instituts hat weitere Fortschritte im Verständnis der Solvatation von Ionen an Grenzflächen gemacht, wie in ihrer neuesten Veröffentlichung…

Alte Herzen vor der Transplantation stärken

Studie untersucht Wirkung von Senomorphika zum Schutz von Spenderherzen. Anlässlich des Weltherztages am 29. September. Wie die Funktion von Spenderherzen älterer Menschen bei einer Transplantation optimal erhalten werden kann, will…

Partner & Förderer