Genetische Isolation macht Orang-Utans anfällig auf Umweltveränderungen

Wie ein internationales Forschungsteam um den Anthropologen Michael Krützen von der Universität Zürich nachweisen konnten, sind die verschiedenen Populationen trotz ihres rezenten Alters genetisch stark voneinander isoliert.

Dadurch sind diese grossen Menschenaffen extrem anfällig auf Umweltveränderungen. Denn das genetische Potential, sich diesen Veränderungen anzupassen, ist in den jeweiligen Populationen limitiert.

Orang-Utans gehören zu den nächsten Verwandten des Menschen und zählen zu den stark gefährdeten Arten. Eine grosse Gefahr für die Orang-Utan-Bestände auf Borneo, der drittgrössten Insel der Welt, ist die Zerstörung des Lebensraums durch die Gewinnung von Palmöl und Tropenhölzern.

Heftig umstritten unter Experten sind die Entstehungsgeschichte der Orang-Utans sowie Fragen zur Stabilität der Populationen. Jetzt kann ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Anthropologen der Universität Zürich in ihrer eben in den Proceedings of the National Academy of Science erschienen Studie erstmals nachweisen, dass die Orang-Utan-Populationen auf Borneo sehr jung sind.

An der Universität Zürich wurden die genetischen Daten praktisch aller auf Borneo aktiven Forschungsstationen ausgewertet. Es handelt sich dabei um die ausführlichste und umfangreichste je durchgeführte genetische Analyse an wildlebenden Orang-Utans. Die so gewonnen genetischen Daten stellen die bisher gültige Taxonomie, die zur Hauptsache auf morphologischen Merkmalen beruhte, in Frage.

«Trotz ihres rezenten Alters unterscheiden sich die verschiedenen Orang-Utan-Populationen Borneos genetisch sehr stark voneinander», fasst Natasha Arora, Hauptautorin des Artikels und Doktorandin am Anthropologischen Institut, die neuen Erkenntnisse zusammen. Verantwortlich dafür sind unter anderem die starke Tendenz der Weibchen, ihr Leben in den Regionen zu verbringen, in denen sie geboren wurden, sowie die vielen für die grossen Menschenaffen untraversierbaren Flüsse.

Durch ihre begrenzte geographische Verbreitung und die relativ starke genetische Isolation voneinander sind die Orang-Utan-Populationen Borneos extrem anfällig gegenüber Umwelteinflüssen wie Klimawandel und anderen durch Menschen verursachte Bedrohungen wie die Zerstörung des Lebensraums. «Die neuen Ergebnisse werden für die Erhaltung der Orang-Utans als Art sehr wichtig sein», erläutert Michael Krützen die Bedeutung der Forschungsresultate.

Literatur:
Natasha Arora, Alexander Nater, Carel P. van Schaik, Erik P. Willems, Maria A. van Noordwijk, Benoit Goossens, Nadja Morf, Meredith Bastian, Cheryl Knott, Helen Morrogh-Bernard, Noko Kuze, Tomoko Kanamori, Joko Pamungkas, Dyah Perwitasari-Farajallah, Ernst Verschoor, Kristin Warren, and Michael Krützen: The effects of Pleistocene glaciations and rivers on the population structure of Bornean orangutans (Pongo pygmaeus). Proceedings of the National Academy of Sciences. DOI: 10.1073/pnas.1010169107
Kontakte:
Natasha Arora
Universität Zürich
Anthropologisches Institut und Museum
Tel. +41 44 635 54 32
E-Mail: n.arora@aim.uzh.ch
Dr. Michael Krützen
Universität Zürich
Anthropologisches Institut und Museum
Tel. +41 44 635 54 12
E-Mail: michael.kruetzen@aim.uzh.ch

Media Contact

Beat Müller idw

Weitere Informationen:

http://www.uzh.ch

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Hochleistungsfähiger Ceriumoxid-Thermoschalter für effiziente Wärmeregelung und nachhaltige Energiesysteme.

Langlebig, Effizient, Nachhaltig: Der Aufstieg von Ceriumoxid-Thermoschaltern

Bahnbrechende Thermoschalter auf Basis von Ceriumoxid erreichen bemerkenswerte Leistungen und revolutionieren die Steuerung des Wärmeflusses mit nachhaltiger und effizienter Technologie. Ceriumoxid-Thermoschalter revolutionieren die Steuerung des Wärmeflusses Thermoschalter, die den Wärmeübergang…

Industrielle Roboter senken CO₂-Emissionen in der Fertigung für nachhaltigen Welthandel.

Wie industrielle Roboter Emissionen in der globalen Fertigung reduzieren

Eine neue Studie untersucht die Schnittstelle zwischen industrieller Automatisierung und ökologischer Nachhaltigkeit, wobei der Schwerpunkt auf der Rolle industrieller Roboter bei der Reduzierung der Kohlenstoffintensität von Exporten aus der Fertigung…

3D-gedruckte Biokeramische Transplantate für personalisierte kraniomaxillofaziale Knochenrekonstruktion.

Patienten können durch präzise, personalisierte Biokeramische Transplantate heilen

Eine kürzlich veröffentlichte Übersichtsarbeit revolutioniert die Landschaft der craniomaxillofazialen Knochenregeneration durch die Einführung personalisierter biokeramischer Transplantate. Diese bahnbrechende Forschung untersucht die Herstellung und das klinische Potenzial synthetischer Transplantate, die mittels…