Gefangen in Seidennetz und Haftpolstern
Biologen der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und der Universität Bern konnten jetzt nachweisen, dass es eine alternative, ebenso bedeutsame Anpassung an das Erjagen von Beute gibt: Haftpolster, sogenannte Scopulae. Ihre Ergebnisse publizierten die Wissenschaftler in der Maiausgabe der Fachzeitschrift PLoS ONE.
„Etwa die Hälfte aller bekannten Spinnenarten haben den Netzbau als Beutefangmethode aufgegeben. Sie ergreifen ihre Beute direkt und müssen in der Lage sein, sie festzuhalten und zu kontrollieren, ohne selbst verletzt zu werden“, erklärt Jonas Wolff, Doktorand im CAU-Fachbereich Spezielle Zoologie, den Ausgangspunkt seiner Arbeit.
Wie aber fangen diese Spinnen ihre Beute ohne Netz? Als sich Wolff und seine Mitstreiter Professor Stanislav Gorb, CAU, und Professor Wolfgang Nentwig, Universität Bern, diese Frage stellten, fiel ihr Augenmerk auf die Haarpolster an den Beinen der Spinnen. Diese Polster bestehen aus speziellen Haaren, die sich in zahlreiche Ästchen aufspalten. Dadurch können sie sich eng an Oberflächen anlagern, sodass molekulare Anziehungskräfte wirksam werden.
„Bisher wurde angenommen, dass den Spinnen diese Haftpolster vor allem zur Fortbewegung dienen. Frühere Hypothesen, dass die Haftpolster wichtig sind, um Beute festzuhalten, fanden bislang wenig Beachtung.
Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Aufgabe des Netzbaus stammesgeschichtlich mehrfach unabhängig voneinander passierte und erstaunlicherweise fast immer von der Entwicklung ähnlicher Haftpolster begleitet war. Spezielle Fußpolster zum Klettern an glatten Oberflächen sind Weiterentwicklungen aus dem Beutefangapparat“, sagt Wolff. „Die Ergebnisse erlauben uns eine ganz neue Sichtweise auf die Evolution von Spinnen.“
Originalpublikation:
Wolff, J. O., Nentwig, W. and Gorb, S. N. The great silk alternative: Multiple co-evolution of web loss and sticky hairs in spiders. PLoS ONE, In Press.
http://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0062682 (Publication date: 1st May 2013).
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