Ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die tödlichste Infektionskrankheit der Welt

Pretomanid, ein neuer Wirkstoff, der von der gemeinnützigen Organisation TB Alliance u. a. mit Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) entwickelt wurde, hat von der amerikanischen Arzneimittelbhörde FDA die Zulassung zur Behandlung von extrem resistenter Tuberkulose erhalten. „Dies ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die tödlichste Infektionskrankheit der Welt“, erklärt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek.

Weltweit erkranken jährlich mehr als zehn Millionen Menschen an Tuberkulose (TB) – etwa 1,4 Millionen Menschen sterben an den Folgen. Das ist mehr als an jeder anderen Infektionskrankheit. Das Problem wird noch verschärft, denn weltweit steigen die Infektionen mit Tuberkulose-Erregern, gegen die weder herkömmliche Antibiotika noch Reserve-Antibiotika helfen.

Doch für Unternehmen gibt es kaum Anreize, Geld in Forschung und Entwicklung zu investieren. Denn der Markt ist nicht lukrativ: 98 Prozent der TB-Infektionen treffen Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Die Konsequenz: Bis zur Jahrtausendwende wurden weltweit fast keine neuen Tuberkulose-Medikamente entwickelt.

„Um das zu ändern, müssen wir sicherstellen, dass dringend benötigte Forschung stattfindet – gerade in Bereichen, die keine hohen wirtschaftlichen Profite versprechen. Deshalb unterstützt das BMBF die Forschung gegen armutsassoziierte und vernachlässigte Krankheiten“, betont Bundesforschungsministerin Anja Karliczek.

Seit 2016 fördert das Bundesforschungsministerium die Arbeit der TB Alliance mit 20 Millionen Euro. Eine aktuelle Errungenschaft der TB Alliance ist die Entwicklung des neuen Wirkstoffes Pretomanid. Die Behandlung erfolgt, wie bei Tuberkulosebehandlung üblich, als Kombinationstherapie mit zwei weiteren Wirkstoffen, Bedaquilin und Linezolid – gemeinschaftlich bezeichnet als BPaL Therapie.

Die Wirksamkeit und Sicherheit dieser neuen Kombinationstherapie wurde in 19 klinischen Studien in 14 Ländern nachgewiesen und bestätigt. „Die FDA Zulassung ist ein Sieg für die Patienten, die an der extrem medikamentenresistenten Form der weltweit tödlichsten Infektionskrankheit leiden“, sag Mel Spiegelman, Präsident und CEO der TB Alliance.

Die Heilungsrate steigt nach den Studienergebnissen von 35 Prozent auf über 90 Prozent; außerdem kann das bislang übliche bis zu acht Medikamente umfassende Therapie-Schema von über 18 Monaten Behandlungsdauer auf sechs Monate reduziert werden. Zudem kann die Kombinationstherapie erstmalig oral eingenommen werden, sodass Patienten vollständig auf Spritzen verzichten können.

Derzeit wird in weiteren Studien der Einsatz von Pretomanid in unterschiedlichen Kombinationstherapien zur Behandlung von weiteren Formen der Tuberkulose getestet. Damit ist jetzt die Möglichkeit einer einzelnen TB-Therapie in Sichtweite, mit der praktisch alle Patienten mit aktiver TB mit einer relativ einfachen und kostengünstigen Therapie behandelt werden können.

Hintergrund:

Seit 2011 beteiligt sich das BMBF an internationalen Initiativen zur Entwicklung von Impfstoffen, Medikamenten und Diagnostika über Produktentwicklungspartnerschaften (engl. Product Development Partnerships), kurz PDPs. Das sind Non-Profit- Organisationen, die Medikamente, Impfstoffe und Diagnostika für vernachlässigte Erkrankungen entwickeln. PDPs werden durch öffentliche und private wohltätige Geldgeber finanziert.

In der gegenwärtigen zweiten Förderphase 2016-2022 fördert das Ministerium sechs PDPs mit insgesamt 64 Millionen Euro. Der Schwerpunkt der PDPs liegt auf vernachlässigten und armutsassoziierten Infektionskrankheiten sowie auf neuen bzw. wiederkehrenden Infektionskrankheiten mit besonderer Bedeutung für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

Weitere Informationen:

Armutsassoziierte Krankheiten:
https://www.bmbf.de/de/armutsassoziierte-krankheiten-275.html und

Gesundheitsforschung in internationaler Kooperation:
https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/gesundheitsforschung-in-internationa…
https://www.bmbf.de/de/gesundheitsforschung-136.html

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