Das 3R-Prinzip in der Erforschung von Fischen
Tierversuche erfolgreich reduzieren:
Wissenschaftler am Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) nutzen verstärkt Zellkulturen, um Rückschlüsse auf die Folgen des Klimawandels zu ziehen.
Laut der Tierversuchsstatistik werden Fische nach Mäusen als die zweithäufigste Tiergruppe in der Forschung verwendet. Sie spielen eine wichtige Rolle in der Aquakultur und dienen auch als Modelltiere in verschiedenen Forschungsbereichen.
„Die Anwendung des 3R-Prinzips bedeutet Tierversuche zu reduzieren, zu verfeinern und zu ersetzen, um ethische Standards zu verbessern und den Einsatz von Tieren zu minimieren“, erläutert PD Dr. Bianka Grunow, Leiterin der Arbeitsgruppe „Wachstumsphysiologie der Fische“ am Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf. Eine aktuelle Zustandsbewertung und Möglichkeiten zur Verbesserung des Fischwohls im Tierversuch wurde im Mai im Reviews in Fish Biology and Fisheries* veröffentlicht.
Die Arbeitsgruppe „Wachstumsphysiologie der Fische“ am FBN konzentriert sich daher auf drei Kernthemen, bei denen das 3R-Prinzip im Mittelpunkt steht: Die Analyse des Fischfilets, um Rückschlüsse auf die Qualität und die Gesundheit der Tiere ziehen zu können; die Entwicklung von Fischlarven, um Haltungsmethoden zu verbessern; und die Erforschung von Zellkultursystemen von Fischen. Während die ersten beiden Forschungsbereiche vor allem das Wohl der Tiere in Aquakultursystemen im Blick haben, zielt die Untersuchung von Zellkultursystemen darauf ab, Tierversuche an Fischen zu ersetzen und damit die Zahl der Tierversuche zu reduzieren.
Reduzieren, Verfeinern, Ersetzen – Ein Gewinn für Wissenschaft und Wirtschaft
Durch die Anwendung von Zellkultursystemen, die bereits in der Humanforschung Standard sind, sind viele herkömmliche Tierversuche in der Fischforschung überflüssig. Dieser Ansatz bietet nicht nur ethische Vorteile, sondern eröffnet auch neue Möglichkeiten zur Verbesserung der Effizienz der Forschung und zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs und der Umweltauswirkungen. Die Verringerung, Verbesserung und der Ersatz von Tierversuchen werden zunehmend in der Forschung, aber auch in Politik und Gesellschaft diskutiert.
„Obwohl Fische nicht über die gleiche Ausdrucksweise wie Säugetiere verfügen, ist es angesichts der hohen Anzahl an Fischen in Versuchen umso entscheidender, diese Wirbeltiergruppe grundlegend zu verstehen“, betont PD Dr. Bianka Grunow. Durch die Anwendung des 3R-Prinzips sowie den Einsatz moderner Technologien und innovativer Forschungsmethoden können Wissenschaftler zukünftig zunehmend komplexe Fragestellungen bearbeiten, ohne auf eine große Anzahl von Versuchstieren zurückgreifen zu müssen.
Untersuchung von Zellkulturen ermöglicht Erkenntnisse über den Klimawandel
Die Untersuchung von Zellkulturen ermöglicht auch grundlegende Erkenntnisse über die Auswirkungen des Klimawandels. „Durch die Herstellung von Zellkulturen aus Fischgewebe und die Untersuchung der Zellen auf physiologischer Basis können wir beispielsweise Rückschlüsse auf die Auswirkungen steigender Wassertemperaturen oder verringerten Sauerstoffgehalts ziehen – und das ohne den Einsatz von Tieren“, erklärt PD Dr. Bianka Grunow. Die steigenden Temperaturen beeinflussen insbesondere in Flachwassergebieten, wie im Küstenbereich, die Überlebensfähigkeit der Fische und vor allem der Fischlarven. Zudem sind die Mengen an Schadstoffen in Küstengewässern höher. Die gewonnenen Erkenntnisse aus der Untersuchung von Zellkulturen können sowohl in der Aquakulturindustrie als auch für weitere ökotoxikologische Fragestellungen in der Forschung genutzt werden.
*Originalpublikation:
Status assessment and opportunities for improving fish welfare in animal experimental research according to the 3R-Guidelines
Reviews in Fish Biology and Fisheries, Published: 12 May 2023
https://doi.org/10.1007/s11160-023-09781-8
https://doi.org/10.3390/toxics9110286
Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN)
Wilhelm-Stahl-Allee 2, 18196 Dummerstorf
Vorstand Prof. Dr. Klaus Wimmers
T +49 38208-68 600
E wimmers@fbn-dummerstorf.de
Arbeitsgruppe „Wachstumsphysiologie bei Fischen“
Leiterin PD Dr. Bianka Grunow
T +49 38208-68 861
E grunow@fbn-dummerstorf.de
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Isabel Haberkorn
T +49 38208-68 605
E haberkorn@fbn-dummerstorf.de
http://www.fbn-dummerstorf.de
LinkedIn: @forschungsinstitut-nutztierbiologie-fbn
Twitter: @FBNDummerstorf
Instagram: @forschungsinstitut_fbn
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Arbeitsgruppe „Wachstumsphysiologie bei Fischen“
Leiterin PD Dr. Bianka Grunow
T +49 38208-68 861
E grunow@fbn-dummerstorf.de
Originalpublikation:
Status assessment and opportunities for improving fish welfare in animal experimental research according to the 3R-Guidelines
Reviews in Fish Biology and Fisheries, Published: 12 May 2023
https://doi.org/10.1007/s11160-023-09781-8
https://doi.org/10.3390/toxics9110286
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie
Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.
Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.
Neueste Beiträge
Erster Bernsteinfund auf antarktischem Kontinent
Südlichster Fund erlaubt weitere Einblicke in kreidezeitliche Wälder nahe des Südpols. In der Antarktis herrschten vor rund 90 Millionen Jahren Klimabedingungen, unter denen harzproduzierende Bäume überlebten. Ein Team unter Leitung…
Mit kleinen Partikeln Großes bewirken
Projekt NanoSTeW geht neue Wege in der Kupferverarbeitung. Neue kupferbasierte Werkstoffe für den 3D-Druck entwickeln und dabei das Thema Nachhaltigkeit ins Visier nehmen, das ist in den kommenden fünf Jahren…
Ohne Tiernutzung: Antikörper aus Algen für Schwangerschaftstests
Startup entwickelt neues Verfahren – DBU fördert Es kommt nicht alltäglich vor, dass junge Startups aus Deutschland eine Neuheit mit branchenveränderndem Potential auf den Markt bringen. Doch genau das plant…