Ein wichtiger Schritt für die Neuroblastom-Forschung

Prof. Holger Lode Foto: UMG

Erstmals haben Wissenschaftler systematisch Erst- und Rückfalltumore beim Neuroblastom untersucht. Das Neuroblastom ist mit acht Prozent Anteil der häufigste feste (solide) Tumor im Kindesalter. Dabei wurden auch Gewebeproben von Kindern, die in Greifswald in Behandlung sind, analysiert.

„Die genetischen Veränderungen der Krebszellen sind bei einem Rückfall anders als bei der Ersterkrankung. Das ist eine neue Erkenntnis, die in der Bekämpfung des Neuroblastoms eine wichtige Rolle spielen wird“, sagte Prof. Holger Lode (Foto), Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin an der Universitätsmedizin Greifswald.

Gleichzeitig ist es den Forschern von 13 führenden klinisch wissenschaftlich arbeitenden Gruppen Europas unter Beteiligung des Teams von Prof. Holger Lode in einer gemeinsamen Anstrengung gelungen, einen neuen Stoffwechselweg des Tumors bei Kindern mit einem Rückfall des Neuroblastoms zu identifizieren. Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt in Nature Genetics* veröffentlicht.

Wenn das Neuroblastom in der Erstdiagnose festgestellt wird, hat dieses in den meisten Fällen bereits Metastasen entwickelt. Dementsprechend hoch ist mit rund 60 Prozent die Rückfallquote. Bei einem Neuroblastom liegen gegenwärtig zudem die Überlebenschancen bei Langzeituntersuchungen lediglich bei 30 Prozent. Deutliche Fortschritte konnten die Greifswalder Mediziner mit einer speziellen Immuntherapie machen, die insbesondere die Prognose für Patienten mit Rückfällen deutlich verbessert hat.

„Mit den neuen Erkenntnissen in unserem Wissenschaftsverbund eröffnen sich nun auch weitere Wege in der Bekämpfung der Krebsgefahr“, so der Kinderonkologe. „Wir wissen jetzt, was den Rezidivtumor, der den Rückfall auslöst, so unberechenbar macht. Er unterscheidet sich genetisch vom Erstgeschwulst und verfügt somit auch über andere Stoffwechselwege, um sich auszubreiten und zu wachsen“, so Lode.

„Gegen den identifizierten Stoffwechselweg können zielgenau neue Medikamente entwickelt werden. Perspektivisch wird es dazu führen, dass wir unsere Antikörperimmuntherapie mit einer medikamentösen Behandlung kombinieren werden. Die Forschungsergebnisse sind somit ein weiterer sehr wichtiger Schritt im Kampf gegen das Neuroblastom und, um die Heilungschancen zu verbessern.“

In Greifswald wurden in den vergangenen Jahren kleine Patienten aus aller Welt behandelt, weil sie unter diesem tückischen Tumor leiden und ihre letzte Hoffnung in der Immuntherapie sehen. Erst vor kurzem hat das Team um Professor Holger Lode und Dr. Nikolai Siebert eine Bewilligung von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erhalten, um dieses Verfahren weiter zu entwickeln und zu optimieren. Dafür stellt die DFG für die kommenden zwei Jahre 300.000 Euro zur Verfügung.

*Nature Genetics (2015), doi:10.1038/ng.3349, Published online 29 June 2015
„Mutational dynamics between primary and relapse neuroblastomas“
  www.nature.com/ng/journal/vaop/ncurrent/full/ng.3349.html?message-global=remove

Universitätsmedizin Greifswald
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin
Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. med. Holger Lode
Sauerbruch-Straße, 17475 Greifswald
T +49 3834 86-63 01 und -63 25
E holger.lode@uni-greifswald.de
http://www.medizin.uni-greifswald.de
http://www.facebook.com/UnimedizinGreifswald

Media Contact

Constanze Steinke idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Klimawandel führt zu mehr alpinen Gefahren

Von Steinschlag bis Eislawine: So hat der Klimawandel die Naturgefahren in den Alpen verändert. Der Klimawandel intensiviert vielerorts Naturgefahren in den Bergen und stellt den Alpenraum damit vor besondere Herausforderungen….

SAFECAR-ML: Künstliche Intelligenz beschleunigt die Fahrzeugentwicklung

Mit neuen Methoden des Maschinellen Lernens gelingt es, Daten aus der Crashtest-Entwicklung besser zu verstehen und zu verarbeiten. Im Projekt SAFECAR-ML entsteht eine automatisierte Lösung zur Dokumentation virtueller Crashtests, die…

Robotergestütztes Laserverfahren ermöglicht schonende Kraniotomie im Wachzustand

Um während neurochirurgischen Eingriffen komplexe Hirnfunktionen testen zu können, werden diese an wachen, lokal anästhesierten Patienten durchgeführt. So können die Chirurgen mit ihnen interagieren und prüfen, wie sich ihr Eingriff…