Hoher Anteil an zytotoxischen T-Zellen in COVID-19 PatientInnen mit mildem Verlauf

Komplement Rezeptor-gefärbte, Virus-infizierte Immunzellen (Virus in Pink; Komplementrezeptor in Grün, Zytoplasma in Orange; Zellkerne in Blau).
(c) Doris Wilflingseder

Tranlationale Studie gibt neue Einblicke in das SARS-CoV-2-Infektionsgeschehen.

Eine Studie der Medizinischen Universität Innsbruck an Geweben von COVID-19 PatientInnen liefert überraschende Einsichten in den Verlauf von Corona-Infektionen. Die Daten belegen, dass hohe SARS-CoV-2-Antikörpertiter mit einem schweren Krankheitsverlauf verbunden sind. Eine robuste T-Zell-Aktivität korreliert hingegen mit leichten Symptomen. Die Ergebnisse sind auch für andere respiratorische Erkrankungen relevant.

Einem Team um den Immunologen Wilfried Posch vom Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie (Direktorin: Cornelia Lass-Flörl) an der Medizin Uni Innsbruck gelang es, die zellulären (T-Zellen) und humoralen (Antikörper) Immunantworten zu charakterisieren, die bei PatientInnen mit mildem, schwerem und kritischem COVID-19 Verlauf ausgelöst werden. In Zusammenarbeit mit mehreren Tiroler Krankenhäusern wurden dazu in Gewebeproben von COVID-19 PatientInnen 30 bis 40 Tage nach positivem PCR-Test nicht nur Antikörpertiter, sondern auch Virus-Neutralisation, T-Zellreaktionen und Anaphylatoxin-Spiegel untersucht. Das Fachjournal Frontiers in Immunology berichtet darüber.

Schwere Verläufe bei hohen Antikörpertitern

„Bei Patienten mit leichten Infektionen ließen sich robuste zytotoxische T-Zell-Reaktionen bzw. ein niedriger Anaphylatoxinspiegel nachweisen. Anaphylatoxin ist ein Entzündungsprotein, das vor allem bei kritischem Verlauf hochreguliert wird. Darüber hinaus stellten wir fest, dass hohe SARS-CoV-2-Antikörpertiter – darunter fallen neutralisierende als auch nicht-neutralisierende Antikörper – mit einem schweren Krankheitsverlauf verbunden sind, denn viele nicht-neutralisierende Antikörper binden an das Virus und heizen die Produktion von Immunkomponenten wie Anaphylatoxinen an. Die Folge ist ein Zytokinsturm, also eine erhöhte Entzündungsreaktion“, erklärt Wilfried Posch.

Diese gewebsschädigende und mitunter lebensbedrohliche Entwicklung (Hyperinflammation) im Rahmen einer SARS-CoV-2-Infektion, konnte von Wilfried Posch und seiner Kollegin, der Infektionsbiologin Doris Wilflingseder, vor kurzem bereits in einem humanen dreidimensionalen Zellkulturmodell für den oberen und unteren Respirationstrakt quasi im Live-Modus nachgewiesen werden. Mit den Daten aus der aktuellen klinischen Studie wurde das Ergebnis aus der Zellkultur nun eindrucksvoll bestätigt.

Therapeutisches Angriffsziel

„Dass die Hyperinflammation mit der chemischen Blockade dieser Anaphylatoxine verhindert werden könnte, haben wir ebenfalls in unserem 3D-Modell gezeigt. In ersten klinischen Studien wird das mit bereits zugelassenen Medikamenten, die gegen diese Immunfragmente wirken, schon untersucht“, weiß Posch, dessen Erkenntnisse auch für die Behandlung anderer Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege einen Mehrwert besitzen. Denn der neue Ansatz könnte nicht nur bei COVID-19 PatientInnen mit schweren Verläufen, sondern auch bei anderen respiratorischen Erkrankungen, in deren Rahmen es durch Hyperinflammation zu nachhaltigen Lungengewebsschäden kommt, therapeutisches Potenzial haben.

Steckbrief

Wilfried Posch ist gebürtiger Kufsteiner, studierte Molekularbiologie und habilitierte im Fach Immunologie. Seit 2020 hat er eine Laufbahnprofessur inne. Im Fokus seines Forschungsinteresses stehen die Erforschung neuartiger Infektionskrankheiten und deren Wechselwirkungen mit dem Immunsystem.

Originalpublikation:

Potent SARS-CoV-2-Specific T Cell Immunity and Low Anaphylatoxin Levels Correlate With Mild Disease Progression in COVID-19 Patients. https://doi.org/10.3389/fimmu.2021.684014

The Last Page: SARS-CoV-2–infected primary human airway epithelia illustrate mucus hypersecretion. https://doi.org/10.1016/j.jaci.2021.05.047

Weitere Informationen:

https://www.i-med.ac.at/pr/presse/2021/41.html [Pressebilder zum Herunterladen]

Media Contact

Doris Heidegger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Medizinische Universität Innsbruck

Alle Nachrichten aus der Kategorie:

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Schimpanse in einem tropischen Wald, der genetische Anpassungen zum Überleben zeigt.

Parallele Pfade: Das Verständnis von Malariaresistenz bei Schimpansen und Menschen

Die nächsten Verwandten des Menschen passen sich genetisch an Lebensräume und Infektionen an Überleben des am besten Angepassten: Genetische Anpassungen bei Schimpansen aufgedeckt Görlitz, 10.01.2025. Schimpansen verfügen über genetische Anpassungen,…

Ballaststoffreiche Lebensmittel fördern Darmgesundheit und Antikrebswirkung

Du bist, was du isst – Stanford-Studie verbindet Ballaststoffe mit Modulation von Anti-Krebs-Genen

Die Ballaststofflücke: Ein wachsendes Problem in der amerikanischen Ernährung Ballaststoffe sind bekanntlich ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung, doch weniger als 10 % der Amerikaner konsumieren die empfohlene Mindestmenge. Eine…

RNA-bindendes Protein RbpB reguliert den Stoffwechsel der Darmmikrobiota in Bacteroides thetaiotaomicron.

Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl – RNA-Protein-Entdeckung für eine bessere Immunität

HIRI-Forscher entschlüsseln Kontrollmechanismen der Polysaccharidverwertung in Bacteroides thetaiotaomicron. Forschende des Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) und der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg haben ein Protein sowie eine Gruppe kleiner Ribonukleinsäuren (sRNAs) in…