Wie Moleküle mit dem Licht reden

Was die Welt im Innersten zusammenhält, das hat Leticia González bereits während ihres Studiums fasziniert. Die Spanierin hat jedoch wenig mit Germanistik zu tun, sie begeistert sich für Chemie – und dies in der grundlegendsten Form: der Theoretischen Chemie.

Dieses Fach hat sie in ihrer Geburtsstadt Madrid studiert, darüber hat sie ihre Masterarbeit in London geschrieben und 1998 in Madrid promoviert. „Ich will verstehen, was in den Molekülen und Atomen vorgeht“, sagt González und ist davon überzeugt: „Das kann man nur durch die Theorie verstehen“. Konsequenterweise habilitierte sie sich 2004 in Theoretischer Chemie an der FU Berlin, wohin sie 1999 mit einem Stipendium gekommen war – wegen damals fehlender Deutschkenntnisse etwas zögerlich. Doch dann verliebte sie sich in das Land, „in dem die Quantenmechanik geboren wurde“.

Nun hat diese Liebe einen neuen Höhepunkt erreicht: Die Alexander von Humboldt- und Heisenberg-Stipendiatin, die inzwischen perfekt deutsch spricht, hat den Ruf auf die Professur für Physikalische und Theoretische Chemie der Universität Jena angenommen. Am 1. Oktober tritt sie die Professur offiziell an, nachdem sie die Stelle bereits im Sommersemester vertreten und dabei Jena so sehr schätzen gelernt hat, dass sie sogar die Großstadt, „an der mein Herz hängt“, gegen das überschaubare Jena verlassen hat.

„Jena ist ein Platz, an dem ich noch wachsen kann“, begründet die 36-jährige Chemikerin die Wahl. Eine Wahl, die die Friedrich-Schiller-Universität zu einer von nur fünf Universitäten in Deutschland macht, an der eine Frau eine theoretische Chemie-Professur besetzt. Wenig verwunderlich ist es daher auch, dass fast die Hälfte ihres zukünftig 12-köpfigen Teams weiblich besetzt ist. „Ich habe wohl so etwas wie eine Vorbildfunktion“, sagt Prof. Dr. Leticia González dazu bescheiden. Dabei liegt es sicher auch an der Leidenschaft, mit der sie über ihr Fach und ihre Forschungen spricht.

Im Mittelpunkt ihres Interesses stehen die Reaktionen und Eigenschaften von Molekülen, wenn sie mit Licht bestrahlt werden. Wohin sich Moleküle bei Lichteinstrahlung drehen, das untersucht sie an maximal 10 bis 100 Atomen. „Wir können verstehen, wie die Moleküle miteinander sprechen“, vergleicht sie es mit Sprache und nennt als ihr Forschungsziel: „Wir wollen die Kommunikation zwischen Molekül und Licht anregen und beeinflussen“. Das sei zwar vor allem Grundlagenforschung, die überwiegend am Computer geschieht, betont die Neu-Jenaerin, die besonderes „Interesse an komplexen Problemen, wie sie etwa in der Dynamik vorkommen“, hat. Doch wenn diese Grundlagen, die sie gerne „bei der Natur abschaut“, aufgeklärt sind, dann könnten daraus molekulare Maschinen entstehen, für die Licht das ist, „was der Wind für Windmühlen ist“, so González.

Konkret erforscht sie derzeit die Photostabilität von DNA-Basen sowie Grundlagen für die photodynamische Therapie. Für all diese Themen findet die sprachgewandte Spanierin viele Partner in Jena – so dass sie hier in ein gutes Netzwerk kommt, um zu berechnen, wie Licht die Welt im Innersten zusammenhält.

Kontakt (ab 01.10.07):
Prof. Dr. Leticia González
Institut für Physikalische Chemie der Universität Jena
Helmholtzweg 10
07743 Jena
Tel.: 03641 / 948360
E-Mail: leticia.gonzalez[at]uni-jena.de

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Axel Burchardt idw

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