Enzymfabriken zur Produktion von maßgeschneiderten Molekülen

Magnus Rueping, Degussa-Stiftungsprofessor für organische Synthetik an der Goethe-Universität, erhält vom European Research Council (ERC) einen „Starting Independent Researcher Grant“. Die Goethe-Universität war mit zwei erfolgreichen Anträgen in der ersten Runde dieses neuen Förderprogramms der Europäischen Union (EU) erfolgreicher als manche Elite-Uni.

Ruepings Ziel ist es zu zeigen, dass Enzyme wie an einem Fließband zusammenarbeiten und maßgeschneiderte Moleküle herstellen können. Er besitzt bereits große Erfahrung darin, die Natur als Blaupause für die Entwicklung neuer Enzyme zu nutzen, die robuster und besser zugänglich sind als ihr natürliches Vorbild. Was er jetzt vorhat, geht aber weit über diesen Ansatz hinaus: Gelingt es, Moleküle innerhalb eines einzigen Reaktionsraums schrittweise durch die Aktivität von Enzymen zu synthetisieren, entfallen arbeits- und zeitaufwendige Trenn- und Reinigungsschritte, wie sie derzeit für jedes Zwischenprodukt bei der industriellen Herstellung notwendig sind. Die Machbarkeitsstudie wird in den nächsten vier Jahren mit rund einer Millionen Euro gefördert.

Magnus Rueping ist einer von 19 Kandidaten in Deutschland, deren Antrag im Bereich „Physical Sciences and Engineering“ von Scientific Council des ERC zur Förderung vorgeschlagen wurde. 529 Bewerbungen waren eingegangen. „Das Projekt ist genau die Art von Forschung, die vom ERC in den kommenden Jahren verstärkt gefördert werden soll: risikofreudige Forschung an den Grenzen des Wissens“, erläutert Prof. Jürgen Bereiter-Hahn, ehemaliger Vize-Präsident der Goethe-Universität, anlässlich eines regionalen Workshops zur zweiten Ausschreibungsrunde des ERC Starting Grants am Campus Riedberg.

Mit dem 2007 erstmals ausgeschriebenen Programm der ERC-Grants hat sich die Europäische Union (EU) vorgenommen, kreative Wissenschaftler europaweit zu fördern und insbesondere in Ideen zu investieren, die umwälzende Entdeckungen versprechen. Alleiniges Kriterium für die Begutachtung der Anträge ist wissenschaftliche Exzellenz. Die Starting Grants richten sich dabei an Wissenschaftler, die zwei bis neun Jahre nach der Promotion stehen. Der Aufbau einer unabhängigen Forschergruppe soll ihnen den Weg zur vollen Professur ebnen.

Die Nationalität der Forscher, die sich um eine Förderung bewerben, spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass ihr Projekt in einem Mitgliedsstaat oder einem assoziierten Staat der Europäischen Union umgesetzt wird. Ein Ziel ist es unter anderem, Europa als Forschungsstandort insbesondere in Konkurrenz zu den USA wieder attraktiver zu gestalten. Für die EU ist das ERC-Programm mit seiner Stärkung der Grundlagenforschung ein Novum in der Geschichte der Forschungsrahmenprogramme. Das Budget soll jährlich erhöht werden. Sind es im Jahr 2008 noch 550 Millionen Euro, so soll es bis 2013 auf 1700 Millionen Euro erhöht werden. Damit werden die ERC Grants zunehmende Bedeutung als Ergänzung der nationalen Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gewinnen.

Prof. Magnus Rueping wurde gemeinsam mit der Kulturanthropologin Prof. Kira Kosnick als einer der ersten Wissenschaftler der Goethe-Universität mit dem „Starting Grant“ ausgezeichnet. Nur 32 Projektanträge aus Deutschland waren erfolgreich; insgesamt wurden über 9000 Anträge eingereicht, die in einem zweistufigen Verfahren, inklusive einer Präsentation in Brüssel, ausgewählt wurden.

Magnus Rueping studierte Chemie an der Technischen Universität Berlin und – als ERASMUS-Stipendiat – am Trinity College der University of Dublin. Nach seiner Promotion an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich im Jahr 2002, ging er als Postdoktorand an die Harvard University. Von dort aus nahm er 2004 einen Ruf an die Goethe-Universität an.

Informationen: Prof. Magnus Rueping, Degussa Stiftungsprofessur für organische Synthetik, Campus Riedberg, Tel: (069) 798-29223, M.Rueping@chemie.uni-frankfurt.de.

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt am Main. Vor 94 Jahren von Frankfurter Bürgern gegründet, ist sie heute eine der zehn größten Universitäten Deutschlands. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Rund um das historische Poelzig-Ensemble im Frankfurter Westend entsteht derzeit für rund 600 Millionen Euro der schönste Campus Deutschlands. Mit 45 eingeworbenen Stiftungs- und Stiftungsgastprofessuren nimmt die Goethe-Uni den deutschen Spitzenplatz ein. In drei Forschungsrankings des CHE in Folge und in der Exzellenzinitiative zeigt sich die Goethe-Universität als eine der forschungsstärksten Hochschulen Deutschlands.

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