Gewebeproben zellgenau ausschneiden
Ein neu implementiertes Laser-Mikrodissektions-System ermöglicht in der Forschung am Universitätsklinikum Jena genomische, proteomische und metabolomische Analysen mit höchster räumlicher Auflösung. Das System wurde von der Thüringer Aufbaubank mit 300.000 Euro gefördert.
Krebszelle ist nicht gleich Krebszelle – selbst im Gewebe desselben Tumors können Zellen je nach Ort und Funktion unterschiedliche Mutationen, abweichende Genprofile und variierende Proteinmuster aufweisen. Für Analysen, die das gesamte Genom oder alle hergestellten Eiweiße erfassen, ist deshalb eine genaue Auswahl des Gewebebereiches oder sogar der einzelnen Zelle notwendig. Ein jetzt am Universitätsklinikum Jena (UKJ) neu implementiertes Laser-Mikrodissektions-System ermöglicht genau das: Im mikroskopischen Bild gefärbter Gewebeschnitte lassen sich Bereiche mit Mikrometergenauigkeit markieren, mit einem Laser ausschneiden und berührungslos für die weitere Untersuchung aufbereiten.
„Diese zellgenaue Probenauswahl erhöht die Aussagekraft der modernen Analysemethoden immens. In Verbindung mit der Laser-Mikrodissektion erhalten die Genomik mit Next-Generation-Sequencing und die auf Massenspektrometrie basierende Proteomik eine räumliche Auflösung, die für das tiefergehende Verständnis von Tumoren in einer personalisierten Diagnostik, Prognose und Therapieplanung besonders wichtig ist“, betont Prof. Ferdinand von Eggeling. Der Wissenschaftler an der HNO-Klinik des UKJ betreut das neue System, das bereits in Forschungskooperationen mit Teams in der Pathologie, der Proteomanalyse, und den onkologischen Laboren der Urologie, Gynäkologie und HNO-Heilkunde zum Einsatz kommt.
Wenn Gen-, Protein- oder Stoffwechselprofile quasi mit einer Zelladresse versehen werden können, lassen sich beispielsweise Signalprozesse nachverfolgen oder spezifische Biomarker identifizieren. Aber nicht nur in der Krebsforschung zur Untersuchung von Tumoren und Metastasen kann die Laser-Mikrodissektion eingesetzt werden. Sie ermöglicht auch die detailliertere Charakterisierung dynamischer Zellmodelle. „Wir kooperieren gern mit weiteren interessierten Arbeitsgruppen und entwickeln unser Methodenwissen weiter“, so Ferdinand von Eggeling.
Die Implementierung der neuen Forschungsinfrastruktur am UKJ wurde vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft mit EFRE-Mitteln in Höhe von knapp 300.000 Euro gefördert.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
apl. Prof. Dr. Ferdinand von Eggeling
Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum Jena
Ferdinand.von_Eggeling@med.uni-jena.de
Telefon: +49 3641 9-39081
Originalpublikation:
von Eggeling F, Hoffmann F. Microdissection-An Essential Prerequisite for Spatial Cancer Omics. Proteomics, 2020 Sep;20(17-18):e2000077. DOI: 10.1002/pmic.202000077
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