Im Mekka der Membranforscher: GKSS bildet wissenschaftlichen Nachwuchs auf europäischer Ebene aus
Dem Institut für Chemie im GKSS-Forschungszentrum Geesthacht wurde kürzlich eine besondere Ehre und Auszeichnung zuteil. Es wurde, unterstützt und finanziert von der Europäischen Kommission, zum bisher einzigen Marie-Curie-Schulungsstandort (Training Site) für Membrantechnologie ernannt. In den kommenden vier Jahren werden insgesamt neun Doktoranden aus Deutschland und dem europäischen Ausland die Gelegenheit erhalten, in Geesthacht und Teltow ein ungewöhnlich breit angelegtes Wissen aus verschiedenen Bereichen der Membranforschung zu erwerben.
Koordinatorin dieses europäischen Programmes ist Prof. Suzana Pereira-Nunes vom GKSS-Institutsstandort Geesthacht. Das Programm wird von namhaften GKSS-Experten auf dem Gebiet der Membrantechnologie wissenschaftlich betreut.
Die Entscheidung für GKSS als Fortbildungsstandort erfolgte in Anerkennung der hervorragenden Leistungen des Instituts für Chemie auf dem Gebiet der Membrantrennverfahren. Nicht zuletzt durch einen erfolgreichen interdisziplinären Ansatz, d. h. Membranforschung von den molekularen Grundlagen der Basismaterialien bis zur industrienahen Anwendung in Pilotanlagen, hat sich GKSS eine Spitzenposition in Europa gesichert. Das Betätigungsfeld der Wissenschaftler reicht von der Teilchenmodellierung über die Membranentwicklung bis zu den technologischen Anwendungen für die chemische und petrochemische Industrie sowie für Biomedizin und Brennstoffzelle.
Die hohe Kompetenz der GKSS-Wissenschaftler sowie die vorhandene technische Infrastruktur vor Ort bieten nunmehr die einmalige Chance, das in Geesthacht und Teltow erworbene Wissen an junge Forscher direkt weiterzugeben. Die Nachwuchs-Wissenschaftler werden im Institut für Chemie innerhalb eines Jahres auch Forschungsbereiche kennenlernen, die heute bereits einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung unserer Umwelt leisten. Dazu gehören die Wiedergewinnung von Wertstoffen in der Chemischen Industrie sowie die Unterstützung neuer, sauberer Energieformen.
Auch mit Problemen und Lösungen bei der Entwicklung biokompatibler Trenn- und Trägerwerkstoffe für organunterstützende Systeme (z.B. Membranen für die künstliche Leber) werden sich die Doktoranden bei GKSS eingehender befassen. „Training Site“-Schwerpunkte sind im Einzelnen: „Modellierung des Molekulartransportes in Mixed-Matrix-Membranen“, „Membranreaktoren“, „Membranentwicklung für die Gasseparation bzw. die Abtrennung organischer Stoffe aus wässrigen Lösungen“ , „Membranentwicklung für Brennstoffzellen“ und „Membranen in der Biomedizintechnik“.
Membranen (lat.: „dünnes Häutchen“) werden zum Trennen von Stoffgemischen (Flüssigkeiten, Dämpfe, Gase) verwendet. Sie sind Schlüsselkomponenten für zahlreiche Anwendungsgebiete. Sie kommen unter anderem bei der Meerwasser-Entsalzung zum Einsatz. Schon in den 70er-Jahren begann GKSS mit den ersten Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet und entwickelte mit der Umkehrosmose ein spezielles Membran-Trennverfahren. Der Hintergrund: Obwohl der größte Teil der Erdoberfläche aus Wasser besteht, leiden viele Ländern der Erde auch heute noch unter akuter Trinkwasserknappheit. Noch immer sind es die großen, auf Basis von Membrantechnologie funktionierenden Entsalzungsanlagen, die die Trinkwasserversorgung für einen großen Teil der Weltbevölkerung flächendeckend sichern. Heute ist GKSS auf diesem Gebiet weltweit anerkannt und zudem in zahlreichen europäischen Projekten vertreten.
Eine Führungsrolle hat GKSS auch bei der Rückgewinnung von Benzindämpfen mit Hilfe von Membranen übernommen. Im Mittelpunkt steht dabei die wirksame Reduzierung von Kohlenwasserstoffemissionen. Diese entstehen u. a. bei der Verladung von Ottokraftstoffen an Tanklägern bzw. bei der Betankung von Pkw. Umweltfreundliche Trenntechniken gewinnen auch wirtschaftlich immer mehr an Bedeutung.
Einer besonderen Herausforderung stellt sich GKSS derzeit mit dem Brückenschlag zu den Lebenswissenschaften (life sciences). Langfristiges Forschungsziel dabei ist, natürliche Organe wie Leber oder Niere bei eingeschränkter Funktion oder völligem Versagen durch künstliche Trenn- und Trägerwerkstoffe außerhalb des Körpers zu ersetzen. Eine zentrale Aufgabe der Wissenschaftler am Institut für Chemie besteht darin, die Blut- und Gewebeverträglichkeit dieser Biohybridsysteme auf Membranbasis zu verbessern.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Suzana Pereira-Nunes GKSS-Institut für Chemie Tel.: (0 41 52) 87-2424 Fax: (0 41 52) 87-2466 E-Mail: nunes@gkss.de
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