Gen identifiziert, das erstmals frühe Vorhersage von Metastasenbildung bei Dickdarmkrebs erlaubt

Wie PD Dr. Ulrike Stein, Prof. Peter M. Schlag und Prof. Walter Birchmeier zeigen konnten, fördert MACC1 (Metastasis-Associated in Colon Cancer 1) nicht nur das Krebswachstum sondern auch die Metastasenbildung.

Patienten mit Dickdarmkrebs haben danach eine günstigere Lebenserwartung, wenn die Aktivität von MACC1 niedrig ist, als Dickdarmkrebspatienten mit hohen MACC1-Werten. (Nature Med., doi: 10.1038/nm.1889)*.

Darmkrebs ist eine der häufigsten bösartigen Tumorerkrankungen in den westlichen Ländern. Allein in Deutschland erkranken jährlich rund 73 000 Menschen daran. Trotz Operation, Chemo- und Strahlentherapie wird nur etwa die Hälfte der betroffenen Patienten geheilt. Das liegt daran, dass bei etwa 20 Prozent der Darmkrebspatienten bereits bei der Diagnose Metastasen festgestellt werden und bei etwa einem weiteren Drittel der Patienten Metastasen trotz erfolgreicher Ersttherapie auftreten.

Es wäre deshalb wichtig, die Patienten frühzeitig zu erkennen, die ein hohes Risiko haben, lebensbedrohliche Tochtergeschwülste in Leber und Lunge zu bekommen. Ziel ist, sie dann intensiver zu behandeln und nachzubeobachten, als Patienten mit weniger aggressiven Tumoren.

Das jetzt auf Chromosom 7 entdeckte Gen MACC1 (die engl. Abkürzung bedeutet: mit Metastasen verbundener Dickdarmkrebs 1) kann Arzt und Patient helfen, diese Ungewissheit einzugrenzen, so die MDC- und Charité-Forscher. MACC1 schaltet einen Signalpfad in der Zelle an, der für das Krebswachstum und insbesondere für die Absiedlung von Tumorzellen entscheidend ist. Wissenschaftler nennen ihn kurz HGF/Met Signalpfad. Aktiviert MACC1 den HGF/Met Pfad, können die Krebszellen stärker wachsen, sich aus ihrem Zellverband lösen und sich als Tochtergeschwülste in weit vom Ursprungstumor entfernten Organen ansiedeln.

Hohe MACC1 Werte – Höheres Risiko für Metastasen
Dem Gen auf die Spur kamen die Wissenschaftler des MDC und der Charité durch den Vergleich von gesundem Gewebe mit Gewebeproben von 103 Darmkrebspatienten im Alter zwischen 20 und 88 Jahren. Von diesen Krebspatienten waren 60 zur Zeit ihrer Operation frei von Metastasen. Von ihnen waren noch 37 Patienten fünf Jahre nach Operation und Therapie metastasenfrei. Sie hatten bei der Erstdiagnose niedrige MACC 1-Werte in den Darmtumoren. Hingegen hatten 23 Patienten nach fünf Jahren Metastasen bekommen. Bei ihnen hatten die Forscher zuvor hohe MACC 1-Werte in den Tumorgewebeproben nachgewiesen.

Das heißt, Patienten mit hohen MACC1-Werten hatten eine sehr viel größeres Metastasen-Risiko und damit eine ungünstigere Überlebensprognose als Patienten, bei denen das Gen nur sehr wenig aktiv ist. Das heißt aber auch, das Metastasen-Gen hilft zukünftig wahrscheinlich zu entscheiden, ob ein Patient eine intensivere Therapie benötigt, oder ob sie ihm erspart werden kann, betonen die Forscher. Sie gehen davon aus, dass „die Expressionsanalyse von MACC1 im Primärtumorgewebe wahrscheinlich zu einer weiteren Individualisierung und Optimierung der Therapie beim Dickdarmkrebs beitragen kann.“

Jetzt wollen die Wissenschaftler von MDC und Charité mit ihren Kollegen prüfen, ob das Gen MACC1 auch bei anderen Tumoren, wie z. B. Lungen-, Brust- und Magenkrebs, eine genauere Vorhersage über den Verlauf einer Krebserkrankung erlaubt.

MACC1, a newly identified key regulator of HGF-Met signaling, predicts colon cancer metastasis

Ulrike Stein1,2, Wolfgang Walther1,2, Franziska Alt1,2, Holger Schwabe2, Janice Smith1, Iduna Fichtner1, Walter Birchmeier1, Peter M. Schlag 1,2

1Max Delbrück Center for Molecular Medicine, Robert RössleStrasse 10, 13125 Berlin, Germany

2Department of Surgery and Surgical Oncology, Robert Rössle Cancer Hospital Charité University Medicine Berlin, Lindenberger Weg 80, 13125 Berlin, Germany

Barbara Bachtler
Pressestelle
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
Robert-Rössle-Straße 10
13125 Berlin
Tel.: +49 (0) 30 94 06 – 38 96
Fax: +49 (0) 30 94 06 – 38 33
e-mail: presse@mdc-berlin.de

Media Contact

Barbara Bachtler idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Die Roboterhand lernt zu fühlen

Fraunhofer IWS kombiniert Konzepte aus der Natur mit Sensorik und 3D-Druck. Damit Ernteroboter, U-Boot-Greifer und autonome Rover auf fernen Planeten künftig universeller einsetzbar und selbstständiger werden, bringen Forschende des Fraunhofer-Instituts…

Regenschutz für Rotorblätter

Kleine Tropfen, große Wirkung: Regen kann auf Dauer die Oberflächen von Rotorblättern beschädigen, die Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit von Windenergieanlagen können sinken, vor allem auf See. Durch die Entwicklung innovativer Reparaturlösungen…

Materialforschung: Überraschung an der Korngrenze

Mithilfe modernster Mikroskopie- und Simulationstechniken konnte ein internationales Forschungsteam erstmals beobachten, wie gelöste Elemente neue Korngrenzphasen bilden. Mit modernsten Mikroskopie- und Simulationstechniken hat ein internationales Forscherteam systematisch beobachtet, wie Eisenatome…